# taz.de -- Trumps früherer Anwalt packt aus: Der Lügner als Kronzeuge | |
> Michael Cohen war einst die rechte Hand des US-Präsidenten. Jetzt, da er | |
> selbst verurteilt ist, sagt er vor dem US-Kongress über Donald Trump aus. | |
Bild: Michael Cohen bei seinem Auftritt vor dem Kongressausschuss | |
NEW YORK taz | „Ich schäme mich“, sagte Michael Cohen zu Beginn seiner | |
Anhörung vor dem Repräsentantenhaus der USA: „Ich schäme mich, dass ich | |
geholfen habe, Herrn Trumps illegale Handlungen zu verschleiern, anstatt | |
auf mein eigenes Gewissen zu hören.“ | |
Der ehemalige Anwalt war zehn Jahre lang ein bedingungsloser Vertrauter, | |
Rechtsvertreter, Anbahner für Geschäfte und Auszahler für Schweigegelder | |
für Donald Trump. Er war ein Komplize. | |
Jetzt nennt er seinen langjährigen Boss, den er nach eigenen Aussagen | |
bewundert hat, einen „Rassisten, Betrüger und Hochstapler. Schwindler“. | |
Das mit Spannung erwartete Hearing von Cohen, das am Mittwoch Vormittag in | |
Washington begann, brachte tiefe Einblicke in das Geschäftsgebaren des | |
US-Präsidenten, in seine Skrupellosigkeit und in seine Praxis von | |
Betrügereien in alle Richtungen – von der Deutschen Bank, über die | |
US-Finanzbehörde und die US-amerikanischen WählerInnen bis hin zu seiner | |
Gattin. | |
## „Warum sollen wir Ihnen glauben?“ | |
Doch zugleich enthüllten schon die ersten Momente die Schwächen von Cohen. | |
Denn der Mann, der jetzt als Hauptbelastungszeuge gegen den US-Präsidenten | |
auftritt, ist selbst ein Lügner, ein Betrüger und ein Hochstapler. Weil er | |
den US-Kongress bei einer früheren Gelegenheit belogen hat, und wegen | |
seiner finanziellen Betrügereien, ist er rechtskräftig verurteilt. | |
Im Mai muss er seine dreijährige Gefängnisstrafe antreten. „Warum sollen | |
wir Ihnen dieses Mal glauben?“, fragten DemokratInnen Cohen am Dienstag. | |
Doch anschließend interessierten sie sich doch für die belastenden Aussagen | |
der ehemaligen rechten Hand von Trump. Die RepublikanerInnen im Ausschuss | |
hingegen erklärten Cohen pauschal für unglaubwürdig. Sie bezeichneten seine | |
Anhörung als politisches Manöver der Demokratischen Partei. Und sie warfen | |
Cohen vor, dass er mit seinen Auftritten vor dem Kongress seine eigene | |
Gefängnisstrafe reduzieren will. | |
Mit jeder neuen Wortmeldung vertieften die RepublikanerInnen im Ausschuss | |
die Löcher in Cohens Glaubwürdigkeit. Die Frage, weshalb Trump ausgerechnet | |
einem solchen Mann die Vertretung seiner eigenen Interessen anvertraut hat, | |
ließen die RepublikanerInnen im Ausschuss aus. | |
## Donald Trumps Porno-Scheck | |
In einer halbstündigen Rede versuchte Cohen, sich als geläuterten Mann zu | |
beschreiben. „Ich habe Dinge getan, auf die ich nicht stolz bin“, sagte er. | |
Er fügte hinzu, dass er – unter anderem mit seiner Aussage vor Gericht und | |
nun vor dem Kongress – bereit sei, dafür zu zahlen: „Ich trenne mich von | |
meiner Familie und ich bezahle mit Gefängnis.“ | |
Zugleich brachte Cohen materielle Beweise mit, um seine Glaubwürdigkeit zu | |
untermauern. Unter anderem legte er dem Ausschuss die Kopie eines Schecks | |
vor, mit dem Trump ihm Schweigegeld zurückerstattet hat, das Cohen für | |
Trump an die Pornodarstellerin Stormy Daniels gezahlt hatte. | |
