# taz.de -- Protest gegen klimaschädliche Banken: Zu viel Kohle für Kohle | |
> Banken geben sich gerne klimafreundlich, fördern jedoch massiv fossile | |
> Brennstoffe. Umweltschützer*innen fordern neue Richtlinien. | |
Bild: Umweltschädlich: Spritfressende Autos wie auch die Investitionen der deu… | |
BERLIN taz | Mit dem „Weltspartag“ wollen Sparkassen und Banken eigentlich | |
Neukund*innen anwerben, in ihren Filialen verteilen sie Süßigkeiten und | |
Kugelschreiber und suchen das Gespräch. Das sucht jetzt auch die | |
Klimabewegung, aber von einer ganz anderen Seite. Die | |
Nichtregierungsorganisation Urgewald, Fridays for Future, der BUND, | |
Greenpeace und der Dachverband Kritischer Aktionär*innen haben den | |
Weltspartag am 30. Oktober zum Aktionstag ihrer Kampagne „Banks against | |
Future“ erklärt. In 25 Städten wollen sich Gruppen an Protesten gegen die | |
Banken beteiligen. | |
„Alle Investitionen müssen ab sofort auf Nachhaltigkeit geprüft werden“, | |
sagt der Geschäftsführer des Dachverbands Kritischer Aktionär*innen, Markus | |
Dufner. Die Forderung richtet sich hauptsächlich an die kundenstärksten | |
deutschen Geldinstitute Deutsche Bank, Commerzbank und die Sparkassen. Sie | |
sollen sich den Pariser Klimazielen verpflichten und noch bis Jahresende | |
einen Plan veröffentlichen, wie sie bis spätestens 2030 [1][aus der | |
Kohleförderung aussteigen]. Firmen, die eine zu schlechte CO2-Bilanz | |
aufweisen, sollen von allen Finanzgeschäften ausgeschlossen werden. | |
Die Finanzinstitute markierten eine Lücke im gesellschaftlichen Konsens für | |
den Klimaschutz, argumentiert Dufner. Schließlich gebe es Entrepeneurs for | |
Future, Psychotherapists for Future, Educators for Future, Sexworkers for | |
Future – aber die Banken fehlen. Dabei komme ihnen eine Schlüsselrolle bei | |
der Förderung fossiler Energien zu: Jedes neue Kohlekraftwerk, jede Mine | |
muss über Kredite, Anleihen oder Darlehen finanziert werden. Zwar haben | |
sich die großen Banken weitgehend aus der direkten Finanzierung von neuen | |
Kohlekraftwerken zurückgezogen. Indem sie aber die Unternehmen finanzieren, | |
die die Kraftwerke betreiben, finanzieren sie sie indirekt weiter. | |
So ist [2][die Deutsche Bank] etwa die größte Geldgeberin von RWE und | |
Uniper, auch zur [3][Finanzierung der umstrittenen Carmichael-Kohlemine des | |
Konzerns Adani in Australien trug sie über Anleihen bei]. „Moral scheint | |
für viele Manager der Deutschen Bank keine Kategorie zu sein“, sagt Dufner. | |
Die Kritischen Aktionär*innen wollen vor einer Kölner Innenstadt-Filiale | |
der Deutschen Bank protestieren. | |
## Die Realität sieht anders aus | |
Die NGO Urgewald kritisiert schon seit Jahren die schlechten Klimabilanzen | |
im Finanzwesen. „Viele Geldinstitute werben mit Nachhaltigkeit und bekennen | |
sich nach außen zum Klimaschutz, aber die Realität sieht anders aus“, sagt | |
die Kampaignerin Kathrin Petz. In der Investmentsparte der Sparkassen etwa | |
finden sich in fast allen Fonds Unternehmen, die Kohle- oder Atomkraftwerke | |
betreiben oder neu bauen wollen. Auch Investitionen in die | |
Rüstungsindustrie prangern die Umweltschützer*innen an. | |
Die Sparkassen-Fondsgesellschaft Deka Investments schließt zwar im | |
Rüstungsbereich die Hersteller von Streumunition, Anti-Personen-Minen und | |
Handfeuerwaffen aus – schon seit 2012. „Seitdem hat sich nichts mehr | |
getan“, sagt Petz. In den Fonds seien Anteile der Atomwaffenhersteller | |
Airbus, BAE Systems, Boeing und Unternehmen, die Rünstungsgüter an den | |
Jemen oder nach Saudi Arabien liefern, wie Rheinmetall. | |
Im internationalen Vergleich hinken deutsche Finanzinstitute beim | |
Klimaschutz und Rüstungsstopp hinterher. Die italienische Großbank | |
Unicredit etwa gab im August bekannt, [4][bis 2028 komplett aus der | |
Kohlefinanzierung aussteigen zu wollen]. Bis dahin will sie nur noch | |
Kredite an Unternehmen geben, die sich ebenfalls verpflichten, bis 2028 | |
vollständig auszusteigen. Die französische Großbank BNP Paribas kündigte | |
schon 2017 ihren Ausstieg aus Investitionen in fossile Energien an und gab | |
im vergangenen Jahr bekannt, bis 2030 alle Kohlefinanzierungen in der EU zu | |
beenden und bis 2040 weltweit aus der Kohle auszusteigen. | |
Eine Bank, die bislang nicht im Fokus der Kritiker*innen steht, ist die | |
Europäische Investitionsbank. Dabei gäbe es hierfür durchaus Anlass: Die | |
Bank, die als europäische Institution den Pariser Zielen verpflichtet ist | |
und sich erst im November neue Richtlinien für eine klimafreundlichere | |
Anleihenpolitik verordnete, finanziert den Bau der Autobahn A4 9 und die | |
dafür notwendige Abholzung des Dannenröder Forstes [5][mit einem Darlehen | |
von 264 Millionen Euro]. | |
30 Oct 2020 | |
## LINKS | |
[1] /Brennstoff-bleibt-Milliardengeschaeft/!5700793 | |
[2] /Brasiliens-Regenwald-und-Konzerne/!5720917 | |
[3] /NGO-Urgewald-gegen-die-Deutsche-Bank/!5698905 | |
[4] https://www.handelsblatt.com/finanzen/banken-versicherungen/italienische-gr… | |
[5] https://www.euractiv.com/section/transport/news/eu-bank-urged-to-put-brakes… | |
## AUTOREN | |
Katharina Schipkowski | |
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