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# taz.de -- Appell von Rechten und Konservativen: Was denkt Lisa Eckhart?
> Ausgeladene Kabarettisten, zensierte Karikaturisten und verfolgte
> Whistleblower: Im Netz kursiert eine Unterschriftenliste voller
> Verfolgungswahn.
Bild: So wird sie geschrieben: Lisa Eckhart
Rumms. Haben Sie das gehört? Das war die Tür zum Debattenraum da hinten
rechts, die zugeschlagen ist. Denn der freie Zugang zum öffentlichen
Debattenraum ist bedroht und mit ihm die Demokratie. So steht es zumindest
in einem Internet-Aufruf, der das „freie Denken aus dem Würgegriff“
befreien möchte: mehr Argumente, weniger „zur Schau gestellte Haltung“.
Über 100 Menschen aus Kultur, Wissenschaft und Politik haben den
„[1][Appell für freie Debattenräume]“ bisher unterschrieben. Am 25.
September soll die vollständige Unterzeichnerliste veröffentlicht werden.
Der Appell erinnert an den [2][„Letter on Justice and Open Debate“,] der im
Juli im US-Magazin Harper’s erschien und eine Debatte über Cancel Culture
lostrat. Der deutsche Abklatsch bekommt nicht annähernd so viel
Aufmerksamkeit. Warum?
Vielleicht wegen der Unterzeichner. Während unter der US-Variante auch
linke und liberale Intellektuelle stehen wie der Linguist Noam Chomsky und
die Schriftstellerin Margaret Atwood, stehen unter dem deutschen vor allem
Rechte und Konservative, die seit jeher über Sprechverbote klagen:
Grünen-Politiker Boris Palmer, Schriftstellerin Monika Maron, der Satiriker
Dieter Nuhr. Dass die Unterzeichner des US-Briefs vielfältiger sind, dürfte
am Inhalt liegen. Der Harper’s Letter grenzt sich gegen rechts ab, warnt
vor „Demagogen aus dem rechten Spektrum“ und „illiberalen Kräften“ mit
„ihrem starken Verbündeten Donald Trump“. Im deutschen Brief sind es die
„lautstarken Minderheiten von Aktivisten“, die die freie Debatte bedrohen.
Mich erstaunt, wie viele Journalisten den deutschen Appell unterschrieben
haben: Götz Aly, Kolumnist der Berliner Zeitung. Harald Martenstein,
Kolumnist des Zeit Magazin. Alexander Kissler, ehemaliger
Kultur-Ressortleiter beim Cicero, nun in der NZZ Berlin-Redaktion. Frank
Lübberding, Autor beim Cicero und der FAZ. Peter Hahne, Moderator beim ZDF.
Günter Wallraff, der bei RTL gelandet ist. Initiiert wurde der Aufruf
übrigens von einem Journalisten und einem Schriftsteller: Milosz Matuschek,
Autor der NZZ, und Gunnar Kaiser.
## Verstehen Sie mich nicht falsch
Das sind alles Leute, die sehr wohl sehr viel sagen dürfen. Ständig und
überall. Besonders absurd sind ihre Beispiele für die angeblich fehlende
Debattenfreiheit: ausgeladene Kabarettisten, zensierte Karikaturisten und
verfolgte Whistleblower. Der im Exil lebende Edward Snowden soll also das
Gleiche sein, wie die von einem Literaturfestival ausgeladene Komikerin
Lisa Eckhart.
Verstehen Sie mich nicht falsch: Ich möchte wissen, was diese Frau denkt
und was sie unter Satire versteht. Ich bin mir da nämlich selbst unsicher.
Nur muss es doch in einem – Tür wieder auf – Debattenraum möglich sein,
eine Debatte zu führen. Und zu sagen: Fand ich nicht so gelungen, Eckharts
Satire. So zumindest stelle ich mir diesen Raum vor. Da sollte schon eine
Couch drin stehen, auf der man sich unterhalten kann und nicht nur eine
Kanzel, von der aus ein paar wenige predigen.
21 Sep 2020
## LINKS
[1] https://idw-europe.org/
[2] /Offener-Brief-gegen-Cancel-Culture/!5694595
## AUTOREN
Anne Fromm
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