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# taz.de -- Trump und seine Wählerschaft: Sie wissen, was sie tun
> Was die Wahlnacht jetzt schon zeigt: Millionen US-Amerikaner.innen haben
> kein Problem mit einem Präsidenten, der demokratische Institutionen
> schleift.
Bild: Geben sich siegessicher: US-Präsident Donald Trump mit First Lady Melani…
Egal wie diese Wahl am Ende dann ausgeht, das Ergebnis ist in jedem Fall
dramatisch. Die Erkenntnis, die man aus dieser Nacht nur ziehen kann,
lautet, dass Millionen über Millionen von US-Amerikaner.innen kein Problem
damit haben, einen rassistischen Antidemokraten zu ihrem Präsidenten zu
wählen, der das Land ungeschützt in die Coronakrise hat schlittern lassen.
Man kann für ebendiese Wahl vor vier Jahren noch ein paar Ausreden finden.
In diesem Jahr gibt es keine. Denn sie wissen, was sie tun.
240.000 Coronatote in den USA? Kein Problem, Corona ist ja praktisch morgen
schon wieder vorbei, sagt das Trump nicht? Demokratische Prozesse?
Demo-was? Die Wirtschaft läuft doch prima. Und der Verlauf dieses Jahres
hat schließlich gezeigt, dass die US-Wirtschaft stark genug ist, die
Auswirkungen der Pandemie wegzustecken. Der Dow Jones liegt rund 10.000
Punkte über dem Stand, den man gesehen hat, als Barack Obama das Weiße Haus
verließ. Was will man mehr?
## Trump ist für einen Teil der Bevölkerung anschlussfähig
Diejenigen US-Amerikaner.innen, die Donald Trump gewählt haben, betrübt
nicht, dass Trump die demokratischen Institutionen schleift, die
öffentliche Meinung mit Lügen füttert und Politik auf der Grundlage von
Hass und Hetze betreibt. Denn das sind nicht die Kriterien, die das
Bewusstsein vieler Amerikanerinnen und Amerikaner bestimmen.
Donald Trump ist anschlussfähig an einen Teil der Bevölkerung, dem all das,
was man unter dem Stichwort moderne Gesellschaft fassen könnte, zuwider
ist. Sie verabscheuen die Gleichmacherei, die staatlich exekutierte
Sozialpolitik, die Abwendung von christlichen Werten und die Akzeptanz von
Abtreibung und Ehe für alle. Wenn man diese Vereinigten Staaten auf ihren
Kern reduziert, dann klingt das so: Gemeinsinn ist eine europäische
Erfindung, jeder ist seines Glückes Schmied, und was zählt ist:
individuelle Stärke und persönliches Fortkommen in einer
Aufstiegsgesellschaft – und natürlich der Börsenkurs.
Und dieser Teil der Bevölkerung geht, das hat diese Nacht gezeigt, weit
über Trumps Kernklientel hinaus. Selbst Angehörige von Minderheiten stellen
offenkundig in Scharen Bedenken zugunsten dieses uramerikanischen Prinzips
zurück.
## Nichts ist final entschieden
Sollte Trump Präsident bleiben – er selbst hat sich dazu bereits erklärt
und hat angekündigt, den Supreme Court anzurufen –, dann haben ihm diese
Wähler.innen Carte blanche gegeben. Trump wäre nicht mehr daran gebunden,
wiedergewählt werden zu müssen. Intern hat er längst angekündigt, all die
lästigen Behinderungen und Bedenkenträger aus dem Weg räumen zu wollen, die
ihn an einem gradlinigen Kurs noch hindern. Trump pur birgt noch eine Menge
Potenzial.
Noch ist nichts final entschieden. Aber schon jetzt gibt es Grund genug zu
sagen: Herzlichen Glückwunsch, Amerika, und auf Wiedersehen in besseren
Zeiten.
Alle Nachrichten zur US-Wahl auf taz.de im [1][Liveticker].
4 Nov 2020
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## AUTOREN
Barbara Junge
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