# taz.de -- Jugendliteraturpreis für Antarktisbuch: Vom Südpol lernen | |
> In “A wie Antarktis“ ermutigt David Böhm mit ansteckender Begeisterung, | |
> die Welt aus einer anderen Perspektive zu betrachten. | |
Bild: Überall Pinguine: Eine Illustration aus “A wie Antarktis“ | |
Ende 2017 reiste der tschechische Künstler und Illustrator David Böhm mit | |
seinen Söhnen Oliver und Jáchym im Alter von 10 und 13 Jahren auf einem | |
Segelboot in die Antarktis. Von Ushuaia aus, der südlichsten Stadt | |
Argentiniens, erreichten sie mit Kapitän Jiri Denk nach 122 Stunden die | |
Küste des eisigen Kontinents. | |
Diese abenteuerliche Unternehmung inspirierte Böhm zu einem | |
außergewöhnlichen Sachbuch. Nun wurde “A wie Antarktis. Ansichten vom | |
anderen Ende der Welt“ mit dem Deutschen Jugendliteraturpreis 2020 in | |
seiner Kategorie ausgezeichnet. | |
In dem großformatigen Band über die unwirtliche Landschaft gelingt es es | |
dem 38-jährigen Autor Sach- und Bildebenen spielerisch miteinander zu | |
verbinden. Anschaulich gestaltete Seiten zeigen die Schichtung von Firn, | |
Schelf-und Festlandeis in einem selbstgebauten Modell oder erläutern den | |
antiken Ursprung des Namens Antarktis, der seine Position gegenüber des | |
Großen Bären beschreibt. | |
Abwechslungsreich kombiniert Böhm Karten mit Objekten, Fotos oder | |
Illustrationen und kürzeren Textblöcken. Seine Faszination für das System | |
Antarktis wirkt ansteckend. “Treibeis wird nie langweilig. Aus irgendeinem | |
geheimnisvollen Grund schaut man es stundenlang an und sieht sich nicht | |
satt.“ | |
“A wie Antarktis“ kombiniert persönliche Reisebeobachtungen mit | |
historischen und naturwissenschaftlichen Themen. Damit ermöglicht Böhm | |
einen lebendigen Zugang zu Fragestellungen, die über die Sachkunde | |
hinausführen. Warum war es für die verschiedenen Expeditionsteams so | |
wichtig als erste den Südpol zu erreichen? | |
Selbstverständlich erzählt auch dieses Buch von dem dramatischen Wettlauf | |
um die Entdeckung des Südpols zwischen dem Briten Robert F. Scott und dem | |
Norweger Roald Amundsen 1911. Erst vor wenigen Jahren wurde auf der | |
Landzunge am Kap Adare ein eingefrorener Obstkuchen gefunden, vermutlich | |
aus dem Proviant der 1913 glücklos verlaufenen Expedition von Robert F. | |
Scott. Doch besonders die gescheiterte Antarktisüberquerung von Ernst Henry | |
Shackleton erscheint Böhm bemerkenswert. | |
1915 war der Brite mit seinem Schiff, der “Endurance“ im Packeis stecken | |
geblieben. Statt am ursprünglichen Plan festzuhalten, ändert die Expedition | |
ihre Route. Über das Eis rettet sich die Mannschaft samt der verbleibenden | |
Rettungsboote zunächst auf die stürmische Elefanteninsel. Mit fünf Männern | |
macht sich Shackleton im Ruderboot auf den Weg zu der 1300 Kilometer | |
entfernten Walfangstation in Südgeorgien. | |
Doch erreichen sie die bewohnte Insel auf der falschen Seite. Zu dritt | |
bezwingen sie das 3000 Meter hohe Gebirge bis sie zu den Walfängern | |
gelangen. Alle 27 Mann der “Endurance“-Besatzung können gerettet werden. | |
“Dank Shackletons Ausdauer, Aufmerksamkeit und Erfindungsgabe gelang es | |
ihm, die Grenzen dessen, was menschenmöglich ist, zu verschieben. Wäre | |
Shackleton blind dem einmal gesetzten Ziel gefolgt, hätte | |
höchstwahrscheinlich niemand die Expedition überlebt.“ | |
Die besonderen Bedingungen und die exponierte Lage der Antarktis nutzt | |
David Böhm nicht nur für eine spannende Auseinandersetzung mit extremen | |
Naturphänomenen, sondern auch als ein Denkmodell, um unser Leben auf der | |
Erde aus einer anderen Perspektive zu betrachten. Der Status der Antarktis | |
ist einzigartig. Seit 1959 gilt der von 54 Ländern unterzeichnete | |
Antarktisvertrag, der die friedliche Nutzung und den ökologischen Schutz | |
der Antarktis festhält. Hier dürfen keine Kriege geführt und keine | |
Rohstoffe gefördert werden. | |
Auf den über 70 Forschungsstationen von 30 Nationen arbeiten vor allem | |
Wissenschaftler, die ihre Studien untereinander austauschen und | |
veröffentlichen. Die klimatischen Veränderungen in der Antarktis haben | |
Einfluss auf das Wetter weltweit. Doch es ist der Mensch, der diesen Wandel | |
verursacht. | |
28 Nov 2020 | |
## AUTOREN | |
Eva-Christina Meier | |
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