| # taz.de -- AfD Berlin und Verfassungsschutz: Hand in Hand mit dem Geheimdienst | |
| > Die AfD Berlin attackiert Innensenator Geisel nach einem geleaktem | |
| > Verfassungsschutzbericht. Das zeigt, wie unbrauchbar der Geheimdienst | |
| > ist. | |
| Bild: Nachricht vom Geheimdienst? Afdler Georg Pazderski im Abgeordnetenhaus | |
| Berlin taz | Diese Woche hat sich gezeigt, warum mit dem Berliner | |
| Verfassungsschutz (VS) kein Demokratieschutz zu machen ist: Offenbar haben | |
| Beamt:innen des VS, die eigentlich für die Beobachtung von | |
| Rechtsextremismus zuständig sein sollen, einem ihrer Beobachtungsobjekte, | |
| der kontinuierlich nach rechts driftenden Berliner AfD, einen vertraulichen | |
| Berichtsentwurf zugesteckt. | |
| Das auch der taz vorliegende 43-seitige Dokument liest sich in Teilen | |
| [1][wie ein Gefälligkeitsgutachten]. Trotz in dem Entwurf dokumentierter | |
| menschenfeindlicher Aussagen von AfD-Accounts in den sozialen Medien sowie | |
| der Verbreitung von rechtsextremer Ideologie sei die AfD Berlin in der | |
| Summe nicht verfassungsfeindlich, heißt es in dem Papier. [2][Verbindungen | |
| in die extreme Rechte] wurden ignoriert. | |
| Entsprechend hat die AfD die ihr angenehmen Passagen des Dokuments | |
| instrumentalisiert und damit den Innensenator Andreas Geisel (SPD) scharf | |
| attackiert. Er habe versucht, Einfluss auf den VS auszuüben, um die AfD zu | |
| einem Verdachtsfall für den Geheimdienst zu erklären. Sogar einen | |
| Missbilligungsantrag gegen Geisel will die AfD nun im Abgeordnetenhaus | |
| stellen. | |
| Die Innenverwaltung weist die Vorwürfe zurück. Weder Innensenator noch | |
| Staatssekretär hätten Kenntnis von dem Entwurf gehabt. Zudem sei der | |
| Zwischenbericht des Rechtsextremismus-Referats nicht abgestimmt, andere | |
| Abteilungen hätten methodische Mängel festgestellt, Erkenntnisse des | |
| Bundes-VS fehlten. Geisel hat mittlerweile Anzeige wegen Geheimnisverrats | |
| gegen Unbekannt erstattet und personelle Konsequenzen gezogen – der | |
| [3][Referatsleiter der für Rechtsextremismus zuständigen Abteilung] ist | |
| seit Freitag freigestellt. | |
| ## Verfassungsschutz hilft nicht bei Demokratieschutz | |
| Der Angriff der AfD ist dabei eher als verzweifelte Abwehraktion zu werten. | |
| Hintergrund ist die laut Sicherheitskreisen unmittelbar bevorstehende | |
| Einordnung der bundesweiten AfD von einem rechtsextremen Prüffall zu einem | |
| Verdachtsfall. Tritt das ein, darf der Verfassungsschutz geheimdienstliche | |
| Mittel anwenden, etwa V-Personen anwerben oder Observationen durchführen. | |
| [4][Für Beamt:innen] dürfte dann die aktive Mitgliedschaft in der AfD | |
| ein Problem sein. | |
| Der Fall zeigt einmal mehr, dass der Verfassungsschutz der Bekämpfung von | |
| Rechtsextremismus oft eher im Weg steht. Vielen für Rechtsextremismus | |
| verantwortlichen Beamt:innen bei dem Geheimdienst ist nicht zu trauen. | |
| Und der Einsatz von V-Personen in der AfD würde wohl nach hinten losgehen, | |
| weil am Ende nachrichtendienstliche Informationen an die Partei fließen | |
| würden. Die gesellschaftliche Ausgrenzung der AfD sowie die Beobachtung | |
| durch antifaschistische Recherche-Kollektive und Journalist:innen haben | |
| mehr für den Demokratieschutz getan. | |
| 22 Jan 2021 | |
| ## LINKS | |
| [1] /AfD-Berlin-und-der-Verfassungsschutz/!5742093 | |
| [2] https://www.tagesspiegel.de/berlin/verdaechtiger-der-anschlagsserie-von-neu… | |
| [3] /AfD-Affaere-beim-Verfassungsschutz-Berlin/!5745957 | |
| [4] /AfD-und-Verfassungsschutz/!5742009 | |
| ## AUTOREN | |
| Gareth Joswig | |
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