# taz.de -- Transparenz-Bemühungen bei der Schufa: Zahlungsfähigkeit im Simul… | |
> Die Schufa will Verbraucher:innen Einblick darin geben, wie sich das | |
> eigene Verhalten auf den Score auswirkt. Eine Anwendung soll dabei | |
> helfen. | |
Bild: Mit dem Schufa-Score wird die Kreditwürdigkeit beurteilt | |
BERLIN taz | Was passiert mit der Bewertung der eigenen Kreditwürdigkeit, | |
wenn man Geld aufnimmt? Wie wirkt sich eine weitere Kreditkarte aus? Wie | |
ein Umzug? Solche Fragen sollen Verbraucher:innen nun mittels eines | |
dafür entwickelten Simulators der Schufa klären können. „Das Scoring-System | |
der Schufa wird mit dem Simulator erstmals nachvollziehbar“, sagte die | |
Chefin des Unternehmens, Tanja Birkholz, bei der Vorstellung am Donnerstag. | |
Die Schufa ist Deutschlands größte Auskunftei im Verbraucherbereich, mit | |
durchschnittlich 300.000 Bonitätsanfragen pro Tag. Die Anfragen kommen etwa | |
von Banken, Händlern oder Mobilfunkanbietern. Diese schätzen mithilfe der | |
Schufa-Daten ein, wie kreditwürdig ihre potenziellen Kunden sind. Der | |
Schufa-Score kann dann mitentscheidend sein bei der Frage, ob jemand ein | |
Darlehen erhält, einen Mobilfunkvertrag oder eine Wohnung. | |
Verbraucher:innen können zwar eine kostenlose Datenauskunft anfordern. | |
Doch wie welche Daten die Einschätzung der Bonität beeinflussen – das ist | |
in weiten Bereichen unklar. Verbraucherschützer:innen kritisieren die | |
[1][Intransparenz] schon lange. Und auch Verbraucherschutzministerin Steffi | |
Lemke nannte das Zustandekommen des Schufa-Scores Anfang des Jahres eine | |
„Black Box“. | |
Der Score-Simulator soll nun Abhilfe schaffen. Anhand von sieben Merkmalen | |
können Verbraucher:innen ihren Score nachahmen und herausfinden, wie | |
sich ein verändertes Verhalten auswirkt. So wird beispielsweise die Anzahl | |
der Kreditkarten abgefragt, wann das älteste genutzte Girokonto eröffnet | |
wurde oder wie lange der letzte Umzug her ist. Am Ende erscheint die | |
Einschätzung: von ungenügend bis hervorragend. | |
„Die Nutzerinnen und Nutzer können sich so ein Bild von ihrem Score | |
machen“, sagte Birkholz. So zeige sich beispielsweise, dass die dritte | |
Kreditkarte einen Score verschlechtere, die erste Kreditkarte ihn jedoch | |
nach dem ersten Nutzungsjahr verbessere. | |
Den exakten eigenen Schufa-Score bildet der Simulator allerdings nicht ab. | |
Das liegt daran, dass in der Simulation nur 7 Merkmale abgefragt werden. In | |
der Realität enthält beispielsweise der Bankenscore, der im | |
Schufa-Universum zentral ist, 17 Merkmale. Auch die Gewichtung wird nicht | |
offengelegt. Einzelnes lässt sich zwar erschließen, etwa dass eine | |
überfällige, nicht beglichene Rechnung immer zu einem ungenügenden Score | |
führt. Doch das meiste bleibt im Dunkeln. | |
Was dagegen deutlich wird: Die Schufa belohnt ein gewisses Maß an | |
wirtschaftlicher Aktivität. Wer gerade bei den Eltern ausgezogen ist, das | |
erste Girokonto eröffnet hat, aber sonst noch keine Datenpunkte | |
hinterlassen hat, landet nur bei einem mittelmäßigen Score. | |
In der Zukunft plant die Schufa weitere Anwendungen. Unter anderem eine | |
App, in der Verbraucher:innen ihre Daten einsehen können – und auch | |
mehr Daten bereitstellen, wenn sie das wollen. | |
Verbraucherschützer:innen sehen das kritisch. [2][So erntete in der | |
Vergangenheit ein Projekt viel Kritik], bei dem Menschen der Schufa auf | |
freiwilliger Basis Einblick in die Kontodaten gewähren konnten. | |
Was bei aller Transparenz nicht geplant ist: [3][eine Offenlegung der | |
Berechnungsformel]. Dem erteilte das Unternehmen wiederholt eine Absage und | |
focht das Recht auf Geheimhaltung auch vor Gericht durch. Eine Anfrage der | |
taz, ob es eine legislative Regelung geben soll, ließ das | |
Verbraucherschutzministerium bis Redaktionsschluss offen. | |
13 Oct 2022 | |
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## AUTOREN | |
Svenja Bergt | |
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