# taz.de -- Private Krankenversicherungen: Covid-19-Willkür in der Assekuranz | |
> Ein positiver Coronatest könnte beim Abschluss einer privaten Kranken- | |
> oder Zusatzversicherung Probleme machen. Anbieter verfahren | |
> unterschiedlich. | |
Bild: Ein positiver Coronatest hat möglicherweise nicht nur für die Gesundhei… | |
BERLIN taz | Eine Einzelzimmer-Zusatzversicherung fürs Krankenhaus oder der | |
Wechsel von einer gesetzlichen Krankenkasse in die private | |
Krankenversicherung – nach einem positiven [1][Coronatest] kann das heikel | |
werden. Das gilt erst recht, wenn die Infektion mit einer Erkrankung | |
verbunden war. | |
Vor dem Abschluss einer [2][privaten Krankenversicherung] – ob als volle | |
Absicherung oder als Zusatz zur gesetzlichen Krankenkasse – fragen | |
Unternehmen potenzielle Neukund:innen generell nach bestehenden und | |
überstandenen Krankheiten, Behandlungen und Untersuchungen. Erkrankungen | |
wie Covid-19 dürfen nicht verschwiegen werden, sonst können Kund:innen | |
ihren Versicherungsschutz verlieren – was teuer werden kann. Bei | |
gesetzlichen Krankenkassen gibt es keine Gesundheitsprüfung, außer sie | |
vermitteln ihren Mitgliedern Zusatzpolicen etwa fürs Einzelzimmer in der | |
Klinik, bei denen sie mit privaten Anbietern zusammenarbeiten. | |
Das Problem bei Corona: Die privaten Krankenversicherer fragen vor einem | |
Vertragsabschluss nicht gezielt nach einem Coronatest. Eine Reihe von | |
Gesellschaften geht aber davon aus, dass Kunden ein positives Testergebnis | |
angeben müssen. „Eine Corona-Erkrankung und auch ein positiver Coronatest | |
fallen grundsätzlich unter die Angaben, die ein Antragsteller machen muss, | |
da es sich um Behandlungen beziehungsweise Untersuchungen handelt, nach | |
denen wir fragen“, sagt ein Sprecher des größten deutschen | |
Krankenversicherers Debeka der taz. Bei einem positiven Testergebnis will | |
der Versicherer mehr wissen. „Bei Beschwerden stellen wir den Antrag | |
zurück, bis eine Entscheidung möglich ist“, sagt der Sprecher. | |
Die Deutsche Krankenversicherung, zweitgrößter Anbieter, laviert bei der | |
Frage, ob ein positives Testergebnis angegeben werden muss. Zu einem | |
eindeutigen Ja oder Nein kann sich die Pressestelle nicht durchringen. Nach | |
einem Test werde nicht gefragt, sagt ein Sprecher nur. „Relevante | |
Gesundheitsbeschwerden müssen aber natürlich bei den standardmäßigen | |
Gesundheitsfragen angegeben werden.“ Bei einer Covid-Erkrankung prüft der | |
Versicherer auch hier den Fall eingehend. Ob der Kunde einen Vertrag ohne | |
Risikozuschlag bekommt oder abgelehnt wird, hängt davon ab, für wie | |
schwerwiegend er die Erkrankung hält. Offenbar sind die Kriterien dafür | |
aber noch nicht abschließend festgelegt. „Die Entwicklung der | |
Covid-19-Situation und ein möglicher Einfluss auf die Risikobewertung wird | |
stetig beobachtet und sofern erforderlich auch entsprechend angepasst“, | |
sagt der Sprecher. | |
## Branche geht nicht einheitlich vor | |
Andere Anbieter halten die Angabe eines positiven Tests nicht für nötig. | |
„Ein Coronatest alleine ist nicht anzeigepflichtig“, sagt eine Sprecherin | |
der Barmenia-Krankenversicherung. „Es ist nur die Diagnose Covid-19 | |
anzeigepflichtig.“ Bei einer vollständigen Genesung sei eine Annahme ohne | |
Einschränkungen möglich. Je nach Krankheitsverlauf oder Folgen müssen | |
Kund:innen mit einer Ablehnung rechnen. | |
Auch die Signal Iduna hält die Information über einen Test alleine nicht | |
für selbstverständlich. „Im Zusammenhang mit Corona beziehungsweise | |
Covid-19 sind im Antrag nur Angaben zu machen, wenn eine ärztliche | |
Behandlung stattgefunden hat oder diese durch einen Arzt angeraten wurde“, | |
sagt eine Sprecherin. „Anträge von Personen, die sich in einer laufenden | |
Behandlung befinden, werden generell zurückgestellt. So verhält es sich | |
auch bei einer Covid-19-Erkrankung.“ Wer die Erkrankung überstanden hat und | |
deswegen nur ambulant behandelt wurde, kann einen Vertrag bekommen, wenn er | |
eine Bestätigung vorlegen kann, dass die Erkrankung folgenlos ausgeheilt | |
ist. Bei einer stationären Behandlung und Folgeerscheinungen prüft der | |
Versicherer den jeweiligen Fall. | |
## Bloß nicht schwindeln! | |
Für Verbraucher:innen mit einem positiven Coronatest ist die aktuelle Lage | |
schwierig, sagt Bianca Boss vom [3][Bund der Versicherten]. „Sie sind der | |
Willkür der einzelnen Versicherer ausgesetzt.“ Grundsätzlich müssen | |
Kund:innen nur das beantworten, wonach sie gefragt werden. Ob der | |
Versicherer einen Coronatest als Untersuchung ansieht oder ab wann er | |
Symptome als Erkrankung einstuft, können sie nicht wissen. Eines bringt | |
nichts, warnt Boss: zu lügen. „Der Versicherer findet das heraus und dann | |
ist der Vertrag ungültig und der Kunde hat jahrelang umsonst Beiträge | |
gezahlt.“ Sie empfiehlt Betroffenen, sich von unabhängigen Expert:innen vor | |
einem Abschluss beraten zu lassen. | |
Jochen Sunken von der Verbraucherzentrale Hamburg rät, einen positiven | |
Coronatest anzugeben – auch auf die Gefahr hin, dass der Versicherer | |
nachbohrt oder sogar einen Risikoaufschlag erhebt. „Das ist besser, als | |
hinterher darüber zu streiten“, sagt er. | |
Gesundheitsfragen spielen auch bei der Berufsunfähigkeits- und der | |
Risikolebensversicherung eine wichtige Rolle. Auf Kulanz sollten | |
Verbraucher:innen nicht hoffen. Die Versicherungsbranche hat bislang in der | |
Coronakrise keine gute Figur gemacht. Zahlreiche Unternehmen weigern sich, | |
Gastwirt:innen wegen der Pandemie eine Entschädigung zu zahlen, die eine | |
Betriebsunterbrechungspolice abgeschlossen hatten. | |
7 Jan 2021 | |
## LINKS | |
[1] /Corona-Schnelltest-im-Check/!5731121 | |
[2] /Geldwuensche-der-Krankenkassen/!5681889 | |
[3] https://www.bundderversicherten.de/ | |
## AUTOREN | |
Anja Krüger | |
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