# taz.de -- Genveränderung wegen Geruch: Unfruchtbare, säuische Eber | |
> Genveränderungen als Alternative zur Ferkelkastration? Forscher:innen | |
> wollen männlichen Schweinen den „Ebergeruch“ nehmen. | |
Bild: Kastration von Ferkeln. Auch mit Narkose: fies | |
HANNOVER dpa | Forscher am Friedrich-Loeffler-Institut (FLI) haben Schweine | |
genetisch so verändert, dass sie trotz eines männlichen Chromosomensatzes | |
weibliche Geschlechtsorgane ausbilden. Das Verfahren könnte in Zukunft eine | |
Alternative zur [1][Kastration männlicher Ferkel] bieten, mit der der | |
unangenehme „Ebergeruch“ verhindert werden soll, der manchen Menschen den | |
Appetit auf das Fleisch männlicher Schweine verdirbt. Die | |
Forschungsergebnisse sind in den [2][„Proceedings“ der US-Nationalen | |
Akademie der Wissenschaften] veröffentlicht. | |
Die Forscher hatten einen bestimmten Genbereich auf dem Y-Chromosom – dem | |
männlichen Geschlechtschromosom – aus dem Erbgut entfernt. Die | |
manipulierten Tiere hätten zwar weiterhin ein X- und ein Y-Chromosom – sind | |
also genetisch männlich -, seien aber „äußerlich und innerlich erstmal | |
nicht von weiblichen Tieren zu unterscheiden“, erklärt Björn Petersen vom | |
Institut für Nutztiergenetik bei Hannover, das zum FLI mit Hauptsitz auf | |
der Insel Riems bei Greifswald gehört. | |
Allerdings gleichen die manipulierten Tiere weiblichen Artgenossen nicht | |
vollständig: Nach neun Monaten hatten sie deutlich kleinere | |
Geschlechtsorgane, zudem sind sie unfruchtbar. | |
Es handele sich um Grundlagenforschung und nichts, was kurzfristig in die | |
Schweineproduktion übernommen werden könne, sagt Petersen. Da spreche | |
allein das Gentechnik-Gesetz dagegen. „Generell haben wir schon auch Ideen | |
oder Strategien, wie sowas auch in der Zucht eingesetzt werden könnte.“ | |
Denkbar sei, das Y-Chromosom bei Ebern so zu verändern, dass diese nur | |
weiblichen Nachkommen zeugen könnten. | |
## Entscheiden die Verbraucher:innen? | |
Mit Blick auf ethische Fragen sagt Petersen: „Da müssen sich dann sowohl | |
die Verbraucher als auch die Produzenten letztendlich fragen, was sie | |
wollen.“ Der unerwünschte Ebergeruch lässt sich auch durch eine | |
chirurgische Kastration verhindern oder mit Injektionen, die die | |
Geschlechtsreife hormonell verhindern, die sogenannte Immuno-Kastration. | |
Das Kastrieren männlicher Ferkel ohne Betäubung ist seit Jahresanfang in | |
Deutschland verboten. | |
Der Deutsche Tierschutzbund kritisiert das vorgestellte Verfahren. Wer | |
meine, Schweine mästen und den Ebergeruch vermeiden zu müssen, könne das | |
sehr viel unkomplizierter und verträglicher durch die Immuno-Kastration | |
erreichen. Gentechnik an Tieren lehne der Tierschutzbund generell ab. | |
10 Jan 2021 | |
## LINKS | |
[1] /Fleischkonzern-Toennies-schlachtet-wieder/!5695122 | |
[2] https://www.pnas.org/content/118/2/e2008743118 | |
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