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# taz.de -- Corona und Pflegepersonal: Gemischte Impfbereitschaft
> Viele PflegerInnen zögern laut einer Umfrage, sich impfen zu lassen.
> ArbeitgeberInnen dürfen keinen Druck ausüben. Die Folgen sind unklar.
Bild: Wie hoch ist die Impfbereitschaft? Probedurchlauf im Impfzentrum Bamberg
Berlin taz | Für Marco Desel ist die Sache klar: „Ich lasse mich impfen“,
sagt der 44-jährige Krankenpfleger aus Gelsenkirchen. Er arbeite viel mit
Covid-19-PatientInnen, auch auf der Intensivstation, und kenne die zum Teil
schweren Verläufe der Krankheit. Er wolle nicht nur sich schützen, sondern
„auch meine Familie“.
Desel ist Mitbetreiber der Facebook-Gruppe „[1][wir-sind-die-pflege]“ mit
70.000 Mitgliedern. Dort und in anderen Foren tobt der Streit unter
Pflegekräften und ÄrztInnen, ob man sich nun impfen lassen soll oder nicht
– wobei PflegerInnen ganz oben stehen auf der Dringlichkeitsliste der
Impfordnung.
Viele Pflegekräfte „wollen sich nichts vorschreiben lassen“, begründet
Desel die Impfabneigung mancher KollegInnen, „noch dazu geht es um einen
Impfstoff, der noch nicht lange getestet ist“.
Eine unlängst im Deutschen [2][Ärzteblatt ] veröffentlichte Umfrage ergab,
dass sich von den ÄrztInnen und PflegerInnen in der Intensivmedizin jedeR
vierte ÄrztIn und jedeR zweite PflegerIn nicht impfen lassen möchte. Viele
der Befragten hatten Angst vor Nebenwirkungen und Langzeitschäden. Der
SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach äußerte sich „überrascht“ über d…
Impfzurückhaltung.
## Auch Geimpfte brauchen Schutzkleidung
Eine Impfpflicht für medizinisches Personal soll trotzdem nicht kommen.
„Wenn es keine staatliche Impfpflicht gibt wie etwa bei den Masern, kann
auch kein Arbeitgeber seine Beschäftigten in der Pflege zwingen, sich
impfen zu lassen“, sagt Anja Sollmann, Rechtsanwältin und Referentin für
Rechtsfragen beim Pflegeberufsverband DBfK Nordwest. Der Verband ist gegen
eine Impfpflicht und setzt stattdessen mit [3][Onlineveranstaltungen]
auf Aufklärung über die Möglichkeiten, Vorzüge und Risiken einer Impfung.
Sollmann erklärte, auch wenn es keine Impfpflicht gebe, sei es „denkbar,“
dass ArbeitgeberInnen moralischen Druck auf Pflegekräfte aufbauen könnten,
sich impfen zu lassen. Wenn einE ArbeitgeberIn eines Pflegedienstes bei
einer Neueinstellung frage, ob geimpft worden sei, müsse aber nicht
wahrheitsgemäß geantwortet werden.
In Personalfragebögen dürften ArbeitgeberInnen BewerberInnen zwar fragen,
ob sie zum Beispiel an chronischen Krankheiten litten. Dies betreffe aber
nur Krankheiten, die sie an der Ausführung ihres Jobs hindern könnten,
erklärte Sollmann. Probleme könnte es bei ambulanten Pflegediensten geben,
wenn etwa PatientInnen forderten, nur noch von geimpftem Personal
aufgesucht zu werden, so die Referentin. „Vielen ist nicht klar, dass auch
Geimpfte weiterhin Schutzkleidung tragen und die Hygieneregeln einhalten
müssen.“
Schon lange sei es üblich, dass Pflegekräfte gegen Hepatitis geimpft
werden, gibt Krankenpfleger Desel zu bedenken, „da wird nicht so ein Hype
drum gemacht“. Jede Impfung habe ihre Risiken. Auf seiner Station, auf der
man viel Kontakt mit Covid-19-PatientInnen habe, gebe es jedenfalls
„keinen, der sagt, ich lasse mich nicht impfen“.
18 Dec 2020
## LINKS
[1] https://de-de.facebook.com/groups/wirsinddiepflege/
[2] https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/119400/Drei-Viertel-der-Aerzte-wolle…
[3] https://www.youtube.com/watch?v=4fwgJYSxXYw
## AUTOREN
Barbara Dribbusch
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Coronamythen und Fakten
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