| # taz.de -- Neue Gesetze 2021: Soli weg, Mindestlohn steigt | |
| > Es gibt ein bisschen mehr Hartz IV und die Grundrente kommt. Wer steht im | |
| > neuen Jahr finanziell besser da? Ein Überblick. | |
| Bild: Für wen geht die Rechung 2021 wohl auf? | |
| Berlin taz | Kein Soli mehr, wieder eine höhere Mehrwertsteuer, mehr | |
| Kindergeld, aber auch höhere Bemessungsgrenzen für Renten- und | |
| Krankenversicherung. Das neue Jahr bringt Änderungen – die sich auszahlen | |
| oder auch nicht. | |
| [1][Der sogenannte Solidaritätszuschlag, also der Zuschlag von 5,5 Prozent] | |
| auf die fällige Einkommensteuerschuld, wird ab dem 1. Januar 2021 nicht | |
| mehr erhoben für Leute, die bis zu rund 62.000 Euro an zu versteuerndem | |
| Jahreseinkommen haben (Ehepaare: 124.000 Euro). Die höhere Mittelschicht | |
| profitiert am meisten: Ein Ehepaar mit 120.000 Euro an zu versteuerndem | |
| Einkommen spart 2.132 Euro an Steuern, errechnete die Stiftung Warentest. | |
| [2][Die Homeoffice-Pauschale kommt:] Wer tageweise zu Hause arbeitet, kann | |
| fünf Euro am Tag, aber nur maximal 600 Euro im Jahr bei der Steuer geltend | |
| machen. Da die Pauschale zu den Werbungskosten zählt, profitieren | |
| Steuerzahler allerdings nur dann davon, wenn sie die bisher geltende | |
| Werbekostenpauschale von 1.000 Euro im Jahr schon durch andere Jobkosten | |
| geltend machen und die Homeoffice-Pauschale sozusagen oben draufschlagen. | |
| Ab Januar steigt das Kindergeld für das erste und zweite Kind von 204 auf | |
| 219 Euro pro Monat, für das dritte Kind auf 225 Euro, für das vierte auf | |
| 250 Euro im Monat. Die steuerlichen Kinderfreibeträge werden entsprechend | |
| angehoben. Das Kindergeld wird auf den Bezug von Hartz IV angerechnet. | |
| [3][Die Hartz-IV-Regelsätze steigen leicht:] Ein alleinstehender | |
| Erwachsener bekommt künftig 446 Euro im Monat, 14 Euro mehr als bisher. Die | |
| anderen Regelsätze steigen ebenfalls. Bei Kindern im Alter von 14 bis 17 | |
| Jahren legt der Regelsatz von 328 Euro auf 373 Euro zu. | |
| ## Die Grundsicherung kommt | |
| Der gesetzliche Mindestlohn wird zum 1. Januar von derzeit 9,35 Euro auf | |
| 9,50 Euro brutto angehoben und dann am 1. Juli 2021 auf 9,60 Euro brutto | |
| die Stunde. Damit steigt der Mindestlohn prozentual gesehen langsamer als | |
| der Hartz-IV-Regelsatz. | |
| Die Grundrente kommt ab dem 1. Januar 2021. Schätzungsweise 1,3 Millionen | |
| RentnerInnen mit ehemals kleinen Einkommen, die mindestens 33 Jahre | |
| Rentenbeiträge eingezahlt hatten (inklusive Kindererziehungszeiten), sollen | |
| Zuschläge von im Schnitt 75 Euro im Monat bekommen. Die Auszahlung wird | |
| sich verzögern, berechnet wird aber rückwirkend. Die Leistung wird von den | |
| Behörden automatisch errechnet. | |
| Wer mindestens 33 Jahre in die Rentenkasse eingezahlt hat, nur eine kleine | |
| Rente erhält und auch mit der Grundrente nicht über Sozialhilfeniveau | |
| kommt, der oder die hat Anspruch auf ergänzende Grundsicherung im Alter mit | |
| ab 2021 neuen Freibeträgen von bis zu 223 Euro. Das heißt, auch für | |
| KleinrentnerInnen mit langer Versicherungszeit und ergänzender | |
| Grundsicherung kann das Monatseinkommen deutlich steigen. | |
| GutverdienerInnen müssen wegen der höheren Beitragsbemessungsgrenzen im | |
| Jahre 2021 mehr berappen: In der gesetzlichen Renten- und | |
| Arbeitslosenversicherung werden im Westen bis zu einem monatlichen | |
| Einkommen von 7.100 Euro (bisher 6.900 Euro) Beiträge fällig, in | |
| Ostdeutschland bis zu einem Einkommen von 6.700 Euro (bisher 6.450 Euro). | |
| In der gesetzlichen Krankenkasse steigen die Bemessungsgrenzen auf | |
| bundeseinheitlich 4.837,50 Euro im Monat. | |
| [4][Die Mehrwertsteuer wird nach einer vorübergehenden Senkung zum 1. | |
| Januar] wieder von 16, beziehungsweise 5 Prozent auf 19, beziehungsweise 7 | |
| Prozent angehoben. Diese Sätze galten auch vor dem Juli 2020. | |
| Das Baukindergeld wurde von der Bundesregierung um drei Monate verlängert. | |
| Die Förderung gibt es nun für BauherrInnen und ImmobilienkäuferInnen, die | |
| bis Ende März 2021 den notariellen Kaufvertrag abschließen oder eine | |
| Baugenehmigung haben. | |
| Menschen mit Behinderungen können bei der Steuererklärung ab 2021 höhere | |
| Pauschalbeträge geltend machen, durch die sie etwa Fahrtkosten von der | |
| Steuer absetzen können. | |
| [5][Außerdem tritt eine Regelung gegen Upskirting in Kraft:] Wer Frauen | |
| heimlich unter den Rock oder deren Dekollete fotografiert und solche Fotos | |
| verbreitet, kann künftig mit bis zu zwei Jahren Gefängnis bestraft werden. | |
| 1 Jan 2021 | |
| ## LINKS | |
| [1] /Parteien-Streit-um-Solidaritaetszuschlag/!5614739 | |
| [2] /Pro-und-Contra-zum-Recht-auf-Homeoffice/!5718420 | |
| [3] /Hartz-IV-Bezieherinnen-berichten/!5722573 | |
| [4] /Ende-der-Mehrwertsteuersenkung/!5736182 | |
| [5] /Haertere-Strafe-fuer-Upskirting/!5698063 | |
| ## AUTOREN | |
| Barbara Dribbusch | |
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