# taz.de -- Corona in Deutschland: Große Sorgen in großen Städten | |
> Nach Berlin und Köln überschreiten auch Stuttgart und Essen die | |
> Corona-Warnschwelle. Söder fordert 250 Euro Buße für Maskenmuffel. | |
Bild: Unklare Aussichten: Menschen mit Masken in der Stuttgarter Innenstadt | |
BERLIN dpa/taz | Immer mehr große Städte in Deutschland werden zu | |
Corona-Hotspots. Nachdem [1][am Samstagmorgen Köln die Überschreitung der | |
wichtigen Warnstufe] von 50 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner in sieben | |
Tagen gemeldet hatte, folgte am Abend Stuttgart. [2][Auch Berlin], | |
Frankfurt am Main und Bremen liegen über dieser Schwelle. | |
Deutschlandweit liegt die Zahl der Neuinfektion weiterhon deutlich über dem | |
Niveau der Vorwoche. Innerhalb von 24 Stunden haben die Gesundheitsämter | |
nach Angaben des Robert-Koch-Instituts (RKI) vom Sonntagmorgen 3.483 neue | |
Corona-Infektionen gemeldet. Am vergangenen Sonntag hatte das RKI nur 2.279 | |
Neuinfektionen gemeldet. Vor zwei Wochen waren es nur 1.411 Fälle. | |
An Sonntagen wie auch an Montagen sind die erfassten Fallzahlen zudem | |
erfahrungsgemäß meist niedriger, auch weil am Wochenende nicht alle | |
Gesundheitsämter Daten an das RKI melden. Im Laufe der vergangenen Woche | |
war die Fallzahl extrem gestiegen von 2.828 am Mittwoch auf 4.721 am | |
Samstag. | |
[3][Am Freitag hatte Kanzlerin Angela Merkel (CDU) mit den | |
Oberbürgermeistern] der elf größten deutschen Städte über die Lage beraten. | |
An der Entwicklung in den Ballungsräumen zeige sich, „ob wir die Pandemie | |
in Deutschland unter Kontrolle halten können oder ob uns die Kontrolle | |
entgleitet“, hatte Merkel betont. | |
Der vereinbarte Maßnahmenkatalog sieht unter anderem die Entsendung von | |
Experten des RKI und der Bundeswehr vor, wenn die Schwelle von 35 | |
Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner in sieben Tagen überschritten wird. Ab | |
50 Infektionen pro 100.000 Einwohnern soll es neue Beschränkungen geben. | |
Dazu gehören Erweiterung der Maskenpflicht, Kontaktbeschränkungen, | |
gegebenenfalls Sperrstunden und Alkoholbeschränkungen für die Gastronomie | |
sowie Teilnehmerbeschränkungen für Veranstaltungen und private Feiern. | |
## Sperrstunde in Stuttgart geplant | |
In Stuttgart meldete das Landesgesundheitsamt am Samstagabend 50,5 | |
Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner in sieben Tagen. In der | |
Landeshauptstadt von Baden-Württemberg leben rund 600.000 Menschen. Die | |
Stadt bereitet derzeit Einschnitte wie die Einführung einer Sperrstunde, | |
Beschränkungen des Alkoholkonsums und die Maskenpflicht innerhalb des | |
City-Rings vor. Weiter will die Stadt den Unterrichtsbeginn an Schulen | |
„entflechten“ und Arbeitnehmer zum Homeoffice ermuntern. | |
Für die Millionenstadt Köln hatte das NRW-Landeszentrum Gesundheit die | |
7-Tage-Inzidenz am Samstag mit 54,8 angegeben. Die Kölner Stadtverwaltung | |
hatte das Überschreiten der Schwelle erwartet und deshalb von diesem | |
Samstag an bereits zahlreiche Einschränkungen für das öffentliche Leben | |
angeordnet. | |
Auf Straßen und Plätzen darf abends ab 22.00 Uhr kein Alkohol mehr | |
konsumiert werden. An Wochenenden gilt an Party-Hotspots ein Verkaufsverbot | |
für Alkohol. Auch dürfen sich nur noch bis zu fünf Personen aus | |
verschiedenen Haushalten in der Öffentlichkeit treffen. In Fußgängerzonen | |
müssen die Menschen Masken tragen. Eine Sperrstunde wie in Berlin werde | |
zunächst aber nicht eingeführt, hatte Oberbürgermeisterin Henriette Reker | |
(parteilos) am Freitag betont. | |
Nach Köln wurde erreichte mit Essen auch die viertgrößte Stadt in | |
Nordrhein-Westfalen die Corona-Warnstufe. Insgesamt liegen damit neun | |
Kreise und kreisfreie Städte des größten Bundeslandes über der Schwelle von | |
50 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohnern. Spitzenreiter in NRW war am | |
Sonntag die Stadt Herne mit 86,3 Neuansteckungen pro 100.000 Einwohner in | |
sieben Tagen. | |
In Berlin müssen wegen der hohen Fallzahlen seit Samstag Restaurants, Bars, | |
Kneipen und die meisten Geschäfte von 23 bis 6 Uhr geschlossen sein. Bei | |
privaten Zusammenkünften in geschlossenen Räumen dürfen nur noch höchstens | |
zehn Menschen zusammenkommen. Im Freien dürfen sich von 23 Uhr bis 6 Uhr | |
nur noch fünf Personen versammeln. | |
## Söder fordert bundeseinheitliches Bußgeld | |
Mehrere Ministerpräsidenten riefen die Bürger eindringlich zu Achtsamkeit | |
auf. „Es wird langsam gefährlich“, sagte Bayerns Regierungschef Markus | |
Söder (CSU) der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung. Corona sei genauso | |
gefährlich wie im Frühjahr. „Wir haben fünf vor zwölf. Man darf sich die | |
Lage nicht länger schönreden“, warnte Söder in der Bild am Sonntag. Der | |
CSU-Chef machte sich für ein bundeseinheitliches Bußgeld von 250 Euro beim | |
Verweigern des Tragens von Masken stark. In Bayern gilt dies bereits. | |
Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann mahnte in der | |
Bild am Sonntag: „Ich erwarte von den Bürgern, dass sie aus | |
Verantwortungsbewusstsein nicht mehr alles machen, was sie noch dürfen“. | |
Der Grünen-Politiker fügte hinzu: „Man muss gerade keine Party bei sich zu | |
Hause oder in der Gaststätte feiern.“ Einen erneuten Lockdown könne sich | |
das Land nicht leisten. „Deshalb ziehen wir die Schrauben an anderer Stelle | |
an. Partys muss man nicht feiern, arbeiten und lernen schon.“ | |
Sachsens Regierungschef Michael Kretschmer appellierte in der Welt am | |
Sonntag [4][ebenfalls an die junge Generation]: „Jetzt sind nicht volle | |
Partys gefragt, sondern Vorsichtsmaßnahmen – und Kontrolle.“ Der | |
CDU-Politiker verteidigte schärfere Regeln. „Wir brauchen jetzt gewisse | |
Instrumente, um der Lage Herr zu werden. Wir wollen unser | |
gesellschaftliches und wirtschaftliches Leben weitgehend erhalten“, sagte | |
er. | |
11 Oct 2020 | |
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