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# taz.de -- Aktuelle Corona-Entwicklungen: Slowakei beginnt Massentest
> In der Slowakei startet ein zweitägiger landesweiter Massentest.
> Österreich und England beschließen einen Teil-Lockdown. Über 14.000
> Neuinfektionen in Deutschland.
Bild: In Pezinok, Slowakei, lassen sich Menschen in einer Turnhalle auf Corona …
## Massentest in der Slowakei
In der Slowakei läuft ein zweitägiger landesweiter Massentest. Ziel der
Regierung ist, so viele Menschen wie möglich ab einem Alter von zehn Jahren
zu testen und damit einen harten Lockdown zu vermeiden. Der Test ist
kostenlos und wird als freiwillig bezeichnet. Aber wer daran nicht
teilnimmt, muss in Quarantäne gehen. Nach Angaben von Verteidigungsminister
Jaroslaw Nad ließen sich am Samstag, dem ersten Tag, 2,58 Millionen der 5,5
Millionen Einwohner Abstriche abnehmen. Ein Prozent der Teilnehmer sei
positiv getestet worden und müsse nun in Quarantäne. Mehr als 40.000
Mediziner:innen, Soldat:innen, Polizist:innen, Verwaltungsmitarbeiter und
Freiwillige sind im Einsatz. Es handelt sich um den ersten derartigen
Versuch in einem Land vergleichbarer Größe.
## Gesundheitsämter zunehmend überlastet
Die Gesundheitsämter in Deutschland berichten laut Frankfurter Allgemeiner
Sonntagszeitung von einer zunehmenden Überlastung. Viele seien überfordert
von der großen Zahl von Corona-Infektionen, die sie nachverfolgen müssen,
berichtet das Blatt unter Berufung auf eine Umfrage bei den
Gesundheitsministerien der Bundesländer. So habe in Baden-Württemberg
aktuell ein Drittel aller Gesundheitsämter seine Überlastung angezeigt.
Damit werde dem Dienstherrn gemeldet, dass die Arbeitslast nicht mehr in
vollem Umfang bewältigt werden könne. Mehr als die Hälfte der
Gesundheitsämter im Südwesten habe zudem Hilfe durch die Bundeswehr
beantragt.
## Keine Neuinfektionen in Australien
Australien meldet erstmals seit fast fünf Monaten keine neuen
Positiv-Tests. Das gibt Gesundheitsminister Greg Hunt bekannt. Er bedankte
sich auf Twitter beim australischen Volk und insbesondere den Beschäftigten
des Gesundheitswesens. Es hatte massive Einschränkungen des öffentlichen
Lebens zur Eindämmung des Virus gegeben. Besonders stark betroffen war der
Bundesstaat Victoria, wo weltweit mit die schärfsten und längsten
Lockdown-Maßnahmen verhängt worden waren. Diese wurden bereits vergangene
Woche größtenteils beendet.
## RKI: Über 14.000 positive Corona-Tests am Sonntag
In Deutschland hat das Robert Koch-Institut (RKI) am Sonntag 14.177
Neuinfektionen mit dem Coronavirus gemeldet. Insgesamt wurden seit dem
Beginn der Pandemie in Deutschland damit 532.930 Ansteckungsfälle erfasst,
wie das RKI am Sonntagmorgen unter Berufung auf Angaben der
[1][Gesundheitsämter] mitteilte. Da am Wochenende nicht alle
Gesundheitsämter melden, liegen die Fallzahlen sonntags immer niedriger als
unter der Woche.
Die Zahl der mit dem Coronavirus in Zusammenhang stehenden Todesfälle in
Deutschland stieg nach Angaben des RKI am Sonntag auf 10.481. Das waren 29
Todesfälle mehr als am Vortag. Die Reproduktionszahl, kurz R-Wert, lag in
Deutschland laut RKI-Lagebericht vom Samstag bei 1,11 (Vortag: 1,06). Das
bedeutet, dass zehn Infizierte etwa elf weitere Menschen anstecken. Der
R-Wert bildet jeweils das Infektionsgeschehen etwa eineinhalb Wochen zuvor
ab.
