# taz.de -- NPD-Kundgebung in Braunschweig: Polizei toleriert Reichsflaggen | |
> Niedersachsen hat das Zeigen von Reichsflaggen per Erlass verboten. Bei | |
> einer NPD-Kundgebung in Braunschweig schreitet die Polizei trotzdem nicht | |
> ein. | |
Bild: Seit Jahren bei rechtsextremen Aufmärschen im Einsatz: Reichs(kriegs)fla… | |
Hamburg taz | Einen für den vergangenen Samstag geplanten Aufmarsch für das | |
Tragen der schwarz-weiß-roten Reichsflagge sagte „Die Rechte“ Bremerhaven | |
kurzfristig ab. Dafür mobilisierte sie für den gleichen Tag zu einer | |
Kundgebung der NPD in Braunschweig. Das dortige Thema war ebenfalls der | |
Ärger über Bestrebungen mehrerer Bundesländer, das Zeigen der Reichsflagge | |
zu untersagen. Niedersachsen hat kürzlich [1][einen Erlass] gegen die | |
schwarz-weiß-rote Flagge beschlossen. | |
Nach der Kundgebung provozierten die Rechten, es kam auch zu Übergriffen. | |
Die Polizei ermittelt gegen drei Beschuldigte aus dem rechten Spektrum | |
wegen Körperverletzung. | |
Am Vormittag waren unter dem Motto „Ja zur Tradition – Kein Verbot stoppt | |
Schwarz-weiß-rot“ rund 30 Rechte auf dem Herzogin-Anna-Amalia-Platz in der | |
Innenstadt zusammengekommen. Über 100 Menschen waren gegen die | |
NPD-Kundgebung auf der Straße. | |
Mit Verwunderung musste das „Bündnis gegen Rechts Braunschweig“ | |
feststellen, das die Polizei bei den NPD- und „Die Rechte“-Anhänger*innen | |
trotz des Mitführens der Reichsfahne nicht einschritt. „Ist der Erlass nur | |
ein Papiertiger?“, fragte der Journalist und Sprecher des Bündnisses, David | |
Janzen, via Twitter. Die Polizei erklärte, nicht eingeschritten zu sein, da | |
das „Zeigen der Reichsflagge (...) nicht friedensstörend oder provozierend | |
erfolgt“ sei. | |
Nach 21 Uhr, die NPD-Kundgebung war schon lange zu Ende, randalierten | |
Rechtsextreme auf dem Frankfurter Platz im westlichen Ringgebiet und | |
griffen Personen an. Als die Polizei eintraf, war die Randale bereits | |
vorbei. Die Polizeisprecherin sagte, die Beamt*innen hätten zwar noch | |
Tatverdächtige und Zeug*innen angetroffen, zu den Opfern der Übergriffe | |
könne sie aber nichts sagen – die Vernehmungen liefen noch. | |
## Militantes Auftreten | |
Vor dem Angriff waren die NPD- und „Die Rechte“-Anhänger an einem Kiosk | |
zusammengekommen. Von dort postet die Gruppe von acht Männern ein Selfie | |
und zog dann durchs Ringgebiet, überklebte Stolpersteine, klingelte an | |
Häusern, in denen sie Antifaschist*innen vermutete, bedrohte Anwohner*innen | |
und posierte vor Geschäften von Migrant*innen. | |
Seit Jahren trete die Szene in Braunschweig bewusst militant auf, sagt | |
Janzen, der selbst [2][immer wieder bedroht wird]. Zuletzt fand er am 16. | |
Oktober einen Zettel mit einem aufgemalten Strick in seinem Briefkasten. | |
Der letzte bekannt gewordene Übergriff erfolgte in der Nacht zum 4. Oktober | |
auf den Ratsherrn von „Die Partei“, Maximilian Hahn. Sechs Anhänger von | |
„Die Rechte“ schlugen und traten ihn. | |
„Die Rechtsextremen wollen ihre Zone markieren“, sagte Janzen. Am Sonntag | |
liefen allerdings 300 Personen unter dem Motto „Westliches Ringgebiet | |
bleibt Antifa!“ durch das Gebiet. Es begleitete sie der Applaus von | |
Anwohner*innen. | |
29 Oct 2020 | |
## LINKS | |
[1] https://www.mi.niedersachsen.de/startseite/aktuelles/presseinformationen/ne… | |
[2] /Drohungen-gegen-Antifaschisten/!5633062 | |
## AUTOREN | |
Andreas Speit | |
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