# taz.de -- Waffenlieferungen für Libyen: Warum das Embargo nur ein Witz ist | |
> Die Türkei verhindert die Durchsuchung eines Frachters für Libyen durch | |
> die Bundeswehr. Wenig überraschend, denn das Waffenembargo ist keins. | |
Bild: Soldaten der Bundeswehr von der Fregatte „Hamburg“ stehen an Deck ein… | |
Wieder einmal zeigt sich, dass die europäischen Kontrollversuche des | |
Waffenembargos für Libyen ein Witz sind. Als Soldaten der [1][deutschen | |
Fregatte „Hamburg“] ein verdächtiges türkisches Schiff durchsuchen wollte… | |
mussten sie nach deutschen Angaben ihre Aktion abbrechen, weil Ankara gegen | |
die Durchsuchung protestiert hatte. Doch nicht nur, dass der verdächtige | |
Staat einer Durchsuchung seiner Schiffe zustimmen muss, macht die maritime | |
Überwachung des Waffenembargos zu einem Scheingefecht. Ein großer Teil der | |
Waffen für die libyschen Kriegsparteien kommt gar nicht über das Meer. | |
Allerdings haben sich die libyschen Konfliktparteien mittlerweile auch ohne | |
Beteiligung der EU auf einen stabilen [2][Waffenstillstand] und einen | |
politischen Neuanfang geeinigt. Für die Türkei könnten Waffenlieferungen an | |
die libysche Regierung deshalb bald sowieso obsolet werden, jedenfalls | |
dann, wenn das Friedensabkommen realisiert wird und sich dann auch | |
ausländische Söldner und deren staatliche Hintermänner zurückziehen müssen. | |
Es ist deshalb nicht verwunderlich, dass der türkische Präsident Recep | |
Tayyip Erdoğan mit der Entwicklung in Libyen unzufrieden ist. Er fühlt sich | |
um den Lohn für seine Unterstützung der international anerkannten | |
[3][Sarradsch]-Regierung betrogen. Dabei hat sich insgesamt seine | |
aggressive, militärische Außenpolitik für ihn bislang gelohnt. Im Konflikt | |
um Bergkarabach ging sein Mann, der aserbaidschanische Autokrat Ilham | |
Alijew als klarer Sieger hervor und auch in Nordsyrien ist die Türkei | |
dabei, die von ihr besetzten Gebiete immer stärker anzugliedern. | |
Noch ist auch in Libyen der Frieden nicht wirklich besiegelt. Viele | |
Milizen, unter anderem die mit der Türkei verbündeten in Misrata – wohin | |
der Frachter unterwegs ist –, widersetzen sich einer Entwaffnung. Deshalb | |
hätte die EU nun erneut eine Gelegenheit, für den Frieden in Libyen etwas | |
zu tun. Allerdings nicht mit einem Scheineinsatz, wie ihn die Marinemission | |
„Irini“ darstellt, sondern indem sie den Friedensprozess mit Geld und einem | |
starken gemeinsamen diplomatischen Auftritt unterstützt. | |
23 Nov 2020 | |
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## AUTOREN | |
Jürgen Gottschlich | |
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