# taz.de -- Proteste gegen Freibad-Abriss: Auf dem Trockenen | |
> In Hamburg-Hamm wird das Freibad Aschberg abgerissen und muss dem | |
> Wohnungsbau weichen. Gleichwertigen Ersatz gibt es nicht. | |
Bild: Der Abbruch hat begonnen: Becken und Rutsche im Aschbergbad sollen weichen | |
HAMBURG taz | Die Kreissägen rotieren seit Beginn dieser Woche auf dem | |
Freibadgelände, der Abbruch der Gebäude soll bald folgen. Damit ist das | |
Schicksal des [1][Freibads Aschberg] in Hamm endgültig besiegelt. „Hier | |
sind jetzt die ersten Bäume gefallen – das ist ein trauriger Tag für den | |
ganzen Hamburger Osten“, klagt Knut Siggelkow von der Bezirksinitiative | |
„Hamburgs Wilder Osten“.„Der Bezirk pfeift auf die Stimmen der Menschen a… | |
Hamm, Horn und Rothenburgsort, die ‚das Aschberg‘ liebten und es erhalten | |
wollen.“ | |
Denn mit dem Beginn der Abrissarbeiten am Freibad Aschberg schafft der | |
Bezirk Hamburg-Mitte Fakten. Das Freibad soll dem neuen Wohnquartier | |
„Osterbrook Höfe“ weichen. Damit werde, so sagt es der Fraktionschef der | |
FDP-Mitte, Timo Fischer, in Hamm „dringend benötigter und bezahlbarer | |
Wohnraum geschaffen.“ | |
Einen Planaufstellungsbeschluss für das Bauprojekt mit über 800 Wohnungen | |
für 2.000 neue Bewohner*innen hat der Bezirk mit den Stimmen von SPD, | |
CDU und FDP im Juni 2019 beschlossen. Doch bislang gibt es weder den | |
notwendigen Bebauungsplan „Hamm 3“ noch hat eine öffentliche Plandiskussion | |
mit Bürger*innenbeteiligung stattgefunden. Diese soll, weiß die | |
Sprecherin des Bezirks, Sorina Weiland, „im Frühjahr folgen“. | |
Das Wohnbauprojekt sieht vor, auf dem Gelände des Freibads Aschberg die | |
neuen Sportplätze für das Quartier zu errichten. Dafür soll westlich des | |
heutigen Freibads ein Sportpark samt neuem Quartiersbad entstehen. Doch | |
statt eines großen Freibads mit 50-Meter-Becken und 111 Meter langer | |
Wasserrutsche plant die Bäderland-Gruppe dort nur ein Mini-Hallenbad mit | |
einem gerade mal 25 Meter kurzen und nur sieben bis acht Meter schmalen | |
Becken und stark eingeschränkter öffentlicher Nutzung. | |
## Mini-Hallenbad ersetzt großzügiges Freibad | |
„Kein winziges, überdachtes Pseudoplanschbecken ohne jeglichen Charme kann | |
ein so großes Freibad mit viel Platz für Kinder zum Toben, einer riesigen | |
Rutsche, Springtürmen und drei Becken für Groß und Klein ersetzen“, sagt | |
Stadtteilaktivist Maik Cabrera Ferling. Er hat eine Online-Petition „Gegen | |
den ersatzlosen Abriss des Freibads Aschberg“ ins Leben gerufen. | |
Mittlerweile haben über 5.000 Menschen das Papier unterzeichnet. | |
Nicht der einzige Protest gegen die Bäderland-Pläne. „Das Freibad Aschberg | |
ist seit Generationen ein wichtiger Ort der Freizeitgestaltung, der | |
Erholung und des Sports, auch für die Menschen in Rothenburgsort“, heißt es | |
in einer Stellungnahme des [2][Stadtteilrates Rothenburgsort]. „Mit seinen | |
erschwinglichen Eintrittspreisen, den Becken, Türmen und Rutschen für alle | |
Arten des Badevergnügens und dem weitläufigen Außengelände ist es ein | |
unverzichtbarer Teil der städtischen Schwimm- und Badekultur.“ | |
Bereits im November 2019 sprach sich der Stadtteilrat mit 30:1 Stimmen | |
gegen den Abriss des Freibads Aschberg aus und forderte die beteiligten | |
Investoren und die Genehmigungsbehörden auf, „die Planung der Wohnbebauung | |
in Hamm dahingehend zu überarbeiten, dass das Freibad Aschberg am | |
derzeitigen Standort mit seinem heutigen Charakter erhalten bleibt“. | |
Das aber wird nun nicht mehr passieren. Bäderland, Betreiber des bisherigen | |
Freibads und auch der neuen Quartiersschwimmhalle, findet das richtig so: | |
„Das neue Bad ist 365 Tage im Jahr offen und nicht nur 50 Tage im Sommer | |
nutzbar – dadurch können wir der Öffentlichkeit ein wesentlich besseres | |
Nutzungs-Angebot machen“, sagt Unternehmenssprecher Michael Dietel. | |
## Der Stadtteilrat sprach sich vergeblich gegen Abriss aus | |
Und auch für Vereine und Schulen – für die ein Großteil der Öffnungszeit | |
reserviert bleiben wird – könne Bäderland nun endlich „ein ganzjähriges | |
Angebot machen – die waren bislang ja ganz draußen vor“. Dass sich ein | |
solches Bad, für dass Dietel mit „anderthalb bis zwei Jahren Bauzeit ab dem | |
Startschuss“ rechnet, „betriebswirtschaftlich mehr lohnt“ als ein großes, | |
nur im Sommer nutzbares Freibad, sei für den Betreiber Bäderland dabei | |
natürlich „ein schöner Nebeneffekt“. | |
22 Jan 2021 | |
## LINKS | |
[1] https://www.badi-info.ch/a/hamburg-aschberg.html | |
[2] https://www.stadtteilrat-rothenburgsort.de/ | |
## AUTOREN | |
Marco Carini | |
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