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# taz.de -- Schufa will Zugriff auf Kontoauszüge: Die Allesfresserin
> Die Schufa will künftig auswerten können, was Kund:innen wofür ausgeben.
> Auf freiwilliger Basis, betont sie. Dreist ist die Idee trotzdem.
Bild: Die Schufa wünscht sich totale Transparenz, dazu gehört jetzt auch der …
Die Schufa war mal angetreten, um ein Problem zu lösen. Anhand von halbwegs
validen Daten sollte sie vorhersagen, ob es sich für einen Anbieter lohnt,
für eine Kundin, ein:e Kreditnehmer:in oder einen Vertragspartner ein
finanzielles Risiko einzugehen. Doch die Auskunftei wird zunehmend selbst
zum Problem.
Sie scheint sich mittlerweile vor allem darauf zu konzentrieren, in
All-you-can-eat-Manier [1][Daten aufzufuttern], diese dann mit einem
intransparenten Algorithmus zu verdauen und recht willkürliche Ergebnisse
wieder auszuspucken. Wer sich schon mal mit der eigenen Schufa-Auskunft
beschäftigt hat, dürfte bestätigen, dass diese oft mehr Fragen aufwirft als
Antworten gibt.
[2][Nun möchte die Schufa] – auf freiwilliger Basis, wie sie es gar nicht
genug betonen kann – obendrein Einblicke in die Kontoauszüge von
Verbraucher:innen bekommen. Bislang musste sie sich meist mit Daten aus
zweiter Hand begnügen. Daten, die zum Beispiel Mobilfunkprovider, Banken
oder Onlinehändler an die Schufa melden, wenn sie mit einem:r Kund:in einen
Vertrag abgeschlossen oder beendet haben.
Dagegen Kontoauszüge: welch Paradies! Tiefste Einblicke in die
wirtschaftliche Welt eines Menschen. Was eine künstliche Intelligenz wohl
daraus lernen könnte? Haben Menschen, die Mitglied eines Fitnessstudios
sind, eine geringere Ausfallquote bei Kreditzahlungen? Sind
Gewerkschaftsmitglieder geneigt, beim Onlineeinkauf das Zahlen der Rechnung
zu vergessen? Machen Lottospieler:innen gerne Vertrags-Hopping bei
Stromanbietern, um Startprämien abzugreifen? Eine solche Auswertung ist
natürlich reine Spekulation. Aber ein selbstlernender Algorithmus hätte
Freude an derlei Datensätzen.
Die Schufa will Verbraucher:innen diesen Blick in die Kontoauszüge
schmackhaft machen. Ein Spiel unter ungleichen Machtverhältnissen: Du
zeigst mir deinen Kontoauszug – und wenn er mir gefällt, bekommst du den
gewünschten Mobilfunkvertrag/Kredit/Ratendeal. Und wenn nicht, dann nicht.
Aber deine Daten, die hab ich trotzdem.
Äh, wie bitte? Eine Lösung für die oft willkürlich anmutende Einstufung
wäre das nicht. Transparenz – das wäre eine. Die Schufa müsste verpflichtet
werden, ihren Algorithmus offenzulegen. Bislang verhindert sie das mit dem
Verweis auf das Geschäftsgeheimnis und Manipulationsgefahr. Aber ganz
ehrlich: Wenn der so einfach zu manipulieren ist, dann ist es wohl eh ein
schlechter Algorithmus. Es ist die Aufgabe der Schufa, das Gegenteil zu
beweisen.
27 Nov 2020
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## AUTOREN
Svenja Bergt
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