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# taz.de -- Anklage gegen das Unternehmen Trump: Auftritt in Handschellen
> Allen Weisselberg, ehemaliger Finanzchef der „Trump Organization“, wird
> wegen Steuerbetrugs angeklagt. Ex-Präsident Trump spricht von Hexenjagd.
Bild: Allen Weisselberg am Donnerstag bei seinem Auftritt vor einem New Yorker …
New York taz | Persönlich ist der ehemalige US-Präsident Donald Trump
bislang nicht angeklagt. Aber sein Name zieht sich wie ein roter Faden
durch die 15 Anklagepunkte auf 24 Seiten, die Cyrus Vance,
Bezirksstaatsanwalt von Manhattan, am Donnerstag in New York vorgelegt hat.
Unter anderem beschuldigt Vance die „Trump Organization“ und ihren
langjährigen Finanzchef Allen Weisselberg des Steuerbetrugs, der
Dokumentenfälschung, des schweren Diebstahls und der Verschwörung.
Trumps Vertrauter Weisselberg ist seit Jahrzehnten bei jeder wichtigen
Finanzentscheidung dabei, hört bei Telefonaten und Gesprächen des Bosses zu
und kennt die Interna von dessen Immobilienkonzern besser als jeder andere.
Am Donnerstagmorgen stellte er sich der Justiz.
Er ist der Hauptangeklagte. Seit 2005 (weiter zurück sind die
ErmittlerInnen nicht gegangen) soll er dem Fiskus Bezüge im Wert von 1,76
Millionen Dollar verheimlicht haben: Autos, Wohnungen, Schulgelder für
seine Enkel und andere Leistungen aus der Trump Organization.
Bei Verlesung der Anklage trug Weisselberg, der auf zahlreichen Fotos
direkt hinter Trump und seinen Kindern zu sehen ist, am Donnerstag
Handschellen. Nachdem der 73-Jährige seinen Pass bei Gericht hinterlegt
hatte, durfte er zwar nach Hause gehen. Wo er aber seine verbleibenden
Jahre verbringt, ist offen.
## „Ehrenwerter Mann“
„Politische Hexenjagd“, kommentierte Trump die Anklage. Er soll erleichtert
reagiert haben, als er Anfang der Woche erfuhr, dass weder er selbst noch
seine Kinder unter den Angeklagten sind. Er nennt Weisselberg einen
„ehrenwerten Mann“, beschreibt die Anklage als ein politisches Manöver der
„linksradikalen Demokraten“ in New York. Laut Trump spalten sie „das Land
wie nie zuvor“.
Trump hat die Arbeit der ErmittlerInnen jahrelang sabotiert. Er hat seine
Steuererklärungen und andere Dokumente unter Verschluss gehalten. Erst nach
einem Entscheid des Obersten Gerichtes vom vergangenen Februar konnten die
ErmittlerInnen damit beginnen, die Steuererklärungen der Trump Organization
zu durchforsten.
Diese Arbeit ist noch nicht annähernd abgeschlossen. Sie könnte zu weiteren
Anklagen führen. Unter anderem scheinen die ErmittlerInnen betrügerische
Über- und Unterbewertungen von Immobilien – höher, wenn die Trump
Organization Kredite haben wollte, niedriger, wenn sie es mit dem Finanzamt
zu tun hatte – im Visier zu haben.
Vance hat seine Ermittlungen gegen die Trump Organization schon 2018
begonnen. Ursprünglich konzentrierte er sich auf Schweigegelder, mit denen
der Konzern im Präsidentschaftswahlkampf 2016 verhindert haben soll, dass
zwei Frauen – [1][die Pornodarstellerin Stormy Daniels] und das Ex-Model
Karen McDougal – die Öffentlichkeit mit Details über ihre Verhältnisse mit
Trump versorgen. Später dehnte Vance seine Ermittlungen auf Machenschaften
der Trump Organization mit Luxus-Hotels, Golfclubs, Wohnhäusern und
Geschäftsimmobilien aus.
## Keine schriftlichen Spuren
Die Zusammenarbeit von Augenzeugen war zentral. Trump hat sich den Konzern
auf den Leib geschnitten und selbst die wichtigen Entschlüsse gefasst, aber
er vermied es, schriftliche Spuren zu hinterlassen. [2][Trumps langjähriger
privater Anwalt Michael Cohen], der vor der Justiz und vor dem US-Kongress
ausgepackt hat, ist eine wichtige Stütze der ErmittlerInnen geworden. Auch
eine ehemalige Schwiegertochter von Weisselberg hat kooperiert. Aber
Finanzberater Weisselberg selbst ist bis heute loyal zu seinem Boss
geblieben.
Nachdem die Versuche, Weisselberg zu einer Kooperation zu bewegen,
gescheitert waren, kam die Anklage vom Donnerstag. Damit ändert sich
Weisselbergs Lage – und möglicherweise auch seine Aussagebereitschaft –
dramatisch. Im Falle einer Verurteilung drohen ihm bis zu 15 Jahre
Gefängnis.
Für die Trump Organization würde eine Verurteilung einerseits zu hohen
Strafzahlungen an den Fiskus führen. Andererseits dürfte sie
unüberschaubare geschäftliche Konsequenzen für den Konzern haben.
Versicherungen könnten die Zusammenarbeit beenden.
Und jene Banken, die immer noch mit der Trump Organization
zusammenarbeiten, allen voran die Deutsche Bank, bei der der Konzern mit
mehr als 330 Millionen Dollar verschuldet ist, könnten eine sofortige
Rückzahlung der Kredite verlangen.
## Politisches Comeback
Die politischen Konsequenzen für Trump dürften weniger hart sein. Seit
seiner Wahlniederlage arbeitet er an einem politischen Comeback. Sein
nächstes Ziel ist es, den Republikanern bei den Halbzeitwahlen im November
2022 zu einer Mehrheit im Kongress zu verhelfen.
Für 2024 kokettiert er mit einer neuen Präsidentschaftskandidatur. In den
letzten Tagen hat er wieder mit Kampagnenauftritten vor seiner rechten
Basis begonnen. Dort kommen seine Slogans gegen „linksradikale Demokraten“,
die das „Land spalten wie nie zuvor“, so gut an wie eh und je.
2 Jul 2021
## LINKS
[1] /Klage-gegen-Trumps-Ehemann-abgewiesen/!5579045
[2] /Trumps-frueherer-Anwalt-packt-aus/!5577072
## AUTOREN
Dorothea Hahn
## TAGS
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