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# taz.de -- Coronatests für Urlaubsreisende: Schnelltests sind nicht für alle
> Seit dem Beherbergungsverbot stöhnen Ärzte über schummelnde Patienten.
> Erste Schnelltests kommen erst ab Mitte Oktober. Und nicht für jeden.
Bild: Ein Arzt demonstriert am Flughafen Dresden einen Coronatest
Berlin taz | Mit der Wahrheit nehmen es viele Menschen nicht mehr so genau
– jedenfalls nicht, wenn sie dringend und unentgeltlich ein negatives
[1][Coronatestergebnis brauchen, um in Urlaub fahren] zu können. „Das
Vertrauensverhältnis zwischen Arzt und Patient wird schon ziemlich gestört,
die Leute lügen einen direkt an“, klagt ein Allgemeinarzt aus Berlin, „wir
werden überrannt von den Urlaubsreisenden.“
In der Praxis des Arztes, der wegen des heiklen Themas nicht mit Namen in
der Zeitung erscheinen will, klagen die PatientInnen über Husten,
Schnupfen, überhaupt ein allgemeines Krankheitsgefühl. Das könnte doch
Corona sein! Für Leute mit Symptomen werden die Coronatests von der
gesetzlichen Krankenkasse übernommen.
Ansonsten müssen Menschen, die etwa in Urlaub fahren wollen und [2][dafür
ein negatives Testergebnis brauchen], die Untersuchung beim Arzt selbst
bezahlen. Grund genug für manche, in der Praxis trockenen Husten
vorzutäuschen und damit Geld zu sparen. „Die Beschwerden werden dann
zeitlich abgestimmt vorgebracht, zwei Tage vor Abreise in den Urlaub“,
seufzt der Allgemeinmediziner.
In Berlin kosten selbst bezahlte Tests beim Arzt zwischen 120 und 160 Euro.
Offenbar gibt es regionale Preisunterschiede: In Niedersachsen koste ein
selbst bezahlter Test zwischen 60 und 80 Euro, so der Sprecher der
Kassenärztlichen Vereinigung Niedersachsen, Uwe Köster.
## Ergebnis nach 30 Minuten
Der Standardtest bei den Ärzten ist ein sogenannter PCR-Test
(Polymerase-Kettenreaktion). Dabei wird ein Abstrich im Nasenrachen
beziehungsweise Rachen genommen und ins Labor geschickt. Die Zeit zwischen
Probenentnahme und Ergebnismitteilung kann ein bis zwei Tage betragen.
Sehr viel Hoffnung setzt man daher in die neuen Antigen-Schnelltests. Hier
wird ebenfalls ein Abstrich im Rachen genommen. Das Teststäbchen wird in
einem Extraktionspuffer gelöst, anschließend werden drei Tropfen auf den
Reagenzträger gegeben. Das Ergebnis ist nach 15 bis 30 Minuten abzulesen.
Der Pharmakonzern Roche hat den Sars-CoV-2 Rapid Antigen Test bereits in
den Handel gegeben. Das Medizinprodukt sei „in der Apothekensoftware
gelistet“, sagt Christian Splett, stellvertretender Sprecher der
Bundesvereinigung der Apothekerverbände (ABDA) der taz. Damit kann das
Produkt an Ärzte, aber nicht an Laien abgegeben werden.
Die Antigenschnelltests gelten allerdings als nicht so zuverlässig wie die
PCR-Verfahren. In einer auf dem Wissenschaftsserver [3][medrxiv]
veröffentlichten deutschen Studie stellten die ForscherInnen fest, dass die
Antigentests von vier Infizierten jeweils einen Infizierten nicht erkennen.
## Unsicher und ungeklärt
Bisher nutzen Hausärzte den Antigentest in der Praxis noch nicht, weil es
noch keine Abrechnungsmöglichkeit bei den gesetzlichen Kassen dafür gibt.
Am 15. Oktober soll eine neue Testverordnung des
Bundesgesundheitsministeriums in Kraft treten. „Dann werden wir uns mit den
Kassen einigen, wie der Test abgerechnet wird“, sagt Roland Stahl, Sprecher
der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV).
Die Kosten für den Antigenschnelltest sollen allerdings nur in bestimmten
Fällen von der gesetzlichen Krankenkasse übernommen werden. Auf der
[4][Website] des Bundesgesundheitsministeriums heißt es, vor allem
Pflegeheime und Krankenhäuser sollen den Test nutzen, um Personal,
Besucher, Patienten und Bewohner regelmäßig auf das Coronavirus testen zu
können. NormalbürgerInnen, die in Urlaub fahren wollen, müssten das
Schnellverfahren beim Arzt selbst bezahlen.
12 Oct 2020
## LINKS
[1] /Urlaub-in-Zeiten-der-Corona-Pandemie/!5699116
[2] /Coronatest-fuer-Deutschlandreisende/!5717326
[3] https://www.medrxiv.org/content/10.1101/2020.10.01.20203836v1
[4] https://www.bundesgesundheitsministerium.de/ministerium/meldungen/2020/faq-…
## AUTOREN
Barbara Dribbusch
## TAGS
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