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# taz.de -- Kampf um den CDU-Vorsitz: Eine Pause, nicht das Ende
> Der Streit um den CDU-Vorsitz soll jetzt Mitte Januar entschieden werden.
> Für die Kandidaten ist es ein kurzes Innehalten, der Machtkampf aber
> bleibt.
Bild: Notorischer Zündler: Friedrich Merz, hier bei einer CDU-Veranstaltung am…
Friedrich Merz hatte ausgeteilt, als gäbe es kein Morgen. Das
Parteiestablishment, gemeint sind die Merkeltreuen in der CDU, greife zu
allen Mitteln, um ihn, Verkörperung des wahren Willens der Basis, zu
verhindern. Da kündigte sich [1][ein Nachfolgekrieg an, bei dem keine
Gefangenen gemacht werden] würden. Mit Merz ist der schneidende Ton des
Dezisionismus in die gemütliche Konsenspartei CDU eingezogen. Dass er sich
mitten in der Pandemie allerdings zum Nabel der Welt erklärte, das
ungeschickt zu nennen wäre noch krass untertrieben. Dabei hatte Merz im
Kern durchaus recht. Verfahrensfragen sind keine neutralen Sachverhalte.
Und die Machtfrage und den Parteitag in eine vages Irgendwann zu
verschieben, ist angesichts der 2021 anstehenden Wahlen nicht gescheit.
[2][Nun gibt es eine Einigung]. Die kurzzeitig erhitzten Gemüter scheinen
wieder auf Normaltemperatur zu sein. Der proklamierte Aufstand der Basis
gegen das Establishment, eine für die CDU untypische Anordnung, ist
abgesagt.
Die Einigung ist bedeutsam. Man kann in den USA beobachten, wie verheerend
es ist, wenn die Verfahren, die Auseinandersetzungen organisieren und
einhegen sollen, selbst zum Gegenstand eines Streits werden. Das führt zu
Ausweitungen der Kampfzone, bei denen die Demokratie selbst unter die Räder
kommen kann.
[3][Merz hat, schaut man auf die Fakten, keineswegs verloren]. Der
einstimmige Beschluss des Bundesvorstands ist nach ein paar Tagen
pulverisiert. Für diesen Erfolg zahlt er aber einen hohen Preis. Er wirkte
wie ein trotziger Junge, dem jemand sein Spielzeug weggenommen hat.
Eine Illusion ist es, zu glauben, was alle Beteiligten jetzt in die Welt
senden: Nun sei wieder alles gut. Doch auch das von Merz, Armin Laschet und
Norbert Röttgen anvisierte Verfahren – digitale Abstimmung mit Briefwahl am
Ende – ist nicht rechtssicher und kann wieder für Streit sorgen.
Realistischer ist: Die drei haben sich auf eine Pause verständigt, vorbei
ist der Machtkampf nicht. In den letzten Tagen konnte man sehen, wie
dreckig dieser Kampf werden kann. Das löst sich nicht einfach in Luft auf.
1 Nov 2020
## LINKS
[1] /Andreas-Roedder-ueber-Parteitagsabsage/!5724500
[2] /Streit-um-Wahl-zum-CDU-Vorsitz/!5724949
[3] /Friedrich-Merz-im-Kampf-um-CDU-Vorsitz/!5720901
## AUTOREN
Stefan Reinecke
## TAGS
Schwerpunkt Bundestagswahl 2025
CDU-Parteitag
Friedrich Merz
Armin Laschet
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