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# taz.de -- Niedrige Coronazahlen in Berlins Osten: Geteilt entlang der alten M…
> Ganz Berlin ist längst Risikogebiet, die Infektionszahlen sind in den
> Ost-Bezirken aber viel niedriger als im Westen. Im Alltag trifft es alle
> gleich.
Bild: Ostberlin für sich betrachtet wäre bisher noch nicht Coronarisikogebiet
BERLIN taz | Durch Berlin zieht sich wieder eine Mauer. Eine unsichtbare,
und sie verläuft ungefähr dort, wo bis 1989 die richtige Mauer stand: Im
Osten haben wir relativ gesehen geringe Coronazahlen, im Westen hohe. Nimmt
man die Inzidenzzahl, also die Zahl der aktuell mit dem Coronavirus
infizierten Menschen im Verhältnis zur Einwohnerzahl, dann steht mein
Heimatbezirk Lichtenberg mit 22,1 am besten da, gefolgt von
Marzahn-Hellersdorf (22,2) und den beiden anderen reinen Ostbezirken
Treptow-Köpenick (26,7) und Pankow (34,2). Die rote Laterne hat Neukölln
(138,8), gefolgt von Mitte (103,2) und Tempelhof-Schöneberg (88,6).
Woran liegt das? An der Altersstruktur kann es kaum liegen, sonst wären
nicht im westlichen Rentnerbezirk Steglitz-Zehlendorf (52,9) im Verhältnis
zur Einwohnerzahl mehr als doppelt so viele Menschen infiziert wie in
Marzahn-Hellersdorf, dem Rentnerbezirk am anderen Stadtende. Auch die
Wohnverhältnisse erklären das kaum, denn die sind in Steglitz-Zehlendorf
weniger beengt als im Plattenbaubezirk im Osten. Auf der Facebookseite des
Bezirksbürgermeisters von Treptow-Köpenick, Oliver Igel (SPD), wird darüber
seit Dienstag debattiert. „Weil wir disziplinierter sind“, versucht jemand
sich an einer Erklärung.
Waschen sich Ossis tatsächlich öfter die Hände und tragen sie öfter
Mund-Nasen-Schutz? Andere Unser erklären das mit der Impfpflicht in der DDR
und der geringeren Zahl der Impfgegner heute im Osten. Führen die Impfungen
dazu, dass man auch gegenüber neuen Krankheiten etwas mehr Immunität hat?
## Durch die Medien schwirren Erklärungen
Eine weitere Erklärung in den sozialen Medien: Es handelt sich nicht um ein
Berlin-Spezifikum, sondern um ein Ost-West-Gefälle: Der Osten ist weniger
industrialisiert, es werden weniger türkische Hochzeiten gefeiert und kaum
Karneval, man präferiert andere Urlaubsländer. Und da die Ostberliner
historisch bedingt eher familiäre Kontakte in die neuen Bundesländer haben,
stecken sie sich weniger an.
Die drei Ostbezirke mit den wenigsten Infektionen sind allerdings auch die
Bezirke mit der geringsten Arztdichte, in denen derzeit sogar Amtsärzte
fehlen. Sind die geringen Zahlen darum vielleicht nur ein Meldefehler? Doch
auch Neukölln hat zu wenig Ärzte. Der dortige Gesundheitsstadtrat Falko
Liecke (CDU) erklärt das Ost-West-Gefälle in der B.Z. mit dem niedrigeren
Migrantenanteil im Osten. Der Weisheit letzter Schluss erscheint das alles
noch nicht.
Wäre Berlin weiterhin geteilt und nicht eine Stadt, dürfte ich als
Lichtenbergerin im Spreewald und an der Ostseeküste übernachten. Allerdings
könnte ich mit Mauer nicht über den Ku’damm laufen. Das wäre auch blöd. U…
ich könnte nicht für diese Zeitung schreiben. Noch blöder.
15 Oct 2020
## AUTOREN
Marina Mai
## TAGS
Ostberlin
Berlin-Lichtenberg
Impfung
Schwerpunkt AfD in Berlin
Kolumne Der rote Faden
Schwerpunkt Coronavirus
Lesestück Recherche und Reportage
Schwerpunkt Coronavirus
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