Die Zahlung an Daniels wenige Tage vor den Präsidentschaftswahlen sollte | |
verhindern, dass die WählerInnen von Trumps Fremdgängen erfahren. Trump | |
hatte monatelang bestritten, dass er das Schweigegeld veranlasst und | |
bezahlt habe. | |
## Trump Tower in Moskau | |
Cohen berichtete auch von einem Treffen während des Wahlkampfs im | |
Trump-Tower, bei dem Trump erfuhr, dass Wikileaks wenige Tage später Emails | |
von seiner Kontrahentin Hillary Clinton veröffentlichen würde. Diese | |
Information kam von Roger Stone, einem anderen langjähriger | |
Trump-Vertrauten. | |
In den zurückliegenden Monaten hat Cohen bereits enthüllt, dass Trump noch | |
während des Wahlkampfes ein Hochhausprojekt in Moskau verfolgte. Cohen vor | |
dem Ausschuss: „Für ihn war der Wahlkampf ein Stück Werbekampagne für seine | |
finanziellen Interessen. Aber seinen eigenen Wahlsieg glaubte er nicht.“ | |
Erst im Juni 2016 – gleichzeitig mit dem Parteitag, der ihn zum offiziellen | |
Präsidentschaftskandidaten der Republikaner kürte – gab Trump seinen Turm | |
in Moskau auf. | |
27 Feb 2019 | |
## AUTOREN | |
Dorothea Hahn | |
## TAGS | |
Schwerpunkt USA unter Donald Trump | |
Donald Trump | |
Michael Cohen | |
Stormy Daniels | |
USA | |
USA | |
Schwerpunkt USA unter Donald Trump | |
Michael Cohen | |
Donald Trump | |
Michael Cohen | |
Donald Trump | |
Präsident Trump | |
Michael Cohen | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Anklage gegen das Unternehmen Trump: Auftritt in Handschellen | |
Allen Weisselberg, ehemaliger Finanzchef der „Trump Organization“, wird | |
wegen Steuerbetrugs angeklagt. Ex-Präsident Trump spricht von Hexenjagd. | |
Skandalverfahren gegen Trump-Vertrauten: Trump kämpft gegen die Justiz | |
Der Ex-Trump-Vertraute Roger Stone soll verurteilt werden. Doch | |
Justizminister und US-Präsident mischen sich ein, vier Staatsanwälte treten | |
zurück. | |
Cohens Aussage zum US-Präsidenten: Trumps Trickster | |
In der Mythologie eine klassische Figur: der ambivalente Charakter, der die | |
Wirklichkeit durcheinanderbringt. Für Trump war Cohen lange Jahre genau | |
das. | |
Kommentar Standing des US-Präsidenten: Keine Götterdämmerung | |
Trumps Fehler und Niederlagen häufen sich, doch seine Anhänger juckt das | |
nicht. Gut möglich, dass ihn die jüngsten Ereignisse sogar stärken. | |
Heftige Vorwürfe bei Cohen-Anhörung: Ex-Anwalt stiehlt Trump die Show | |
Während der US-Präsident in Vietnam mit Nordkoreas Kim Jong-Un konferierte, | |
mahnte sein früherer Komplize vor seinen Machenschaften. | |
Cohens Aussage zum US-Präsidenten: Trump ist „Rassist“ und „Betrüger“ | |
Einem bei „Politico“ veröffentlichten Redemanuskript zufolge soll Trumps | |
Ex-Anwalt ihn als Hochstapler bezeichnen und Beweise für Fehlverhalten | |
vorlegen. | |
Kommentar Trumps Ex-Berater Cohen: Verheißungsvolles Urteil | |
Zwar fällt das Urteil gegen Trumps Ex-Vertrauten Michael Cohen weit | |
geringer aus, als möglich gewesen wäre. Aber die Message, die es sendet, | |
ist groß. | |
Ex-Anwalt von Trump verurteilt: Drei Jahre Haft für Michael Cohen | |
Der frühere Anwalt des heutigen US-Präsidenten muss für mehrere Jahre | |
hinter Gitter. Auch wegen illegaler Schweigegeldzahlungen in Trumps | |
Auftrag. |