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# taz.de -- Türkischer Einfluss auf deutsche Moschee: Das Ende der Import-Imame
> Ankara ist bereit, künftig keine Geistlichen mehr nach Deutschland zu
> entsenden. Doch damit sind längst nicht alle Fragen geklärt.
Bild: Ein Imam sitzt dem Mittagsgebet vor in der DITIB Zentralmoschee in Ehrenf…
Berlin taz | Der Islamwissenschaftler Bülent Uçar begrüßt die Pläne der
Bundesregierung, den Einfluss der Türkei auf deutsche Moscheegemeinden zu
verringern. „Das ist ein lang überfälliger Schritt“, sagt Uçar der taz. …
Osnabrücker Islamkolleg Deutschland (IKD), bei dem Uçar Wissenschaftlicher
Direktor ist, bildet seit 2021 Imame in staatlicher Verantwortung aus.
Wichtig sei nun, schnellstmöglich die Details zu klären, so Uçar.
[1][Auf der Islamkonferenz, die am Mittwoch zu Ende ging,] hatte
Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) angekündigt, dass die
Imamausbildung in Deutschland „signifikant“ ausgebaut werden solle. Ziel
sei es, „die Entsendung von Imamen aus der Türkei in der Folge ganz zu
beenden“. Auf diese Punkte hatten sich am vergangenen Wochenende auch der
türkische [2][Präsident Recep Tayyip Erdoğan und Bundeskanzler Olaf Scholz
(SPD) in Berlin verständigt.] Wegen Erdoğans Äußerungen zum Nahostkonflikt
fand die Nachricht jedoch kaum Beachtung. Dabei wäre sie eine Zäsur.
Seit rund 30 Jahren entsendet die türkische Religionsbehörde Diyanet Imame
nach Deutschland. Sie sind vor allem beim türkischen Islamverband Ditib
tätig, dem mit 900 Gemeinden größten Moscheeverband in Deutschland. Immer
wieder wird Kritik laut, dass die türkische Regierung dadurch Einfluss auf
deutsche Moscheegemeinden nehme. Der Eindruck verstärkte sich, als
Ditib-Imame nach dem gescheiterten Putschversuch in der Türkei 2016 unter
Verdacht standen, Anhänger der Gülen-Bewegung in Deutschland
auszuspionieren.
Bis heute tut sich der Verband schwer, seine Unabhängigkeit von Ankara
unter Beweis zu stellen. Die innenpolitische Sprecherin der Grünen, Lamya
Kaddor, bezeichnete derlei Versuche der Organisation als „nicht glaubhaft“.
Sollte Ditib bereit sein, künftig nur noch Imame einzustellen, die in
Deutschland ausgebildet worden sind, wäre das „vielleicht ein erster
Versuch“, sagte Kaddor am Mittwoch im Deutschlandfunk.
## Woher kommt das Geld?
Ob Ditib diesen Schritt ganz gehen wird, war allerdings nicht klar. Eine
entspreche Anfrage der taz ließ die Organisation zunächst unbeantwortet. In
der Vergangenheit hatte der Verband darauf verwiesen, dass Imame bereits
teilweise an einer eigenen Akademie in Deutschland ausgebildet würden. Das
Innenministerium teilte auf Anfrage lediglich mit, dass der Austausch mit
der türkischen Religionsbehörde Diyanet und Ditib zur stärkeren
Unabhängigkeit von Ankara „weit vorangeschritten“ sei.
Wo die Imame ausgebildet werden, ist für Islamwissenschaftler Uçar nicht
die allein entscheidende Frage. In diesem Jahr hat das Islamkolleg
Deutschland die ersten staatlich ausgebildeten Imame verabschiedet. Doch
nicht alle finden eine gut bezahlte Anstellung, berichtet Uçar: „Die fünf
Moscheeverbände, mit denen wir kooperieren, haben wenig finanzielle
Spielräume.“ In der Regel bekämen Imame zwar Wohnungen gestellt, mehr als
1.000 Euro Gehalt seien aber nicht drin.
Uçar fordert deshalb, dass der deutsche Staat Moscheegemeinden mit
jüdischen, katholischen und evangelischen Gemeinden gleichstellt und ebenso
finanziell unterstützt. Ansonsten drohe, dass die verstärkte Imamausbildung
in Deutschland die beabsichtigte Wirkung verfehle.
23 Nov 2023
## LINKS
[1] /Islamverbaende-und-der-7-Oktober/!5971360
[2] /Erdoan-nach-dem-Deutschland-Besuch/!5971096
## AUTOREN
Ralf Pauli
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