# taz.de -- Iranische Anwältin im Hungerstreik: Schutzlos in Haft | |
> Die Menschenrechtsanwältin Nasrin Sotoudeh fordert die Freilassung der | |
> politischen Gefangenen im Iran. In Haft gebe es keinen Schutz vor Corona. | |
Bild: Nasrin Sotoudeh im Jahr 2008 in ihrem Teheraner Büro | |
Berlin taz | Die iranische Menschenrechtsaktivistin und Anwältin Nasrin | |
Sotoudeh befindet sich seit dem 12. August im Hungerstreik. Ihr Leben ist | |
in Gefahr. Zahlreiche Menschenrechtsorganisationen haben in den vergangenen | |
Tagen ihre sofortige Freilassung gefordert. | |
Auch der Staatsminister im Auswärtigen Amt, Niels Annen, sagte der Welt am | |
Sonntag, Sotoudeh schwebe in akuter Lebensgefahr, sie „muss freigelassen | |
werden“. Ihr Einsatz für Menschen- und Bürgerrechte sei „kein Verbrechen�… | |
Nach ihrem Jurastudium arbeitete die 1963 in Teheran geborene Sotoudeh | |
zunächst als Journalistin, schrieb insbesondere über Frauenrechte für | |
reformorientierte Zeitungen. Erst sieben Jahre nach ihrem Studium erhielt | |
sie die Zulassung, als Anwältin zu arbeiten. | |
Seitdem verteidigt sie Oppositionelle, vor allem minderjährige Häftlinge. | |
Darüber hinaus engagiert sie sich früh für Frauen- und Kinderrechte. Sie | |
gehört zu den Initiatorinnen der Kampagne „[1][1 Million Unterschriften]“, | |
die Gleichberechtigung für Männer und Frauen in der Islamischen Republik | |
fordert. | |
## Haft, Berufsverbot, Peitschenhiebe | |
Im September 2010 wurde Sotoudeh wegen ihres Engagements bei den Protesten | |
gegen die umstrittene Wiederwahl von Präsident Mahmud Ahmadinedschad | |
festgenommen. | |
Nach Auskunft ihres Mannes Resa Khandan wurde sie vom einem | |
Revolutionsgericht wegen „Kampf gegen die nationale Sicherheit, Propaganda | |
gegen die islamische Staatsordnung, Mitgliedschaft in dem Verein zur | |
Verteidigung der Menschenrechte und Verstoß gegen die islamische | |
Kleiderordnung“ zu elf Jahren Haft und 20-jährigem Berufsverbot verurteilt. | |
Gut einen Monat nach dem Amtsantritt von Präsident Hassan Rohani im August | |
2013 wurde sie vorzeitig aus dem Gefängnis entlassen. Sotoudeh wurde im | |
Juni 2018 [2][erneut verhaftet], weil sie zwei Frauen verteidigte, die aus | |
Protest gegen islamische Kleidungsvorschriften demonstrativ ihr Kopftuch in | |
der Öffentlichkeit abgelegt hatten. | |
Ihr wurden Anstiftung zu Aufruhr, Verbreitung falscher Nachrichten und | |
Beleidigung der Staatsführung vorgeworfen. Sie wurde von einem | |
Revolutionsgericht zu 33 Jahren Gefängnis und 148 Peitschenschlägen | |
verurteilt. | |
## Kein Schutz für politische Gefangene | |
Sotoudeh ist Mutter von zwei Kindern. Mit ihrem Hungerstreik fordert sie | |
die Freilassung aller politischen Häftlinge im Land. Denn [3][in den | |
iranischen Gefängnissen] gibt es laut einem Bericht der BBC kaum | |
Möglichkeiten für Gefangene, sich vor der Infizierung mit dem Coronavirus | |
zu schützen. Die Häftlinge sind nicht einmal in der Lage, sich eine Maske | |
zu besorgen. | |
In den Trakten der politischen Gefangenen werden Infizierte nicht von | |
Gesunden getrennt. Die hygienischen Vorschriften werden nicht eingehalten. | |
Justizchef Ebrahim Raisi hatte angekündigt, alle gefährdeten Gefangenen zu | |
beurlauben. Doch das gilt offenbar nicht für politische Häftlinge. | |
Ihnen, schreibt Sotoudeh, werde das Recht auf Hafturlaub verwehrt. Mehrere | |
Mitinhaftierte haben sich ihrer Forderung angeschlossen und befinden sich | |
ebenfalls im Hungerstreik. | |
7 Sep 2020 | |
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## AUTOREN | |
Bahman Nirumand | |
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