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# taz.de -- NGO wertet Investitionen aus: Banken hängen an der Kohle
> Geldhäuser aus China, den USA und Japan liegen im Ranking zwar vorne.
> Aber auch deutsche Institute investieren weiter.
Bild: Mehr Kohle für Kohle: Arbeiter beim Bau eines Koksofens der chinesischen…
Chiang Mai taz | Seit der Verabschiedung des Pariser Klimaabkommens haben
die Banken dieser Welt kontinuierlich jedes Jahr mehr Geld in die
Kohleindustrie gepumpt. Das zeigt eine Auswertung internationaler
Umweltorganisationen wie der Umwelt- und Menschenrechtsorganisation
urgewald e. V. Die Analyse beruht auf einer Datenbank mit knapp 1.000
Firmen aus dem Kohlesektor in aller Welt.
Kohleunternehmen brauchen für ihre Aktivitäten Geld. Dieses bekommen sie
entweder als Kredit von einer Bank oder sie verkaufen Aktien und Anleihen
an Investoren. Bei Letzterem sind ebenfalls Banken als „Underwriter“
beteiligt. Addiert man die Kredite und Summen aus dem Underwriting-Geschäft
auf, ist der Trend klar: Die 665 untersuchten Banken haben von 491
Milliarden (2016) über 498 Milliarden (2017), 520 Milliarden (2018) und 543
Milliarden (2019) den Kohlefirmen jedes Jahr zu mehr Kapital verholfen.
„Die Ergebnisse unserer Finanzrecherche sind erschreckend“, sagt Katrin
Ganswindt von urgewald. „Die Pariser Klimaziele erfordern einen schnellen
Ausstieg aus der Kohle, aber sehr viele Banken und Investoren marschieren
immer noch in die entgegengesetzte Richtung.“
Beim Underwriting-Geschäft dominieren chinesische Banken, die in diesem
Segment die ersten zehn Plätze belegen. Dahinter folgen drei Banken aus den
USA und zwei aus Japan. Beim Kreditgeschäft liegen hingegen japanische
Institute vorn, die die ersten drei Plätze belegen. Anschließend sind
insbesondere US-Banken auffallend stark vertreten.
Es finden sich aber auch europäische Banken auf der Liste: Barclays (Platz
5), BNP Paribas (Platz 9) oder die Commerzbank (Platz 13). Dabei hat die
Commerzbank eigentlich eine interne Kohlerichtlinie. Doch diese habe zu
viele Schlupflöcher, sagt Ganswindt: „Die Commerzbank hat 2016 eine aus
heutiger Sicht sehr schwache Kohlerichtlinie verabschiedet, die
insbesondere noch viele Geschäfte mit dem Kohlebergbausektor zulässt“,
kritisiert Ganswindt. Damit ist die Commerzbank allerdings nicht allein.
[1][Die Umweltorganisation Reclaim Finance hat die Kohlerichtlinien von 88
Banken untersucht, und nur vier haben „robuste“ Regeln eingeführt].
Die urgewald-Studie hat schließlich noch analysiert, wer in die Aktien und
Anleihen von Kohlekonzernen investiert. Hier belegen Fondsgesellschaften
wie Vanguard oder Blackrock aus den USA die ersten acht der ersten zehn
Plätze. Aus Europa finden sich nur zwei Organisationen unter den ersten 30:
die Pensionskasse der norwegischen Regierung (Platz 8) und die Allianz
Versicherung (Platz 20).
Der Grund für die hohe Position der Allianz in diesem Ranking liegt
ebenfalls an einem Schlupfloch in deren Kohlerichtlinie, sagt Regine
Richter von urgewald: „Die Allianz hat in Bezug auf ihre Eigenanlagen
bereits große Schritte zum Ausstieg aus der Kohle unternommen. Umso
unverständlicher ist es, dass sie die Anlagen, die sie für Dritte
verwaltet, immer noch in die Kohle investiert.“ Dabei sei das gar nicht
nötig, wie der Blick auf einen Konkurrenten aus Frankreich zeige, so
Richter: Die Allianz „sollte sich an AXA ein Vorbild nehmen und diese
offene Flanke endlich schließen“.
26 Feb 2021
## LINKS
[1] http://www.coalpolicytool.org
## AUTOREN
Christian Mihatsch
## TAGS
Banken
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