# taz.de -- Landesregierung gegen Alleingang: Kein Sonderweg beim Homeoffice | |
> Der Senat schließt sich der kritisierten Bundesregelung an. Ein eigenes | |
> strengeres Papier sah ein ausdrückliches Verbot von Büro-Bildschirmarbeit | |
> vor. | |
Bild: Der Berliner Senat geht vorerst doch keinen strengeren Sonderweg beim The… | |
Berlin taz | Auch in Berlin wird es keine harte Pflicht zur Heimarbeit | |
geben: Der rot-rot-grüne Senat hat am Dienstag beschlossen, die ab diesem | |
Mittwoch geltende [1][Homeoffice-Verordnung des Bundesarbeitsministeriums] | |
zu übernehmen. Die wurde in den vergangenen Tagen als nicht streng genug | |
kritisiert. Dabei war eine schärfere Fassung im Senat durchaus in der | |
Diskussion: Ein Papier enthielt dabei den der taz vorliegenden | |
Formulierungsvorschlag, Bildschirmarbeit in Büros sei, von wenigen | |
Ausnahmen abgesehen, „verboten“. Die bundesweite Regelung hingegen | |
beschränkt sich darauf, dass Arbeitgeber Heimarbeit anbieten müssen – die | |
Arbeitnehmer sollen selbst entscheiden, ob sie das nutzen. Der Senat will | |
jedoch nachschärfen, wenn der jetzige Beschluss zu wenig bringt. | |
Seit mehreren Wochen hatte vor allem Regierungschef Michael Müller (SPD) | |
Wirtschaftsbetriebe dazu gedrängt, ihren Mitarbeitern mehr Heimarbeit zu | |
ermöglichen. Ihm seien die Straßen sowie Busse und Bahnen im Vergleich zum | |
ersten Lockdown im Frühjahr 2020 weiter zu voll. Fahrgastzahlen belegten | |
die größere Mobilität während der derzeitigen Coronaregeln. In der Sitzung | |
des Senats nach dem jüngsten digitalen Treffen der Ministerpräsidenten | |
hatte Müller vergangenen Mittwoch angekündigt, dass der Senat an diesem | |
Dienstag noch mal über die genauen Regeln zu Homeoffice diskutieren würde. | |
Im Vorfeld der Sitzung gab es dazu auch eine Vorlage aus der Verwaltung von | |
Arbeitssenatorin Elke Breitenbach (Linkspartei) mit dem erwähnten Verbot | |
der Beschäftigung „an Arbeitsplätzen gemäß § 2, Absatz 5“ der | |
Arbeitsschutzverordnung, die dort als „Bildschirmarbeitsplätze“ festgelegt | |
sind. Bei der nun übernommenen Fassung von Bundesarbeitsminister Hubertus | |
Heil (SPD) ist es den Arbeitnehmern überlassen, ein Homeoffice-Angebot | |
anzunehmen oder nicht. Aus Sicht von Kritikern drückt sich die Politik | |
damit um eine klare Vorgabe und setzt die Arbeitnehmer unter Druck. | |
Warum sich das eigene, strenger formulierte Papier (ohne | |
Entscheidungsspielraum) nicht durchsetzte, blieb am Dienstag in der | |
Pressekonferenz nach der Senatssitzung offen. „Es gab Papiere, aber heute | |
haben wir gesagt, dass wir uns auf die Bundesverordnung konzentrieren“, | |
sagte Gesundheitssenatorin Dilek Kalyci (SPD). Deren Einhaltung werde | |
„stichprobenartig“ kontrolliert, zuständig ist das Landesamt für | |
Arbeitsschutz, Gesundheitsschutz und technische Sicherheit. Nach | |
taz-Informationen sind in Berlin pro Woche 80 Kontrollen geplant, | |
schwerpunktmäßig in Betrieben mit Großraumbüros. | |
## In zwei Wochen Überprüfung | |
In der Pressestelle von Senatorin Breitenbach hieß es auf die | |
taz-Nachfrage, warum sich die Breitenbach-Fassung nicht durchsetzte, | |
lediglich, der Senat habe die jetzige Fassung beschlossen. Aus | |
Senatskreisen war indes zu hören, das Papier habe „Fragen“ aufgeworfen. | |
Rechtliche Bedenken und Zweifel an der Umsetzbarkeit führten demnach dazu, | |
dass Berlin auf einen strengeren Sonderweg verzichtete. | |
Die Landesregierung ließ sich aber die Möglichkeit offen, doch noch eigene, | |
strengere Formulierungen zu beschließen. „Wir werden in zwei Wochen eine | |
Auswertung der Arbeitsverwaltung bekommen, ob die Vorgaben, die vom Bund | |
initiiert worden sind, auch tatsächlich umgesetzt werden“, sagte Kalayci. | |
„Wenn wir feststellen, dass das nicht gut funktioniert, wird es Vorschläge | |
geben, wie wir noch einmal nachschärfen.“ | |
26 Jan 2021 | |
## LINKS | |
[1] https://www.bundesanzeiger.de/pub/publication/5QH1uegEXs2GTWXKeln/content/5… | |
## AUTOREN | |
Stefan Alberti | |
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