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# taz.de -- Neue Coronazahlen: Ende der Gemütlichkeit
> Pandemie: Schluss mit den Scheingefechten um Sperrstunden und
> Fußballspiele. Es wird wieder ernst. Und die Zeit drängt.
Bild: Fussballspiele müssen doch wieder ohne Zuschauer stattfinden?
Maskenpflicht oder keine? Schulen auf oder Schulen zu? Sperrstunde – ja,
nein, ein bisschen? Feiern, Auslandsreisen – überhaupt noch Reisen? Vor
wenigen Wochen eigneten sich diese Fragen noch zum gepflegten Streit. Die
Realität ist längst eine andere: [1][Bei den Coronafällen haben wir es
wieder mit explosionsartigen Anstieg zu tun]. Und ja, die Lage ist ernst.
Mehr als [2][4.500 Neuinfektionen innerhalb von 24 Stunden] verzeichnete
das Robert-Koch-Institut am Freitag. Eine Woche zuvor lag der
Sieben-Tages-Durchschnitt bei rund 2.500. Und das war schon hoch. Bereits
in der zweiten Oktoberhälfte wird [3][die Zahl der täglichen
Neuinfizierten] vermutlich über 10.000 liegen. Denn anders als im Frühjahr,
als die Politik auf die explodierenden Zahlen mit drastischen Mitteln
reagierte und das öffentliche Leben in Deutschland weitgehend zum Erliegen
brachte, sind solche Maßnahmen in den letzten Wochen ausgeblieben.
Abgesehen von eindringlichen Warnungen von RKI-Chef Wieler und Kanzlerin
Merkel, blieben umfassende Maßnahmen zu Kontaktbeschränkungen aus.
Grundsätzliche Verhaltensänderung der Bürger:innen hat es seitdem aber
nicht gegeben. Nur das hätte die Zahlen spürbar gesenkt.
Die Liste der Versäumnisse ist lang. Im Grunde war es schon ein Fehler,
trotz niedriger Zahlen im Sommer Urlaubsreisen ins Ausland zuzulassen –
ohne eine taugliche Strategie vorzuweisen, wie mit RückkehrerInnen
umzugehen ist. Seit Mitte Juli steckt 1 Covid-19-Infizierter wieder mehr
als 1 weiteren Menschen an, sprich: Seitdem haben wir es bereits mit
exponentiellem Wachstum zu tun. Grund zur Panik bestand nur deswegen nicht,
weil sich das meiste auf niedrigem Niveau abspielte.
Dabei hätte es einiges zu tun gegeben. Technische Lösungen etwa: Physiker
der Bundeswehruniversität in München und an der TU in Berlin haben bereits
im August nachgewiesen, dass mobile Luftreiniger mit Hepa-Filtern der
Standards H13 oder H14 imstande sind, die Virenkonzentration in Innenräumen
deutlich zu senken und damit auch das Ansteckungsrisiko. Der Einsatz dieser
Geräte wäre vor allem für Schulklassen, Kitas, aber auch für Restaurants
sinnvoll, wo im Herbst und Winter Dauerlüften nicht möglich ist. Doch
während Schweden die Sommerferien nutzte und fast alle Klassenzimmer mit
Filtersystemen ausgestattet hat, passierte in Deutschlands Schulen wenig.
Auf die Frage, wie etwa die Schulverwaltung in Berlin die schulfreie Zeit
für Vorkehrungen genutzt hat, lautet die Antwort: „Na, mit Ferien.“
## Flächenbrand statt Hotstops
Stattdessen liefern sich Länderregierungen seit Wochen Scheingefechte um
Zulassung von Zuschauern bei Fußballspielen etwa, der Einführung von
früheren Sperrstunden in Kneipen oder innerdeutschen Quarantäneregeln. Im
Unterschied zum Sommer haben wir es jetzt aber nicht nur mit einigen
wenigen Hotspots zu tun, sondern mit einem Flächenbrand.
Umso verblüffender ist die leichtfertige Haltung einiger Experten, darunter
der Bonner Virologe Hendrik Streek. Er verwirrt die Öffentlichkeit mit
seinem Ansatz, auch hohe Meldezahlen in der Größenordnung von 20.000 seien
akzetabel. Er begründet dies damit, dass sich zuletzt vor allem Jüngere
infiziert haben, die sehr viel weniger medizinische Behandlung bräuchten.
Dabei führen hohe Fallzahlen nur zu noch mehr Erkrankungen – das ist die
Natur einer Pandemie. Davon werden dann auch viele auf der Intensivstation
landen.
Warum warten, bis es so weit kommt? Soll doch jeder machen, wie es ihm
beliebt – funktioniert leider nicht. Das ist eben das Wesen dieser
Pandemie: Das leichtsinnige Verhalten eines Einzelnen gefährdet auch die
anderen.
Auch das haben die vergangenen Wochen gezeigt: Appelle reichen nicht – zu
viele scheren aus. Der Staat muss handeln, darf leichtsinniges Verhalten
nicht tolerieren. Und das heißt leider auch: mehr härtere Maßnahmen.
9 Oct 2020
## LINKS
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[3] /Jens-Spahn-und-RKI-zur-Coronalage/!5719076
## AUTOREN
Felix Lee
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Dilek Kalayci
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