# taz.de -- Imame in Deutschland: Bald staatlich geprüft | |
> Ab April werden erstmals muslimische Geistliche an einem staatlich | |
> geförderten Kolleg ausgebildet. Große Verbände wie Ditib machen aber | |
> nicht mit. | |
Bild: 2012: Eröffnungsfeier des Instituts für islamische Theologie in Osnabr�… | |
Berlin taz | Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) hat sich am Dienstag | |
zufrieden mit der Entwicklung bei der Imamausbildung gezeigt. „Wir freuen | |
uns, dass wir jetzt eine verstärkte Ausbildung in Deutschland bekommen“, | |
sagte Seehofer vor der Eröffnung der 14. Deutschen Islamkonferenz zu | |
Journalist:innen. | |
[1][Das neue Kolleg in Osnabrück] sei auch ein „Beitrag zur Prävention“, | |
fügte Seehofer mit Blick auf die jüngsten islamistischen Anschläge in | |
[2][Frankreich, Deutschland und Österreich] hinzu. Seit 2006 treffen sich | |
muslimische Verbände und Innenministerium auf der Islamkonferenz, um über | |
die Rolle des Islam in Deutschland zu sprechen. „Diese Arbeit trägt | |
Früchte“, lobte Seehofer. Dieses Jahr steht die „Ausbildung religiösen | |
Personals islamischer Gemeinden“ auf dem Programm. | |
Der Grund für Seehofers Zufriedenheit: Ab April 2021 können Imame in | |
Osnabrück beim Islamkolleg Deutschland eine unabhängige, wissenschaftlich | |
fundierte Ausbildung erhalten. Knapp eine Million Euro pro Jahr stellt das | |
Innenministerium als „Anschubfinanzierung“ bereit, teilte der zuständige | |
Staatssekretär Markus Kerber mit. Auch das niedersächsische | |
Wissenschaftsministerium finanziert das Kolleg für zunächst fünf Jahre. | |
Geld, von dem Bülent Uçar 12 Mitarbeiter:innnen anstellen kann. Uçar ist | |
Direktor des [3][Instituts für Islamische Theologie] der Universität | |
Osnabrück und wissenschaftlicher Direktor am neuen Islamkolleg. Für ihn ist | |
die Imamausbildung unter staatlicher Aufsicht schon „lange überfällig“. | |
Nach 60 Jahren permanenter Präsenz als Glaubensgemeinschaft in Deutschland | |
und nach dem Aufbau von [4][theologischen Instituten] an mittlerweile | |
sieben Hochschulen sei das Kolleg „der logische nächste Schritt“, sagt Uç… | |
der taz. | |
## Seelsorge und politische Bildung | |
Denn wer in Tübingen, Münster oder [5][neuerdings Berlin] und Paderborn | |
Islamwissenschaften studiert, ist nicht automatisch befähigt, als Imam zu | |
arbeiten. Auf dem Ausbildungsprogramm am Osnabrücker Kolleg stehen neben | |
Koranrezitation und Predigtlehre beispielsweise auch Seelsorge, soziale | |
Arbeit mit dem Schwerpunkt Frauen- und Jugendarbeit oder politische Bildung | |
im Ausbildungsplan. | |
Zur Letzteren gehöre auch Meinungs- und Religionsfreiheit. „Man sieht am | |
wiederaufflammenden [6][Karikaturenstreit], dass dies dringend Teil der | |
Ausbildung sein muss“, so Kollegsdirektor Uçar. | |
Zudem erfolgt die Ausbildung auf Deutsch. Neu am Kolleg ist vor allem, dass | |
islamische Verbände erstmals ihre Imamausbildung aus der Hand geben. „Damit | |
leisten sie ihren Beitrag dazu, dass sich die Prediger in ihren Gemeinden | |
stärker mit Deutschland und seinen Werten, aber auch den Bedürfnissen von | |
Muslimen in Deutschland beschäftigen“, sagt Uçar. Das Kolleg startet | |
zunächst mit 30 Ausbildungsplätzen. | |
Bisher beschäftigen nur wenige der rund 2.500 Moscheegemeinden in | |
Deutschland Imame, die nicht im Ausland ausgebildet worden sind. Allen | |
voran Ditib, mit gut 900 Gemeinden größter muslimischer Dachverband in | |
Deutschland, steht wegen seiner Nähe zum türkischen Staat in der Kritik. | |
## Langer Arm Erdoğans | |
Ditib-Imame werden von der türkischen Religionsbehörde Diyanet entsandt und | |
bezahlt. Berichte über Ditib-Imame, die mutmaßlich für die Türkei | |
spitzelten oder sich [7][für den türkischen Einmarsch in Nordsyrien] | |
aussprachen, sorgten in der Vergangenheit für Empörung. | |
Seit Anfang des Jahres bildet Ditib wie der Verband der Islamischen | |
Kulturzentren (Vikz) Imame auch in Deutschland aus. „Was Ditib oder Vikz | |
genau lehren, wissen wir nicht“, sagt dazu Bülent Uçar von der Uni | |
Osnabrück. „Wir sind aber offen für eine Kooperation, wenn sie auf | |
Grundlage des Grundgesetzes getroffen wird.“ | |
Bisher unterstützen fünf islamische Verbände das Kolleg, darunter der | |
Zentralrat der Muslime, der Zentralrat der Marokkaner und die Islamische | |
Gemeinschaft der Bosniaken. Zusammen stellen sie etwa 500 der 2.500 | |
Moscheegemeinden. | |
10 Nov 2020 | |
## LINKS | |
[1] /Ausbildung-von-islamischen-Geistlichen/!5640310 | |
[2] /Islamistische-Anschlagsserie/!5721076 | |
[3] https://www.irp-cms.uni-osnabrueck.de/startseite.html?no_cache=1 | |
[4] /Islamwissenschaft-in-Deutschland/!5434126 | |
[5] /Islamwissenschaft-in-Deutschland/!5434126 | |
[6] /Eskalation-im-Streit-ueber-Karikaturen/!5721047 | |
[7] /Ditib-Moscheegemeinden-in-der-Kritik/!5633852 | |
## AUTOREN | |
Ralf Pauli | |
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