# taz.de -- Giffey verzichtet auf Doktortitel: Etwas wird hängen bleiben | |
> Bislang hat die Bundesfamilienministerin durch die Plagiatsaffäre kaum | |
> Schaden genommen. Das könnte sich ausgerechnet jetzt ändern. | |
Bild: Ist jetzt nur noch Frau Giffey: die Bundesfamilienministerin und designie… | |
Bundesfamilienministerin Franziska Giffey (SPD) ist auf dem Sprung. Ab | |
kommenden Herbst will sie nicht mehr länger im Kabinett von Angela Merkels | |
Nachfolger sitzen, sondern die Hauptstadt regieren. Giffey ist designierte | |
SPD-Landeschefin in Berlin, der Wahlparteitag Ende Oktober musste nur wegen | |
Corona verschoben werden. Und sie ist designierte Spitzenkandidatin ihrer | |
Partei für die Abgeordentenhauswahl. Vor allem ist Giffey [1][die letzte | |
Hoffnung der SPD], dass das Rote Rathaus in Berlin nicht doch bald grün | |
(regiert) wird. | |
Deswegen musste sie jetzt handeln und [2][von sich aus darauf verzichten, | |
fortan Doktorin] genannt zu werden. Es dürfte ihr nicht leicht gefallen | |
sein, schließlich hat Giffey von sich aus Anfang vergangenes Jahr die Freie | |
Universität Berlin gebeten, ihre Arbeit nochmals zu prüfen. Das Ergebnis, | |
eine Rüge, stellte schon damals viele nicht zufrieden, schließlich war | |
diese Sanktionskategorie eigens von der Hochschule für Giffey erfunden | |
worden. | |
Die Universität sah sich nach einem vor kurzen veröffentlichten Gutachten | |
gezwungen, ihre Rüge noch einmal zu überdenken: Vergangene Woche hatte sie | |
angekündigt, Giffeys Promotion erneut zu prüfen. Seitdem schoss sich die | |
Opposition im Berliner Abgeordnetenhaus bereits genüßlich auf Giffey ein; | |
der Druck auf die Ministerin, von sich aus das Problem aus dem Weg zu | |
räumen, wuchs. | |
Als Bundesfamilienministerin dürfte ihr angesichts ihrer wenigen | |
verbleibenden Monate im Amt wenig Ungemach drohen. Ihr vorzeitiger Verzicht | |
soll deshalb vor allem der Befreiungsschlag sein, trotzdem ihre politische | |
Karriere wie geplant im Land Berlin fortsetzen zu können. Ihre Hoffnung: | |
Knapp ein Jahr vor der Wahl bleibt genügend Zeit, bei den Wähler*innen die | |
Plagiatsaffäre vergessen zu machen. | |
## Das Pisaken wird weitergehen | |
Angesichts ihrer selbst von der politischen Konkurrenz attestierten | |
politischen Talente könnte ihr das durchaus gelingen. Dennoch wird | |
zumindest die Opposition aus CDU, FDP und AfD keine Gelegenheit auslassen, | |
sie mit dem letztlich natürlich unfreiwilligen Verlust des Doktortitels | |
regelmäßig zu pisaken. Etwas wird hängen bleiben. | |
Die Berliner SPD muss sich deshalb gut überlegen, ob dieser Makel nicht zu | |
schwer wiegt und ob eine Spitzenkandidatin Giffey das gewünschte Ergebnis | |
bringen kann. In Umfragen liegt die SPD in Berlin bei lediglich 15 bis 18 | |
Prozent und damit stets mehrere Prozentpunkte hinter den Grünen. Der | |
erhoffte Schwung durch Giffey könnte vorbei sein, bevor sie überhaupt zur | |
Spitzenkandidatin gekürt ist. | |
13 Nov 2020 | |
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## AUTOREN | |
Bert Schulz | |
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