Zudem erklärte das RKI ganz [2][Nordrhein-Westfalen] zum
Corona-Risikogebiet. Wie aus der Webseite des RKI am Sonntagmorgen
hervorging, überschritt Soest die Schwelle von 50 Neuinfektionen pro
100.000 Einwohner*innen in einer Woche. Damit ist das Bundesland auf der
Landkarte nun komplett rot oder hellrot markiert. Dem Robert Koch-Institut
wurden bis Samstagabend 3.637 Neuinfektionen in dem bevölkerungsreichsten
Bundesland gemeldet. Die Infektionslage bleibt damit auf einem hohen
Niveau. Allerdings ist die Zahl nicht vergleichbar mit den vorigen Tagen,
weil am Wochenende weniger Ämter ihre Daten übermitteln.
Derweil hat Bundesaußenminister Heiko Maas (SPD) zugesichert, dass die
deutschen Grenzen zu den Nachbarstaaten auch bei einer weiteren
Verschärfung der Pandemie geöffnet bleiben werden: „Ja, die Grenzen werden
offenbleiben“, sagte er vor Beginn des zweiten Lockdowns dem „Tagesspiegel
am Sonntag“. „Wir haben im Frühjahr genügend Erfahrungen gemacht, wie wir
Kontrollen organisieren, falls sie notwendig werden“, betonte Maas. „Ich
bin sicher, dass wir Staus an der Grenze, die Dutzende von Kilometern lang
sind, nicht sehen werden.“
Proteste gegen Coronamaßnahmen in Spanien
In Spanien ist es erneut zu gewaltsamen Protesten gegen die Einschränkungen
des öffentlichen Lebens wegen der Coronapandemie gekommen. In der
Hauptstadt Madrid hatte es am Samstagabend zunächst eine friedliche
Demonstration gegen die Einschränkungen gegeben. Als diese aufgelöst wurde,
hätten sich kleinere gewalttätige Gruppen Straßenschlachten mit der Polizei
geliefert, berichtete das staatliche Fernsehen RTVE. Auf Fernsehbildern
waren brennende Müllcontainer und Menschen zu sehen, die Steine
schleuderten und Schaufenster einwarfen. 30 Personen seien festgenommen und
3 Polizisten verletzt worden.
Am Donnerstag hatte das Parlament der Verlängerung des Alarmzustandes – der
dritthöchsten Notstandsstufe – bis zum 9. Mai zugestimmt. 13 der 17
autonomen Gemeinschaften, die in etwa deutschen Bundesländern entsprechen,
riegelten ihr Territorium für bis zu zwei Wochen ab. In Katalonien dürfen
die Menschen an den Wochenenden ihre Heimatorte nicht mehr verlassen. In
vielen Städten wie etwa in Barcelona gelten nächtliche Ausgangssperren.
Gaststätten, Kinos, Theater und Fitnessclubs sind geschlossen, nur
Kindergärten und Schulen sind weiter offen.
Auch in Barcelona kam es erneut zu gewaltsamen Protesten. Sie brachen nach
einer Demo gegen Zwangsräumungen säumiger Wohnungsmieter aus. Dort sei ein
Mensch festgenommen worden. In der Nacht zuvor waren bei Straßenschlachten
mit nach Polizeiangaben vor allem rechten Hooligans 20 Polizist*innen und
sieben Demonstrant*innen verletzt worden, 15 Menschen seien festgenommen
worden. Weitere Proteste in der Nacht zu Sonntag mit vereinzelten
Festnahmen und Verletzten wurden unter anderem aus den Städten Logroño, San
Sebastián, Vitoria, La Rioja und Málaga gemeldet.
