| # taz.de -- Anteil am Weltmarkt wächst: Europa entdeckt Batterieproduktion | |
| > Bislang dominierte Asien den Batterieweltmarkt. Doch derzeit werden in | |
| > Europa so viele Fabriken geplant wie nirgends sonst. | |
| Bild: Batteriemontage in einem E-Golf im Dresdner VW-Werk | |
| Freiburg taz | Das Tesla-Werk in Grünheide bei Berlin ist noch nicht | |
| fertig, da spricht Firmenchef Elon Musk bereits von weiteren Plänen: Auch | |
| die Batterien für die dort produzierten Fahrzeuge will er vor Ort bauen. Es | |
| könne die größte Batteriefabrik der Welt werden, s[1][o der um Superlative | |
| nie verlegene Unternehmer]. | |
| Von den brandenburgischen Landesministerien – ob für Umwelt oder Wirtschaft | |
| – ist dazu bisher nichts zu hören, denn noch liegt kein Bauantrag vor. Nur | |
| Musk selbst nennt Zahlen: Er strebe eine Produktion von 100 Gigawattstunden | |
| (GWh) Akkukapazität pro Jahr an; ein späterer Ausbau auf 200 bis 250 GWh | |
| sei denkbar. Geht man überschlägig von einer Batteriekapazität pro Fahrzeug | |
| von 100 Kilowattstunden aus, reichen 100 GWh für eine Million Autos. Bisher | |
| produziert Tesla seine Batterien in Kooperation mit Panasonic im | |
| US-Bundesstaat Nevada. | |
| Nicht erst mit dem Tesla-Vorstoß wird klar: Die Batteriewelt wandelt sich. | |
| Kürzlich noch galt Europa als abgehängt, das Metier dominierten | |
| chinesische, japanische und südkoreanische Firmen. Doch nun wüchsen „in | |
| keiner anderen Weltregion die Produktionskapazitäten für | |
| Lithium-Ionen-Batterien so schnell wie in Europa“ teilte jüngst die ees | |
| Europe mit, die Fachmesse für Energiespeichersysteme. Bis 2030 werde der | |
| Anteil Europas an der globalen Fertigung von derzeit rund sechs Prozent auf | |
| voraussichtlich 16 bis 25 Prozent anwachsen. | |
| Deutschland hat einen guten Anteil daran. Erstmals rückte die | |
| Bundesrepublik im Jahr 2018 international ins Blickfeld, als der | |
| chinesische Hersteller CATL ankündigte, sein erstes Werk außerhalb Chinas | |
| nahe Erfurt zu bauen. Dort war anfangs von einer Fabrik-Kapazität von | |
| jährlich 14 GWh die Rede, inzwischen heißt es, es seien sogar 100 GWh | |
| möglich. Das weckt Hoffnungen auf viele Jobs. Eine Studie des Fraunhofer | |
| ISI im Auftrag des Maschinenbauverbandes VDMA ergab, dass in | |
| Batteriefabriken je GWh Jahresausstoß rund 40 Arbeitsplätze entstehen | |
| könnten. Nimmt man die von Musk angesprochenen Dimensionen, wären das bis | |
| zu 10.000 Jobs alleine in Grünheide. Zusätzlich könne die fünffache Menge | |
| an „vorgelagerten“ Arbeitsplätzen entstehen, etwa in der Forschung und | |
| Entwicklung sowie im Maschinen- und Anlagenbau, rechnet das ISI vor. | |
| ## Milliarden Euro von Bund und Ländern | |
| Solche Zahlen lassen die Politik derzeit tief in die Subventionskasse | |
| greifen. Schon CATL erhielt Millionen an Steuergeldern, nun sagte | |
| Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier, Tesla könne mit einer | |
| „beträchtlichen Förderung“ durch den Staat rechnen. Alleine im Rahmen der | |
| sogenannten IPCEI-Förderung (Important Projects of Common European | |
| Interest) stellt das Bundeswirtschaftsministerium rund drei Milliarden Euro | |
| für Batteriezellenprojekte zur Verfügung. Zuzüglich der Co-Finanzierung aus | |
| den jeweiligen Bundesländern erhöht sich die Summe auf fünf Milliarden | |
| Euro. | |
| [2][Einige Empfänger von IPCEI-Fördermillionen] stehen bereits fest. BASF | |
| erhält für seine Standorte in Schwarzheide (Brandenburg) und Ludwigshafen | |
| (Rheinland-Pfalz) 175 Millionen Euro für die Erforschung neuer | |
| Kathodenmaterialien. Varta bekommt 300 Millionen, BMW 60 Millionen für die | |
| Entwicklung neuer Zellgenerationen. Darüber hinaus fließt auch aus anderen | |
| öffentlichen Töpfen viel Geld. Opel soll laut Minister Altmaier einen | |
| „beachtlichen dreistelligen Millionenbetrag“ erhalten für eine | |
| Zellenproduktion in Kaiserslautern gemeinsam mit dem französischen | |
| Batteriehersteller Saft. Die Kapazität dort soll 24 GWh im Jahr betragen – | |
| ebenso viel, wie in einem Zwillingswerk im nordfranzösischen Douvrin. | |
| Unterdessen kündigte das chinesische Unternehmen Svolt an, im Saarland eine | |
| Fabrik mit ebenfalls 24 GWh aufzubauen. Diese soll Geld aus der | |
| GRW-Förderung (Gemeinschaftsaufgabe Verbesserung der regionalen | |
| Wirtschaftsstruktur) erhalten. Allein Volkswagen lässt wissen, man baue die | |
| Zellenfabrik am Standort Salzgitter „ohne IPCEI oder Investitionsbeihilfen | |
| der Regionalförderung“. Das Werk, ein Gemeinschaftsprojekt mit dem | |
| schwedischen Batteriehersteller Northvolt, soll 2024 mit 16 GWh starten. | |
| In der Summe, so schätzt das Fraunhofer ISI, würden bis 2025 in Europa | |
| Produktionskapazitäten von 300 bis 400 GWh, und bis 2030 von 500 bis 600 | |
| GWh entstehen. Bis dahin sind allerdings mancherorts noch wichtige Fragen | |
| zu klären. In Grünheide war speziell die Wasserversorgung schon bei der | |
| aktuell in Bau befindlichen Tesla-Fabrik ein heikles Thema. Eine Ausweitung | |
| des Werkes zur Batteriefabrik würde die Situation erheblich verschärfen. | |
| Doch auch dazu äußert sich das Brandenburger Umweltministerium derzeit | |
| nicht – offiziell liege schließlich noch gar nichts vor. | |
| 1 Dec 2020 | |
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| ## AUTOREN | |
| Bernward Janzing | |
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