# taz.de -- SPD-Europaabgeordnete über Subventionen: „EU-Agrarpolitik wird �… | |
> Maria Noichl, SPD-Verhandlerin im EU-Parlament, verteidigt ihren | |
> Kompromiss mit den Konservativen: Bauern müssten künftig mehr für die | |
> Umwelt tun. | |
Bild: Rinder auf der Weide | |
taz: Frau Noichl, Sie haben sich als Verhandlungsführerin der | |
Sozialdemokraten im EU-Parlament mit den Konservativen und Liberalen auf | |
einen Kompromiss zu den Umweltbedingungen für die Agrarsubventionen | |
geeinigt. Kritiker bezeichnen ihn als Rückschritt. Zu Recht? | |
Maria Noichl: Nein. Der größte Fortschritt ist, dass die Landwirte | |
mindestens 30 Prozent der wichtigsten Agrarsubventionen – der | |
Direktzahlungen – nicht mehr einfach dafür bekommen sollen, dass sie Äcker | |
und Wiesen haben. Stattdessen müssen sie an den neuen Eco-Schemes | |
teilnehmen, bei denen sie mehr für die Umwelt tun müssen als bislang | |
vorgeschrieben ist. Das könnten zum Beispiel Prämien für Landwirte sein, | |
die ihre Rinder auf der Weide und nicht nur im Stall halten. Also: | |
öffentliches Geld für öffentliche Leistungen. Das ist das, was die | |
Umweltverbände immer wollten. Die Agrarpolitik wird ökologischer. | |
Wie ist sichergestellt, dass die Mitgliedstaaten die Eco-Schemes so | |
gestalten, dass sie ein Fortschritt für die Umwelt sind? | |
Die EU-Kommission muss in den Verhandlungen über die Verordnung mit dem | |
Parlament und dem Rat der Mitgliedstaaten deutlich machen, welche Ziele die | |
Eco-Schemes haben müssen. Wir haben das schon versucht, aber das muss noch | |
besser werden. | |
Hätten Sie nicht mit den Grünen mehr Umweltschutz vereinbaren können? | |
Es gibt im Bereich der Änderungsanträge noch viele Themen, für die wir bei | |
der Abstimmung im Plenum kommende Woche gemeinsam kämpfen können. Eine | |
starke Verbindung zum Pariser Klimaabkommen, Forderungen für Arbeitnehmer | |
in der Landwirtschaft und die Kappung von Direktzahlungen für Großbetriebe. | |
Hier freue ich mich auf ein gutes Miteinander mit den Grünen. | |
Ihr Kompromiss sieht vor, dass die Bauern nur 5 Prozent ihrer Äcker für | |
nicht-produktive Flächen Blühstreifen oder Brachen reservieren müssen. | |
Viele Wissenschaftler fordern weit mehr. | |
Wir brauchen tatsächlich mindestens 10 Prozent. Wir fordern, dass die | |
Mitgliedstaaten die fehlenden Prozentpunkte beispielsweise durch ein | |
entsprechendes Angebot an Eco-Schemes sicherstellen. | |
Haben Sie wirklich alles herausgeholt, was möglich war? | |
Wir haben unter diesen Umständen und mit diesen Fraktionen inhaltlich das | |
Maximale herausgeholt. Sie müssen sehen, wo wir hergekommen sind: Der | |
Agrarausschuss des EU-Parlaments hatte beispielsweise die nicht-produktiven | |
Flächen komplett gestrichen. Da stehen wir heute nicht mehr. | |
16 Oct 2020 | |
## AUTOREN | |
Jost Maurin | |
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