Teil-Lockdown in Österreich und England
Auch in Österreich und England soll im November das öffentliche Leben zur
Eindämmung der Coronapandemie wieder massiv heruntergefahren werden. In
beiden Ländern tritt im Laufe der kommenden Woche ein Teil-Lockdown ähnlich
wie in Deutschland in Kraft. Schulen sollen dabei weitgehend geöffnet
bleiben, wie die Regierungschefs am Samstag erklärten. In Österreich gelten
die neuen Regeln von Dienstag an, in England ab Donnerstag. Die
Beschränkungen sind weitreichend: Kultur-, Freizeit- und Sporteinrichtungen
müssen schließen, ebenso das Hotel- und Gastgewerbe – nur Essen zum
Mitnehmen und Lieferungen sind erlaubt.
„Es ist notwendig, diesen Schritt zu setzen, um eine Überlastung der
Intensivmedizin zu verhindern“, sagte der österreichische Bundeskanzler
Sebastian Kurz. „Unser Ziel ist es, im Dezember schrittweise wieder zu
öffnen und zu einem halbwegs normalen Leben zurückzukehren.“ Auch in London
schlägt die Regierung Alarm: „Das Virus breitet sich derzeit schneller aus,
als es unsere wissenschaftlichen Berater in einem Worst-Case-Szenario
angenommen haben“, sagte Premierminister Boris Johnson. „Jetzt ist es Zeit
zu handeln, denn es gibt keine Alternative.“
Kontakte sollen soweit wie möglich eingeschränkt werden. Österreich setzt
dafür auf Ausgangsbeschränkungen, die landesweit zwischen 20 und 6 Uhr
gelten sollen. In der Zeit ist das Verlassen der eigenen Wohnung nur noch
aus bestimmten Gründen erlaubt – etwa zur Erholung, für Grundbedürfnisse,
zur Betreuung oder familiärer Unterstützung, zur Arbeit oder bei Gefahren.
Außerdem enthält die Verordnung Kontaktbeschränkungen, laut denen sich nur
Personen aus zwei Haushalten treffen dürfen.
Auch in England sollen die Menschen ihre Wohnungen nicht mehr ohne triftige
Gründe wie Arbeit, Sport, Erholung oder die Pflege Angehöriger verlassen.
Treffen mit anderen Haushalten sind bis auf wenige Ausnahmen ebenso
verboten. Bei der Schließung von Geschäften geht Johnson weiter als sein
Amtskollege Kurz: Nur Supermärkte und andere lebensnotwendige Geschäfte
sollen in den kommenden Wochen geöffnet bleiben, alle anderen müssen
schließen.
UK: Mehr als 1 Million bestätigte Fälle seit Pandemiebeginn
Die anderen Teile Großbritanniens haben eigene Coronaregeln. Wie in
Deutschland und Frankreich ist der Teil-Lockdown vorerst auf den November
beschränkt – mit der Hoffnung auf Lockerungen in der Weihnachtszeit.
Die Infektionszahlen in Österreich steigen seit Wochen steil und fast
täglich auf neue Höchstwerte. Am Samstag zählte das Land mit knapp 9
Millionen Einwohnern 5.349 neue Fälle innerhalb eines Tages. Am Freitag war
mit 5.627 Neuinfektionen eine Rekordmarke erreicht worden. In den
vergangenen sieben Tagen gab es im Schnitt 301,1 Neuinfektionen pro 100 000
Einwohner.
Großbritannien mit knapp 68 Millionen Einwohnern meldete am Samstag fast
22.000 Neuinfektionen. Damit durchbrach das Land die Schwelle von einer
Million bestätigten Coronavirusfällen seit Beginn der Pandemie. In den
vergangenen zwei Wochen zählte das Vereinigte Königreich 451 Fälle pro
100.000 Einwohnern.
Mit Material von dpa, AFP und Reuters.
1 Nov 2020
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