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# taz.de -- Streit um Nord Stream 2 spitzt sich zu: Mobilmachung auf der Ostsee
> Wegen US-Sanktionen war der Bau der Pipeline vor einem Jahr gestoppt
> worden. Russland will jetzt den Rest der Arbeiten übernehmen.
Bild: Ein russisches Spezialschiff zum Weiterbau der Ostsee-Pipeline Nord Strea…
Moskau/Washington taz | Im Ringen um die Fertigstellung der
[1][Ostseepipeline Nord Stream 2] droht der Streit nun vollends zu
eskalieren. Das Außenministerium in Moskau reagierte mit Kritik auf
US-Forderungen an die Bundesregierung, den Weiterbau des fast fertigen
Milliardenprojekts zu verhindern, und warf den USA aggressives Verhalten
vor. Der Aufruf der geschäftsführenden US-Botschafterin in Berlin, Robin
Quinville, sei eine „politische Aggression und illegaler Widerstand“ gegen
die Gasleitung, schrieb Ministeriumssprecherin Maria Sacharowa bei
Facebook.
Die etwa 9,5 Milliarden Euro teure Pipeline mitten durch die Ostsee ist zu
94 Prozent fertig. Durch die zwei jeweils rund 1.200 Kilometer langen
Leitungen von Nord Stream 2 sollen künftig jedes Jahr 55 Milliarden
Kubikmeter Erdgas von Russland nach Deutschland gepumpt werden. [2][Die USA
sind gegen das Projekt] und begründen dies mit zu großer Abhängigkeit ihrer
europäischen Partner von russischem Gas. Kritiker werfen den USA dagegen
vor, nur ihr Flüssiggas in Europa besser verkaufen zu wollen. Die
Bundesregierung hingegen befürwortet das Projekt.
Abgeordnete im US-Kongress haben sich vergangene Woche darauf verständigt,
Sanktionen gegen die am Bau beteiligten Unternehmen weiter zu verschärfen.
Die ausgeweiteten Sanktionen beziehen sich sowohl auf Firmen als auch auf
Privatpersonen, die das russische Gas-Pipeline-Projekt unterstützen. Dazu
zählen unter anderen die Betreiber der Spezialschiffe, die in der Ostsee
Rohre verlegen, wie auch andere beispielsweise für die Fertigstellung
benötigte Arbeiten, Serviceleistungen und Versicherungen. Der
Strafenkatalog für diese Vergehen umfasst Einreiseverbote sowie das
Einfrieren von Eigentum in den Vereinigten Staaten.
Bereits im vergangenen Jahr verabschiedeten die USA ein Sanktionsgesetz
(Peesa) gegen Nord Stream 2. Daraufhin zogen sich die meisten westlichen
Firmen aus dem Projekt zurück. Die Bauarbeiten an dem milliardenschweren
Projekt mussten daraufhin gestoppt werden. Zuletzt war ein skandinavisches
Unternehmen von der US-Maßnahme betroffen.
## Arbeiten sollten Samstag beginnen
Kremlchef Wladimir Putin kündigte am Freitag an, dass Russland die
Rohrverlegungsarbeiten nun selbst übernehmen werde. Das Verlegeschiff
„Akademik Tscherski“, das Transportschiff „Fortuna“, „Finwal“ und �…
Sidorenko“ stünden für die Fertigstellung bereit. Laut Radaren waren sie am
Sonntag nahe der deutsch-dänischen Seegrenze auch schon zu sehen. Die
Röhren für die Pipeline lagern bereits im Hafen Mukran von Sassnitz auf
Rügen. Das Versorgungsschiff „Umka“ soll die Anlieferungen übernehmen.
Die Aufnahme der Arbeiten war für den Samstag vorgesehen. Allerdings
machten russische Behörden keine Angaben, ob es auch wirklich dazu gekommen
ist. Auch über die Portale vesselfinder.com und Marine Traffic ließ sich
nicht feststellen, ob die Arbeiten wieder angelaufen sind.
## Russland wird nicht aufgeben
Die Genehmigungen vom Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH)
sind unterdessen nur noch bis Ende des Jahres gültig. Das Unternehmen
selbst äußerte sich nicht zu den Arbeiten, dürfte sich einer
Fristverlängerung, die die Nord Stream 2 AG von Januar bis April anvisiert,
aber sicherlich nicht verstellen. Dennoch hängen die US-Sanktionen weiter
bedrohlich über der Unternehmung.
Russland wird jedoch nicht aufgeben. Moskau muss weiterhin Gas verkaufen.
Darüber hinaus schafft die Pipeline Verbindungen zwischen der russischen
Welt des oligarchischen Kapitals und europäischen Firmen. An diesen
gezielten Abhängigkeiten ist dem Kreml gelegen.
6 Dec 2020
## LINKS
[1] /Nord-Stream-2/!t5650854
[2] /Sanktionen-gegen-Nord-Stream-2/!5713018
## AUTOREN
Klaus-Helge Donath
Hansjürgen Mai
## TAGS
Nordstream
Russland
North-Stream-Pipeline
Pipeline
Nord Stream 2
LNG
Nord Stream 2
Kolumne Der rote Faden
Nordstream
Gas
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