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# taz.de -- Trumps Umgang mit Corona-Infektion: „Epidemiologen kommt das Kotz…
> US-Präsident Trump will mit seiner Rückkehr vom Krankenbett ins Weiße
> Haus Vitalität demonstrieren. Doch in den Umfragen fällt er zurück.
Bild: Hollywoodreife Inszenierung: Trumps Helikopter fliegt an
US-Präsident Donald Trump hat seine Entlassung aus dem Militärkrankenhaus
genutzt, um sich vor seinen Unterstützer:innen als nahezu unverwundbar
darzustellen. Seine Rückkehr ins Weiße Haus inszenierte er als Medienshow,
bewusst terminiert zur besten Sendezeit. Auf der Treppe zu seinem Amtssitz
zog der Coronapatient demonstrativ die Schutzmaske vom Gesicht und stopfte
sie in seine Jackentasche. Bei genauem Hinsehen war auf den Videobildern zu
erkennen, dass er schwer atmen musste.
Trump streckte beide Daumen hoch und salutierte dem Piloten, als sein
Hubschrauber Marine One wieder vom Rasen abhob. „Habt keine Angst vor dem
Virus“, sagte er in einem Video, „ihr werdet es besiegen.“ Kurz vor seiner
Entlassung aus dem Krankenhaus hatte er per Twitter erklärt: „[1][Habt
keine Angst vor Covid. Lasst es nicht euer Leben dominieren]. Wir haben
unter der Trump-Administration einige wirklich großartige Medikamente und
Wissen entwickelt. Ich fühle mich besser als vor 20 Jahren!“
Gleichzeitig wurden bereits rund ein Dutzend Personen aus dem Weißen Haus
oder dem unmittelbaren Umfeld Trumps positiv auf das Virus getestet,
zuletzt seine Pressesprecherin Kayleigh McEnany. Auch mehrere Journalisten
aus dem Pressetross Trumps haben sich mit Covid-19 infiziert. Viele aus dem
Stab des Weißen Hauses arbeiten als Vorsichtsmaßnahme derzeit von zu Hause
aus. Beschäftigte in der Küche oder Reinigungspersonal, viele von ihnen
ältere und damit gefährdete Menschen, haben diese Option nicht.
Ausgangspunkt der Infektionen war mutmaßlich eine Zeremonie im Rosengarten,
als Trump vor dichtbesetzten Stuhlreihen die [2][Richterin Amey Coney
Barrett als Kandidatin für den Supreme Court vorstellte]. Kaum jemand unter
den etwa 100 Anwesenden trug eine Maske.
## Ärzte kritisieren Trumps Leichtfertigkeit
Bisher haben 210.000 Menschen in den USA Corona mit dem Leben bezahlt, mehr
als sieben Millionen wurden als infiziert diagnostiziert. Vor diesem
Hintergrund kritisieren Ärzte heftig, dass Trump versuche, die Gefahr durch
das Virus herunterzuspielen. „Wir müssen realistisch sein: Covid ist eine
große Bedrohung für die amerikanische Bevölkerung“, sagte David Nace vom
medizinischen Zentrum der University of Pittsburgh. Der Gesundheitsexperte
Eric Feigl-Ding von der Federation of American Scientists kommentierte
Trumps Verhalten auf Twitter: „Epidemiologen kommt das Kotzen.“
Trump gilt weiterhin als ansteckend und muss auch in den nächsten Tagen
noch mit gesundheitlichen Rückschlägen rechnen. Er war nach seiner
Infektion mit dem Covid-19-Virus drei Tage lang mit Medikamenten behandelt
worden, die nach Ansicht medizinischer Experten auf schwere
Krankheitssymptome seiner Lunge und seines Kreislaufs schließen ließen.
Trumps Ärzte hatten die Gefahr durch seine Erkrankung hingegen immer wieder
heruntergespielt und sich später gerechtfertigt, sie wollten damit vor
allem die positive Stimmung ihres Patienten widerspiegeln. Nach Angaben des
Seuchenexperten Anthony Fauci habe Trump wohl vor allem geholfen, dass er
mit einem noch experimentellen Antikörper-Mittel behandelt wurde. [3][Es
wird für gewöhnliche Patienten noch lange nicht verfügbar sein].
Trump bleiben noch vier Wochen bis zum Wahltermin am 3. November. Weiterhin
liegt er in Umfragen landesweit rund acht Prozent hinter Joe Biden, und der
Abstand wächst. Trump beabsichtigt daher, möglichst schnell seine
Kundgebungen vor Tausenden von Anhänger:innen fortzusetzen.
Auch die TV-Duelle mit Biden sollen wie geplant stattfinden. Er möchte
möglichst viele aus seiner Kernanhängerschaft zur Stimmabgabe bringen – nur
wenn die Wahlbeteiligung unter Trumps Republikanern deutlich über der der
Biden-Anhänger:innen liegt, hat er noch eine Chance auf ein Comeback.
Auch auf Twitter mobilisiert er: Am Montag setzte er innerhalb einer Stunde
18 Kurznachrichten ab, alles Einzeiler in Großbuchstaben, in denen er seine
Anhänger anfeuerte, zur Wahl zu gehen, um Abtreibungen zu verbieten, den
„korrupten Fake-News-Medien“ das Handwerk zu legen und eine „bessere und
billigere Gesundheitsversorgung“ zu erlangen. Gerade bei dem letzten Thema
liegt laut einer neuen CNN-Umfrage Joe Biden mit 59 Prozent vor Trump mit
nur 39 Prozent.
6 Oct 2020
## LINKS
[1] /Coronapandemie-in-den-USA/!5713510
[2] /Trumps-Kandidatin-fuers-Oberste-Gericht/!5716778
[3] /Debatte-um-Corona-Impfstoff/!5714614
## AUTOREN
Stefan Schaaf
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