# taz.de -- AfD-Chef wird nicht kandidieren: Meuthen will nicht in den Bundestag | |
> Vieles sprach für eine Kampfkandidatur zwischen dem AfD-Chef und der | |
> Fraktionsvorsitzenden Alice Weidel. Doch Jörg Meuthen bleibt in Brüssel. | |
Bild: Geht in Berlin rum, aber nicht nach Berlin: Jörg Meuthen | |
BERLIN taz | Jörg Meuthen wird nicht für den Bundestag kandidieren. Das | |
teilte der [1][AfD]-Chef den Parteimitgliedern in einem Brief mit, der am | |
Mittwoch verschickt wurde und der taz vorliegt. Darin schreibt Meuthen, | |
dass er im Europaparlament bleiben werde, dort könne er seiner Partei mehr | |
dienen als mit einem Wechsel nach Berlin. | |
„Mein Mandat im Parlament der EU ist mir Passion, ist mir die Aufgabe, für | |
die ich von Ihnen nominiert und von den Wählern mandatiert wurde“, heißt es | |
in dem Brief. Das bedeute auch, „dass ich den von sehr vielen Mitgliedern | |
an mich herangetragenen Wunsch, ich möge für die Wahl zum nächsten | |
Deutschen Bundestag kandidieren und meine politische Mandatsarbeit für die | |
AfD statt im EP im Bundestag fortsetzen, nicht entsprechen kann.“ | |
Meuthen geht damit auch einer möglichen Kampfkandidatur gegen | |
Bundestagsfraktionschefin Alice Weidel aus dem Weg und überlässt ihr damit | |
wohl den ersten Listenplatz in Baden-Württemberg und eine mögliche | |
Spitzenkandidatur bundesweit. Weidel war im vergangenen Februar zur neuen | |
Landeschefin der AfD in Baden-Württemberg gewählt worden – ein Posten, den | |
Meuthen früher einmal selbst innehatte. | |
Parteiintern war über einen möglichen Zweikampf zwischen Meuthen und Weidel | |
seit Monaten spekuliert worden. Unklar ist nämlich, ob Alexander Gauland | |
noch einmal antritt. Bei der letzten Bundestagswahl war er gemeinsam mit | |
Weidel noch Spitzenkandidat, seitdem führt er mit ihr die Fraktion. Der | |
79-Jährige hat seine politische Zukunft bislang offengelassen. | |
## Zusammenhang mit Lüths Skandalaussagen? | |
Allerdings ist allgemein bekannt, dass Gauland Meuthen, mit dem er sich in | |
der Auseinandersetzung um den Parteiausschluss des Rechtsextremen Andreas | |
Kalbitz überworfen hat, nicht an der Spitze der Bundestagsfraktion sehen | |
wollte. Durch sein Bestreben, dem offiziell aufgelösten „Flügel“ um Björn | |
Höcke und Kalbitz Grenzen aufzuzeigen, ist Meuthen in der Partei sehr | |
umstritten. | |
In dem Fall, dass Gauland nicht antritt, hätte Meuthen aber nicht einfach | |
an dessen Stelle rücken können. Da Weidel und Meuthen beide aus | |
Baden-Württemberg stammen, parteiintern als wirtschaftsliberal gelten und | |
ihr Verhältnis tief zerrüttet ist, galt eine gemeinsame Spitzenkandidatur | |
als unrealistisch. Es wäre also vermutlich zur Kampfkandidatur gekommen. | |
Eine mögliche Niederlage dabei hätte Meuthen in seiner Position als | |
Parteichef deutlich geschwächt. | |
Mit seiner Entscheidung, nicht für den Bundestag zu kandidieren, entgeht | |
Meuthen aber nicht nur dem Zweikampf mit Weidel: Er bleibt auch einem | |
Machtzentrum der Partei fern. Niemand in der AfD bekommt so viel | |
öffentliche Aufmerksamkeit wie die Bundestagsfraktion. | |
In seinem Brief betont Meuthen, seine Entscheidung stehe in „keinerlei | |
Zusammenhang zu tagespolitischen Ereignissen im Bereich der | |
Bundestagsfraktion“. Von dort war zuletzt von internen Auseinandersetzungen | |
zu hören, am Montag war der ehemalige Sprecher [2][Christian Lüth fristlos | |
entlassen worden]. Ob dies bei Meuthens Entscheidung nicht auch eine Rolle | |
gespielt hat, ist nicht bekannt. | |
30 Sep 2020 | |
## LINKS | |
[1] /Alternative-fuer-Deutschland-AfD/!t5495296 | |
[2] /Aeusserungen-von-AfDler/!5713016 | |
## AUTOREN | |
Sabine am Orde | |
## TAGS | |
Alternative für Deutschland (AfD) | |
Rechtsextremismus | |
Jörg Meuthen | |
Alice Weidel | |
Alexander Gauland | |
Bundestag | |
Alternative für Deutschland (AfD) | |
Alternative für Deutschland (AfD) | |
AfD Niedersachsen | |
AfD Nordrhein-Westfalen | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Skandal um Gewaltfantasien: AfD-Mann räumt Äußerungen ein | |
Christian Lüth, Ex-Pressesprecher der AfD-Bundestagsfraktion, gibt | |
rassistische Aussagen in einer Bar zu. Diese waren in einer TV-Doku zu | |
hören. | |
Äußerungen von AfDler: Von rechts verelendet | |
EX-AfD-Sprecher Christian Lüth fällt erneut auf: mit faschistischen | |
Sprüchen und Gewaltfantasien. Die Fraktion kündigt ihm nun fristlos. | |
Die AfD zerlegt sich: Streit statt Politik | |
In vielen Bundesländern zerstreitet sich die AfD gerade. Es geht um die | |
Richtung der Partei, aber auch um Machtfragen. Fünf Beispiele. | |
Forscher über NRW-Wahlergebnis der AfD: „Geprägt von internen Querelen“ | |
Bei den NRW-Kommunalwahlen kam die AfD auf 5 Prozent. Das Land sei für sie | |
ein schwieriges Pflaster, sagt Sozialwissenschaftler Alexander Häusler. |