# taz.de -- Risiken von Crispr/Cas: Bund fördert unabhängige Studien | |
> Erstmals bekommt das Umweltministerium laut SPD Geld, um unabhängig von | |
> der Wirtschaft die Folgen neuer Gentechnikmethoden erforschen zu lassen. | |
Bild: Mit dem Gentechnik-Verfahren ist Crispr/Cas lässt sich Erbgut genauer ve… | |
Berlin taz | Der Bund will die Erforschung von Risiken der neuen | |
Gentechnikmethoden in der Landwirtschaft stärken. Das vor kurzem vom | |
Parlament beschlossene Haushaltsgesetz sieht in den kommenden 3 Jahren | |
350.000 Euro zusätzlich für Studien zur „Integration von Natur und | |
biologischer Vielfalt in andere Politikbereiche“ vor. | |
„Diese 350.000 Euro sollen ermöglichen, das erste Mal wirklich unabhängig | |
diese Technologie im Hinblick auf die Auswirkungen etwa auf Natur und | |
Ökologie zu untersuchen“, sagte SPD-Fraktionsvize Matthias Miersch der taz. | |
Auf sein Betreiben ist die Haushaltsstelle eingerichtet worden. Bisher | |
hätten viele Forscher „Angst vor Repressalien, weil sie von Drittmitteln | |
abhängig sind“. Solche Finanzierungen stammen oft von Firmen oder | |
Organisationen, die von neuen Gentechnikmethoden profitieren. | |
[1][Das bekannteste neue Gentechnik-Verfahren ist Crispr/Cas.] Mit ihm | |
lässt sich Erbgut genauer verändern als bisher. BefürworterInnen halten das | |
für nötig, um Pflanzen schneller an den Klimawandel anzupassen. Außerdem | |
könne man so Resistenzen gegen Schädlinge erreichen und den Pestizideinsatz | |
reduzieren. | |
GegnerInnen argumentieren, dass die Technik vor allem genutzt werde, um | |
Pflanzen gegen Pestizide immun zu machen und um eine umweltschädliche | |
Landwirtschaft etwa mit Monokulturen zu erleichtern. Zudem befürchten sie | |
unbeabsichtigte Veränderungen des Erbguts, die die Sicherheit | |
beeinträchtigen könnten. | |
## Natürliche und unnatürliche Mutationen | |
„Die Herausforderungen, die neuartige gentechnisch veränderte Organismen | |
für die Risikobewertung, das Monitoring, die Gesellschaft und ihre | |
rechtliche Einordnung darstellen, müssen erfasst und Methoden für die | |
Risikobewertung und das Monitoring entwickelt werden“, erklärte die | |
Arbeitsgemeinschaft Haushalt der Fraktionen CDU/CSU und SPD zur Begründung | |
des neuen Forschungsbudgets. 250.000 Euro davon soll das | |
Bundesumweltministerium bereits 2021 ausgeben. | |
Befürworter der neuen Techniken argumentieren, diese würden nur Mutationen | |
auslösen, die auch die Natur hervorbringen könnte. Deshalb seien keine | |
besonderen Risiken zu erwarten. Zu diesem Einwand sagte Miersch: „Wenn das | |
so natürlich wäre, dann könnte man sich zum Beispiel kein Patentrecht auf | |
diese Pflanzen sichern, weil das ja letztlich etwas ist, was die Natur | |
längst hervorgebracht hat.“ Eine natürlich auftretende Mutation sei das | |
eine. „Wenn ich aber diesen Prozess stimuliere von außen, dann ist für mich | |
die Frage, was diese Stimulation in der freien Wildbahn auslösen kann.“ | |
[2][Miersch zufolge ist die Agrogentechnik-Lobby derzeit sehr aktiv], um | |
die Entscheidung des Europäischen Gerichtshof zu den neuen Methoden „zu | |
konterkarieren“. Die Richter urteilten 2018, dass die Behörden Pflanzen, | |
die etwa mit Crispr/Cas geschaffen worden sind, wie Organismen der alten | |
Gentechnik auf Risiken prüfen müssten. Zudem gelte auch für Lebensmittel | |
aus den neuen Pflanzen die Pflicht zur Kennzeichnung als „gentechnisch | |
verändert“. „Das wird aber von seiten der CDU/CSU nicht akzeptiert“, sag… | |
Miersch. Bei den Grünen, die Agrogentechnik bislang kategorisch ablehnten, | |
„gibt es Aufweichungstendenzen, die mit Formelkompromissen beim letzten | |
Parteitag zugedeckt worden sind“. | |
23 Dec 2020 | |
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## AUTOREN | |
Jost Maurin | |
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