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# taz.de -- Ärger mit Vertragsverlängerungen: Knebelabschlüsse im Netz
> Die Verbraucherzentrale kritisiert automatische Vertragsverlängerung bei
> Handy, Strom und Streaming. Die CDU blockiert ein Gesetz dagegen.
Bild: Fast jede*r vierte Verbraucher*in muss ungewollt eine Vertragsverlängeru…
Berlin taz | Ob Handy, [1][Streamingdienst] oder Strom: Fast jede*r vierte
Verbraucher*in in Deutschland musste in den vergangenen zwei Jahren
ungewollt eine Vertragsverlängerung hinnehmen. Daraus ergab sich ein
finanzieller Nachteil von im Schnitt über 300 Euro.
Das hat [2][eine repräsentative Umfrage] des Marktforschungsunternehmens
Forsa im Auftrag des Verbraucherzentrale Bundesverbands (VZBV) ergeben. In
über der Hälfte der Fälle betrafen die ungewollten Verlängerungen Handy-,
Telefon- oder Internetverträge, aber auch Fitnessstudios oder Zeitungsabos
gaben Anlass zu Klagen.
Die Umfrage zeigte zudem, dass knapp ein Viertel der 1.000 Befragten
Probleme hatte, ungewollte Verträge zu widerrufen. Knapp ein Fünftel saß in
Verträgen fest, die sie versehentlich abgeschlossen hatten. Die Hälfte der
Befragten wusste zudem nicht, dass für Verträge, die sie im Laden
abschließen, nicht das sonst übliche 14-tägige Widerrufsrecht besteht.
„Während Anbieter Vertragsabschlüsse einfach gestalten, machen sie es
Verbrauchern bei Kündigungen und Widerrufen oft sehr schwer. Das ist
ärgerlich und unnötig“, sagte VZBV-Chef Klaus Müller. Es sei „höchste Z…
dass die Bundesregierung Verbraucher besser vor teuren Kostenfallen“
schützt.
## Ungewollte Vertragsabschlüsse meist im Internet
Müller forderte, dass auch Ladenverträge widerrufen und telefonisch
abgeschlossene Verträge nachträglich schriftlich bestätigt werden müssen.
Ebenso soll ein Kündigungsbutton auf der Firmenwebsite Onlinekündigungen
vereinfachen. Denn der überwiegende Teil der ungewollten Vertragsabschlüsse
erfolge online (43 Prozent) oder telefonisch (38 Prozent).
Tatsächlich liegt bereits seit Ende Januar 2020 ein entsprechender
[3][Gesetzesentwurf] von Justizministerin Christine Lambrecht (SPD) vor.
Dem zufolge soll die Vertragslaufzeit von maximal 24 auf 12 Monate sowie
die automatische Vertragsverlängerung auf drei Monate verringert werden.
Auch sollen telefonische Verkaufsgespräche künftig länger gespeichert und
unerlaubte Telefonwerbung „effizienter“ bestraft werden. Das Gesetz wird
seit Monaten [4][vom CDU-geführten Wirtschaftsministerium blockiert].
Die betroffenen Branchen wehren sich teils vehement. [5][Der Zentralverband
der deutschen Werbewirtschaft moniert] in einer Stellungnahme zum
Gesetzesentwurf, automatische Vertragsverlängerungen seien „unverzichtbar“
für eine „vielfältige Medienlandschaft“. Der größte deutsche
Mobilfunkanbieter [6][Vodafone behauptet in seiner Stellungnahme], dass die
24-monatigen Verträge „beliebt“ bei den Verbraucher*innen seien. Vodafone
warnte vor einer Verschlechterung von Angebotsvielfalt und Preissituation,
wenn der Gesetzgeber eingreife.
17 Nov 2020
## LINKS
[1] /Netflix-testet-lineares-Angebot/!5724034
[2] https://www.vzbv.de/pressemitteilung/handy-strom-oder-zeitung-jeder-fuenfte…
[3] https://www.bmjv.de/SharedDocs/Gesetzgebungsverfahren/DE/Faire_Verbraucherv…
[4] https://www.handelsblatt.com/politik/deutschland/laufzeiten-fuer-abo-vertra…
[5] https://www.bmjv.de/SharedDocs/Gesetzgebungsverfahren/Stellungnahmen/2020/D…
[6] https://www.bmjv.de/SharedDocs/Gesetzgebungsverfahren/Stellungnahmen/2020/D…
## AUTOREN
Maximilian Berkenheide
## TAGS
Verbraucherzentrale
Christine Lambrecht
Telekommunikation
Verbraucherschutz
Streaming
Jugendämter
Energiewende
5G-Technologie
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