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# taz.de -- Republikaner in deutschen Talkshows: Medien hofieren Trump-Fans
> Manche Redaktionen scheinen eine ausgeglichene Berichterstattung
> misszuverstehen – und rollen selbst Rassist*innen den roten Teppich aus.
Bild: Trump-Anhängerin Tina Chittom sorgte mit ihrem Auftritt bei Markus Lanz …
Als Donald Trump vor vier Jahren zum Präsidenten gewählt wurde, war das ein
Schock für viele Medien. Das soll diesmal anders werden. Damit gar nicht
erst der Eindruck entsteht, man sei sich der kommenden Niederlage Trumps zu
sicher, rollen einige Redaktionen [1][den Trump-AnhängerInnen] den roten
Teppich aus.
Da wäre etwa Ralph Freund, Sprecher der „Republicans Overseas“ Deutschland,
gern gesehener Gast in Fernsehen und Radio. Vergangene Woche wurde er im
Deutschlandfunk zur Erkrankung von Trump befragt.
Einige Zitate: „Er hat die Größe besessen zu sagen, [2][er hat Covid.]“
„Man versucht ihm zu unterstellen, er würde nicht die Wahrheit sagen.“ Dass
Trump besser medizinisch versorgt werde als Infizierte aus der
lateinamerikanischen oder Schwarzen Community, nannte Freund eine
„verkürzte Schlussfolgerung“. Die Moderatorin hatte hörbar Mühe, den
Behauptungen Fakten entgegenzustellen.
Ein drastischeres Beispiel gab es am Mittwoch bei „Markus Lanz“. Da saß
Tina Chittom, auch von den „Republicans Overseas“, verteidigte Trump und
verharmloste Corona. Lanz hielt dagegen, aber als Chittom sagte, Schwarze
seien aufgrund ihrer Gene krimineller als Weiße, war Lanz sprachlos.
Immerhin fiel dem Schauspieler Christian Berkel gleich das einzig passende
Wort dazu ein: Rassismus.
## Die „false balance“ deutscher Medien
Gegenüber dem Newsportal watson.de erklärte eine Sprecherin des ZDF, die
„Lanz“-Redaktion wähle ihre Gäste „nach redaktionellen Gesichtspunkten
passend zum jeweiligen Thema“ aus. „Dazu gehören auch Vertreter von
politischen Richtungen und Meinungen, die nicht mehrheitstauglich sind.“
Nun ja, die These, dass das Erbgut das Verhalten einer Bevölkerungsgruppe
dominiert, war in den 1930er Jahren durchaus mehrheitstauglich.
[3][Rassismus ist aber keine Meinung], sondern ein Verbrechen, so hing es
früher als Postkarte in vielen Jugendzimmern. Vielleicht sollte auch die
„Lanz“-Redaktion sich das an die Pinnwand heften. Bei „Maybritt Illner“
talkte zwar am Donnerstag kein Republican mit, aber der Sendungstitel klang
wie von den Republikanern diktiert: „Keine Angst vor Corona – hat Trump
Recht?“
Mir scheint an einigen Stellen „false balance“ eingezogen zu sein. In
vielen Medien wird so getan, als seien die US-Demokraten so was wie die
SPD, die Republikaner so was wie die CDU. Letztere sind aber in weiten
Teilen eine rechtsextreme Partei. Sie unterstützen einen Mann, der Frauen
verachtet, Gewalt schürt, die freie Presse angreift, sein Amt missbraucht.
Sie hat Trump gewähren lassen.
Das heißt nicht, dass Redaktionen nie Republikaner einladen sollten – auch
wenn es genug andere gibt, die Qualifizierteres über Trumps WählerInnen
sagen könnten. Das heißt, sie müssen die Ansichten ihrer Gäste vorher
abklopfen. Rassismus und Lügen sind keine legitimen Äußerungen. Abgesehen
davon: Wie oft sitzen die „Democrats Abroad“ eigentlich in deutschen
Talkshows?
11 Oct 2020
## LINKS
[1] /Trumps-Kandidatin-fuers-Oberste-Gericht/!5716778
[2] /US-Praesident-Trump-ueber-seine-Infektion/!5718999
[3] /Die-moderne-Anthropologie/!5715420
## TAGS
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