# taz.de -- Warnung vor Reisen nach Spanien: Die Saison ist wohl im Eimer | |
> Nur noch für die Kanaren kann das Auswärtige Amt kein erhöhtes | |
> Corona-Risiko erkennen. In Spanien ist man wenig erbaut über deutsche | |
> Kategorisierungen. | |
Bild: TUI hat Mallorca schon aus dem Angebot genommen | |
MADRID taz | Die Nachricht schlug in Spanien am späten Freitagnachmittag | |
wie eine Bombe ein. „Vor nicht notwendigen, touristischen Reisen nach | |
Spanien mit Ausnahme der Kanarischen Inseln wird derzeit aufgrund hoher | |
Infektionszahlen gewarnt“, steht seither [1][auf der Webseite des deutschen | |
Auswärtigen Amtes] zu lesen. | |
Es kam, was kommen musste. Samstag früh sagten erste Tourismusunternehmen | |
Pauschalreisen nach Spanien ab. So nimmt etwa TUI Mallorca aus dem Angebot. | |
Wer will, kann auf die Kanaren umbuchen. Wer sich bereits auf der Insel | |
befindet, kann früher nach Hause fliegen. Damit bricht der spanischen | |
Tourismusindustrie, die in normalen Zeiten 12 Prozent des BIP stellt und | |
rund 2,5 Millionen Menschen beschäftigt, der zweite wichtige Markt weg. | |
[2][Bereits seit Ende Juli müssen Briten nach einer Spanienreise in eine | |
zweiwöchige Quarantäne]. Mittlerweile reist so gut wie niemand mehr von | |
Großbritannien nach Spanien. | |
Das wichtigste Kriterium für die Einstufung einer Region oder eines ganzen | |
Landes zum Risikogebiet ist die Zahl der Neuinfizierungen in den | |
vergangenen sieben Tagen. Überall dort, wo über 50 Fälle pro 100.000 | |
Einwohner registriert werden, herrscht nach Ansicht des deutschen | |
Robert-Koch-Instituts ein erhöhtes Ansteckungsrisiko. Das Auswärtige Amt | |
schließt sich dem an. Für ganz Spanien gibt das Gesundheitsministerium in | |
Madrid die Zahl am Freitag mit 58 an. Auf den Balearen liegt sie sogar bei | |
77. Auf den Kanaren hingegen bei nur 24. | |
Seit der Öffnung Spaniens nach einem der weltweit härtesten Lockdowns Ende | |
Juni steigen die Neuinfektionen ständig. Mittlerweile sind es pro Tag | |
wieder 3.000 neue Covid-Fälle. In der vergangenen Woche verstarben 62 | |
Erkrankte. Damit sind bisher 28.617 Tote zu beklagen. Insgesamt wurden | |
bisher 342.000 Covid-Fälle bestätigt. | |
In vielen Gegenden des Landes werden [3][die deutsche Reisewarnung] und die | |
britischen Quarantänebestimmungen als ungerecht und überzogen angesehen. | |
„Aragón hat 33 Landkreise, in 30 davon ist die Lage absolut normal“, | |
erklärt etwa Javier Lambán, Regierungschef der nordspanischen Region mit | |
der Hauptstadt Zaragoza. | |
Aragón ist mit 250 Neuinfizierungen pro 100.000 Einwohner [4][in den | |
letzten sieben Tagen spanischer Spitzenreiter]. Jedoch konzentrieren sich | |
die Fälle in Zaragoza sowie auf Obstplantagen in zwei Landkreisen im | |
Südosten der Region. In- und ausländische Touristen zieht es aber eher in | |
die Pyrenäen. Und dort gibt es kaum Fälle. „Das ist weiterhin ein sicheres | |
und vertrauenswürdiges Reiseziel“, erklärt Lambán deshalb. | |
Mittlerweile greifen die Madrider Zentralregierung und die Regionen zu | |
neuen Maßnahmen. So wurden etwa Clubs und Diskotheken wieder geschlossen, | |
die allgemeine Sperrstunde vorverlegt. Ausserdem darf in der Öffentlichkeit | |
nur noch geraucht werden, wenn ein Mindestabstand von zwei Metern | |
eingehalten werden kann. | |
Das größte Problem Spaniens ist allerdings das Gesundheitssystem. Es fehlt | |
vielerorts an Personal, um die Kontakte der Erkrankten nachzuverfolgen und | |
ebenfalls auf Covid zu untersuchen. So etwa in der Region rund um Madrid. | |
Die Infizierungsrate dürfte dort viel höher sein als 97 pro 100.000 | |
Einwohner, wie offiziell angegeben. Madrid bräuchte – so die Experten – | |
mindestens 1.000 zusätzliche Kontaktverfolger. | |
15 Aug 2020 | |
## LINKS | |
[1] https://www.auswaertiges-amt.de/de/ReiseUndSicherheit/spaniensicherheit/210… | |
[2] /Urlaub-in-Zeiten-der-Corona-Pandemie/!5699116 | |
[3] /Spanien-wird-zum-Risikogebiet/!5707381 | |
[4] https://cnecovid.isciii.es/covid19/#distribuci%C3%B3n-geogr%C3%A1fica | |
## AUTOREN | |
Reiner Wandler | |
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