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# taz.de -- Vertreibung der Rohingya aus Myanmar: „Schieß auf alles, was du …
> Zwei Soldaten aus Myanmar berichten von Befehlen ihrer Vorgesetzten. 2017
> sollten sie Angehörige der muslimischen Minderheit der Rohingya töten.
Bild: Myo Win Tun in einem Video der Arakan Army
Bangkok taz | Seit drei Jahren versuchen Militär und Regierung von Myanmar
ein Lügengerüst aufrechtzuerhalten, hinter dem sich den Vereinten Nationen
zufolge ein Völkermord an der Minderheit der Rohingya verbirgt. Die
Vorwürfe seien von den Opfern erfunden oder aufgebauscht worden, sagt die
Regierung. Doch jetzt haben sich zwei der Täter zu Wort gemeldet.
„Schieß auf alles, was du siehst und hörst“, sagten die Kommandierenden zu
Myo Win Tun. Er gehorchte. Seine Einheit brachte mindestens 30 Rohingya um.
Anschließend verscharrte man die Leichen.
„Der zweite befehlshabende Kommandeur ordnete an, dass wir alle Kalar
auslöschen und ihre Ethnie damit vernichtet werde“, erzählt Myo Win Tun in
einem Video. „Den Muslimen wurde in die Stirn geschossen und dann warf man
sie in ein Grab.“ Kalar ist in Myanmar, wo Rohingya als illegale
Einwanderer als Bangladesch betrachtet werden, ein abwertender Begriff.
Die Aussagen von Myo Win Tun und einem weiteren Soldaten entstammen Videos,
die der taz vorliegen und über die am Dienstag gleichzeitig die [1][New
York Times], Canadian Broadcasting Corporation und die
Menschenrechtsorganisation [2][Fortify Rights] berichteten.
## Rebellengruppe filmte Videos
Gefilmt wurden sie von der [3][Arakan Army, einer Rebellengruppe, die sich
in der Heimat der Rohingya im Westen Myanmars seit fast zwei Jahren
Gefechte mit dem Militär liefert.] Im Februar drohte die Arakan Army per
Twitter, GPS-Daten von angeblichen Rohingya-Massengräbern in Rakhine zu
veröffentlichen.
Die beiden im Video gezeigten Soldaten flohen im letzten Monat unter
unbekannten Umständen von Myanmar nach Bangladesch. Laut New York Times
wurden sie am Montag nach Den Haag gebracht, wo der Internationale
Strafgerichtshof gegen Myanmars Militär ermittelt.
Fortify Rights fordert, die beiden Deserteure in ein Zeugenschutzprogramm
aufzunehmen. Ungeklärt ist, wie sie in Kontakt mit der Arakan Army kamen
und unter welchen Umständen oder warum sie ihre Geständnisse ablegten.
„Dies ist ein historischer Moment für die Rohingya und die Menschen in
Myanmar, die nach Gerechtigkeit streben“, sagte Matthew Smith, Direktor von
Fortify Rights. „Diese beiden Männer könnten die ersten Täter aus Myanmar
sein, die vom Internationalen Strafgerichtshof verurteilt werden.“
Myanmars Regierung und Militär haben bisher nicht auf die Enthüllungen
reagiert. Die regierende Nationale Liga für Demokratie (NLD) von
Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi läutete am Tag der
Veröffentlichung den Wahlkampf ein. Am 3. November wird in Myanmar gewählt.
[4][Im vergangenen Dezember verteidigte Aung San Suu Kyi das Militär gegen
die Genozid-Vorwürfe vor dem ebenfalls in Den Haag ansässigen
Internationalen Gerichtshof.] Die Militäraktionen hätten sich nur gegen
Mitglieder einer Rohingya-Rebellengruppe gerichtet.
„Diese Nachrichten sind ein Erfolg für uns. Es sieht so aus, als hätten die
Täter selbst nun Mitgefühl mit uns Rohingya“, sagt Sawyeddollah, ein junger
Rohingya-Aktivist. Er ist vor drei Jahren zeitgleich mit 700.000 anderen
Rohingya vor dem Militär nach Bangladesch geflohen und lebt dort in einem
Flüchtlingslager.
Weil die Rohingya dort nur mit der Unterstützung von Hilfsorganisationen
überleben können, begeben sich viele in die Hände von Schmugglern. Rund 300
Rohingya, die sechs Monate lang auf einem Boot auf See gefangen waren,
wurden am Montag von indonesischen Fischer in Aceh an Land gebracht.
9 Sep 2020
## LINKS
[1] https://www.nytimes.com/2020/09/08/world/asia/myanmar-rohingya-genocide.html
[2] https://www.fortifyrights.org/
[3] /Kaempfe-im-Suedwesten-von-Myanmar/!5681249
[4] /Gambia-verklagt-Myanmar/!5648223
## AUTOREN
Verena Hölzl
## TAGS
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Schwerpunkt Flucht
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