# taz.de -- Ex-Trump-Berater Steve Bannon: Festnahme auf Luxusyacht | |
> Bannon soll über 1 Million Dollar aus einer Spendenaktion für eine Mauer | |
> an der Grenze zu Mexiko für sich abgezweigt haben. Er streitet alles ab. | |
Bild: Bis zum nächsten Gerichtstermin auf freiem Fuß: Steve Bannon vor dem Bu… | |
WASHINGTON taz | Steve Bannon, der frühere Chefstratege von US-Präsident | |
Donald Trump, wurde [1][am Donnerstag wegen Verdacht auf Betrug | |
festgenommen]. Dem 66-Jährigen wird vorgeworfen, private Spendengelder zum | |
Bau von Befestigungen entlang der US-mexikanischen Grenze veruntreut zu | |
haben. | |
Bannon selbst soll mehr als eine Million Dollar Spendengelder unterschlagen | |
haben. Laut Gerichtsunterlagen befand sich der frühere Investmentbanker und | |
Medienfunktionär an Bord einer 45 Meter langen Luxusyacht, als er von | |
bewaffneten Beamten des United States Postal Inspection Service verhaftet | |
wurde. | |
Noch am selben Tag wurde Bannon allerdings schon wieder freigelassen. In | |
den beiden Anklagepunkten des Betrugs und versuchter Geldwäsche plädierte | |
er auf „nicht schuldig“. Gegen eine Kaution in Höhe von 5 Millionen Dollar | |
darf er die Zeit bis zum nächsten Gerichtstermin auf freiem Fuß verbringen. | |
Neben Bannon wurden auch drei weitere Strippenzieher des Projekts „We Build | |
The Wall“ („Wir bauen die Mauer“) festgenommen. Die Staatsanwaltschaft | |
wirft dem Quartett vor, einen Teil der Spendengelder zur persönlichen | |
Bereicherung missbraucht zu haben. Insgesamt konnte das [2][Projekt zum | |
Mauerbau] mehr als 25 Millionen Dollar in Form von Onlinespenden einnehmen. | |
Ein Großteil davon ging laut Anklage jedoch nicht in die Finanzierung von | |
Grenzbefestigungen, sondern in die Taschen der Angeklagten. | |
## Trump distanziert sich | |
Trump zeigte sich nach der Verhaftung seines ehemaligen Vertrauten | |
mitfühlend, gleichzeitig versuchte er sich von Bannon zu distanzieren. „Ich | |
denke, es ist eine traurige Angelegenheit“, sagte der US-Präsident am Rande | |
seines Treffens mit dem irakischen Premierminister. „Ich habe mit ihm | |
sprichwörtlich seit Jahren nichts mehr zu tun.“ | |
Bannon gilt als einer der Köpfe hinter Trumps überraschendem Wahlerfolg vor | |
vier Jahren. Trotzdem war seine Zeit in der Regierung kurz. Bereits im | |
August 2017 verließ er das Weiße Haus nach Streitigkeiten mit dem | |
Präsidenten wieder. Nachdem er für kurze Zeit zu seinem alten Job bei | |
Breitbart News zurückkehrt war, hat er sich vor allem der Unterstützung | |
[3][rechtspopulistischer Kandidaten in den USA und im Ausland] gewidmet. | |
Bannon ist nicht der erste enge Vertraute von Präsident Trump, der mit dem | |
Gesetz in Konflikt geraten war. Zuvor mussten sich bereits Trumps früherer | |
[4][Wahlkampfleiter Paul Manafort], sein langjähriger [5][Anwalt Michael | |
Cohen] und sein ehemaliger nationaler [6][Sicherheitsberater Michael Flynn] | |
vor Gericht verantworten. | |
Dass nun ausgerechnet die Errichtung einer Grenzmauer für Bannon zum | |
Verhängnis wurde, ist fast schon ironisch. Schließlich war es Bannon, der | |
illegale Einwanderung zu einem der zentralen Punkte in Trumps Wahlkampf | |
machte. Nach seinem Wahlsieg versprach Trump, die südliche Grenze des | |
Landes, die sich vom Pazifischen Ozean im Westen bis zum Golf von Mexiko im | |
Osten über knapp 2.000 Meilen erstreckt, zu verstärken. | |
## Bis zu 40 Jahre Gefängnis | |
Da die Finanzierung des Bauvorhabens im amerikanischen Kongress jedoch auf | |
Widerstand stieß, wurde im Dezember 2018 das Spendenprojekt „We Build The | |
Wall“ ins Leben gerufen. Laut einer Untersuchung der Nachrichtenagentur | |
Reuters im Jahr 2019 sollen mehr als 330.000 Leute Geld an das Projekt | |
gespendet haben. | |
„Mir gefiel dieses Projekt nicht. Ich habe mir gedacht, dass es bei dem | |
Projekt um Angeberei gehe“, sagte Trump am Donnerstag. Seine | |
Pressesprecherin Kayleigh McEnany fügte hinzu, dass der Präsident schon | |
immer der Überzeugung war, dass eine Mauer entlang der südlichen Grenze ein | |
Regierungsprojekt sein sollte. Doch im vergangenen Jahr erklärte „We Build | |
The Wall“-Vorstandsmitglied Kris Kobach in einem Interview mit der New York | |
Times, dass der Präsident das Vorhaben „abgesegnet“ hätte. | |
Sollten Bannon und die drei anderen Angeklagten in beiden Anklagepunkten | |
schuldig gesprochen werden, droht ihnen jeweils eine Strafe von bis zu 40 | |
Jahren Gefängnis. | |
21 Aug 2020 | |
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## AUTOREN | |
Hansjürgen Mai | |
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