# taz.de -- Kommunale Bürgerentscheide: Weniger Demokratie wagen | |
> In Niedersachsen will die SPD-CDU-Regierung offenbar Bürgerentscheide zu | |
> Krankenhausstandorten unmöglich machen. | |
Bild: Umstrukturierungen bei Klinikstandorten wie in Emden treffen oft auf Wide… | |
Hannover taz | In Emden und Aurich haben sie einfach nochmal abstimmen | |
lassen: Gleich zwei Bürgerentscheide befassten sich mit dem geplanten | |
Zentralklinikum in Georgsheil, für das die alten Standorte in [1][Norden, | |
Emden und Aurich abgewickelt] werden sollen. 2017 stimmten die Bürger | |
mehrheitlich gegen diesen Plan, 2019 knapp dafür. In der Zwischenzeit haben | |
sich die Baukosten allerdings vervielfacht. | |
[2][Eine ähnliche Geschichte] gibt es im Heidekreis: Hier sollen die beiden | |
bisherigen Klinikstandorte in Walsrode und Soltau durch eine neuere und | |
größere Klinik in Bad Fallingbostel ersetzt werden. Dagegen wehren sich vor | |
allem die Bürger:innen im Norden des Landkreises, für die sich Fahrtwege | |
deutlich verlängern würden. Auch sie sammeln nun Unterschriften für ein | |
Bürgerbegehren. | |
Wohl vor diesem Hintergrund strebt die Landesregierung an, bei der | |
anstehenden Reform des niedersächsischen Kommunalverfassungsgesetzes einen | |
Passus aufzunehmen, der Bürgerbegehren zu Krankenhausstandorten untersagt. | |
Das zumindest berichtet das Politikjournal Rundblick. Der Entwurf der | |
Gesetzesänderung sei gerade an die zuständigen Verbände zur Beratung | |
gegangen, heißt es dort. | |
Dass einzelne Bereiche von Bürgerbegehren ausgeschlossen werden, ist nichts | |
Neues: In der aktuellen Fassung betrifft dies zum Beispiel so ziemlich | |
alles, wofür es eigene Verfahren mit Öffentlichkeitsbeteiligung gibt – also | |
Bebauungsplanungen, Planfeststellungsverfahren, aber auch | |
immissionsschutzrechtliche und wasserrechtliche Zulassungsverfahren. | |
## Grüne wollen transparentere und einfachere Verfahren | |
Auch über Mülldeponien oder Abfallanlagen dürfen die Bürger:innen nicht | |
abstimmen, genauso wenig wie über die Haushaltssatzung, die | |
Jahresabschlüsse der städtischen Betriebe, förmliche Verwaltungsverfahren | |
oder Rechtsstreitigkeiten, in die die Kommune verwickelt ist. | |
Den Informationen des Rundblicks zufolge sollen die Kommunen außerdem zu | |
den Bürgerentscheiden jeweils eine Kostenübersicht des betreffenden | |
Vorhabens erstellen und veröffentlichen müssen. | |
Im Gegenzug sollen auch Rat oder Kreistag eine Bürgerbefragung anschieben | |
können, wenn es dafür eine Zweidrittel-Mehrheit gibt. Lokalpolitiker:innen | |
könnten dann selbst den Bürger:innen Fragen zur Entscheidung vorlegen. | |
Im Gegensatz zu den Regierungsparteien strebt die grüne Opposition eher | |
eine Erleichterung von Bürgerbegehren und Bürgerentscheiden an. Sie | |
verweisen auf einen Bericht des Vereins [3][Mehr Demokrati]e, nach dem | |
Niedersachsen im Bundesvergleich insgesamt relativ wenige Bürgerentscheide | |
und -begehren aufweist (Spitzenreiter ist Bayern). | |
Dafür gehört Niedersachsen zu den Spitzenreitern bei den Begehren, die | |
aufgrund von Fristverletzungen, zu wenig Unterschriften oder | |
Themenausschlüssen für unzulässig erklärt werden. Die Verfasser:innen der | |
Studie führen das auf zu strikte gesetzliche Regelungen zurück. Die Grünen | |
wollen deshalb transparentere und verständlichere Verfahren schaffen. | |
4 Nov 2020 | |
## LINKS | |
[1] /Archiv-Suche/!5295171&s=Klinik+Aurich&SuchRahmen=Print/ | |
[2] /Gesundheitsforscher-ueber-Krankenhaeuser/!5681414/ | |
[3] https://www.mehr-demokratie.de/ | |
## AUTOREN | |
Nadine Conti | |
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