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# taz.de -- Kohlekraftwerk verringert CO2-Ausstoß: Eine Schippe weniger in Wed…
> Das Kohlekraftwerk Wedel sollte eigentlich längst abgeschaltet sein.
> Jetzt will Hamburg es mit einem kleineren CO2-Ausstoß fahren.
Bild: Bald weniger zu tun: Vor dem Kohlekraftwerk Wedel wird ein Schiff entladen
Hamburg taz | Das betagte [1][Kohleheizkraftwerk Wedel] soll ab sofort 20
Prozent weniger Kohlendioxid (CO2) ausstoßen. Wie Umweltsenator Jens
Kerstan als Aufsichtsratsvorsitzender mitgeteilt hat, soll dessen Anteil an
der Wärme je nach Marktlage durch Wärme aus Gas ersetzt werden. Dazu kommt
ein Wassertank in Wedel, der 80 Megawatt Windstrom speichern können soll,
die sonst abgeriegelt würden. „Mit der Kohlereduktion zeigen wir, dass wir
es ernst meinen mit dem Klimaschutz und der Wärmewende“, sagt Kerstan.
Das Kohlekraftwerk Wedel ist für den Grünen ein Problem, weil ihm die
Opposition in Gestalt der CDU und der Linken bei jeder Gelegenheit unter
die Nase reibt, dass diese wenig effiziente CO2-Schleuder längst
abgeschaltet sein müsste. Dazu kommen die Beschwerden von Anwohnern, die
von Partikeln berichten, die Löcher in Autolacke und Dachplatten ätzen. Die
Leute können sich das nur mit dem Ausstoß des Kraftwerks erklären. „Es wird
schlimmer und schlimmer“, klagt Kerstin Lueckow von der Bürgerinitiative
„Kein Megakraftwerk Wedel“.
Der rot-grüne Senat steht auch in der Pflicht, weil er den Volksentscheid
von 2013 zur Rekommunalisierung der Energienetze umsetzen muss, der eine
CO2-freie Energieversorgung vorsieht.
Zudem hat er sich im vergangenen Jahr mit der Volksinitiative „Tschüss
Kohle!“ auf einen [2][Kohleausstieg] bis 2030 verständigt hat. Die
Reduzierung der Kohlemenge in Wedel sei ein erster wichtiger Schritt dahin,
sagt Kerstan. Er zeige, „dass die Rekommunalisierung der Energienetze
Spielräume für den Klimaschutz eröffnet“.
## Alternative Wärme aus Gaskraftwerken
Die nötige Wärme für die 120.000 Haushalte im Hamburger Westen, die von
Wedel versorgt werden, soll im ersten Schritt aus Gaskraftwerken kommen,
die Wärme Hamburg dafür hochfahren will. Durch Einbeziehung des Speichers
für überschüssigen Windstrom soll ab der Heizperiode 2022/23 über 30
Prozent weniger Kohle verbrannt werden. Das entspricht 150.000 Tonnen
Steinkohle. 2025 soll das Kraftwerk abgeschaltet werden.
Der Verzicht auf die Kohle wird Wärme Hamburg bis zu 1,5 Millionen Euro im
Jahr kosten – bei einem Erlös von 2,9 Millionen 2018. Im vergangenen Jahr
war es ein Minus von 13,4 Millionen, zu dem aber Einmaleffekte beigetragen
haben. Für die Fernwärmekunden wird das keine Auswirkungen haben. „Wir
haben eine Preisgleitklausel“, sagt Pressesprecher Stefan Kleimeier. Der
Fernwärmepreis sei an Brennstoff- und Verbraucherpreis-Indizes gekoppelt.
Für den Landesgeschäftsführer des Umweltverbandes BUND, Manfred Braasch,
ist die Drosselung von Wedel „eine gute Nachricht für den Klimaschutz“.
Sein Verband habe das schon lange gefordert. 2025 sei aber als Termin für
die völlige Abschaltung zu spät.
„Es wäre klug, jetzt schnell den [3][Energiepark] auf der Dradenau und die
Elbtrasse umzusetzen“, sagt Braasch. Gemeint ist ein Ensemble aus
Müllverbrennung, Kraft-Wärme-Kopplung, Nutzung von industrieller
Prozesswärme und Wärmespeicherung im Hafen. Um die Wärme in die Stadt zu
bekommen, muss eine Fernwärmeleitung unter der Elbe gebaut werden, gegen
die es aber Widerstand von Anwohnern und Energieaktivisten gibt.
Außerdem, sagt Braasch, müsse das Problem der ätzenden Partikel gelöst
werden. Ein Eilantrag der Bürgerinitiative ist vom Oberverwaltungsgericht
wegen Nicht-Zuständigkeit ans Verwaltungsgericht Schleswig weitergereicht
worden.
27 Oct 2020
## LINKS
[1] /Saurer-Teilchenregen-in-Wedel/!5681672
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[3] /Stromnetz-Hamburg-will-vorsorgen/!5686367
## AUTOREN
Gernot Knödler
## TAGS
Hamburg
Energiewende
Schwerpunkt Klimawandel
Kohleausstieg
Fernwärme
Umwelt
Verbrennungskapazitäten
Banken
Moorburg
Energiewende
Peter Tschentscher
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