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# taz.de -- Nach Einstufung zum „Risikogebiet“: Helft Spanien jetzt!
> Deutschland muss den spanischen Staat dabei unterstützen, den Anstieg der
> Infektionen zu stoppen. Das liegt auch im Interesse der Bundesrepublik.
Bild: Auch deutsche Urlauber haben zum Infektionsgeschehen in Spanien beigetrag…
Fast ganz Spanien gilt also jetzt offiziell als [1][Coronarisikogebiet].
Aber nur vor Reisen in das Land zu warnen, reicht nicht. Deutschland muss
auch Solidarität zeigen mit Spanien, indem es dem Staat hilft, die
steigenden Corona-Infektionszahlen in den Griff zu bekommen.
„Die Situation ist sehr besorgniserregend, weil die Zahl der Fälle dort so
schnell steigt“, sagte der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach am Montag
der taz. „In Anbetracht der Tatsache, dass die meisten Spanier sich bei dem
guten Wetter jetzt noch draußen aufhalten, lässt sich für den Winter eine
schwere zweite Welle erwarten“, so der Epidemiologe.
An der aktuellen Misere in Spanien ist die Bundesrepublik mitschuldig.
Allein auf Mallorca sollen sich bis vor Kurzem 30.000 deutsche Touristen
aufgehalten haben. Bei den Partys am berühmt-berüchtigten [2][Ballermann]
auf der Insel haben auch Deutsche sich nicht an die Regeln zum Schutz vor
Infektionen gehalten. Mit hoher Wahrscheinlichkeit haben auch Deutsche das
Virus auf Mallorca verbreitet. „Wir haben zu der Entwicklung der Pandemie,
die jetzt in Spanien zu sehen ist, mit beigetragen“, ergänzt Lauterbach.
„Nicht alleine, aber auch deutsche Urlauber haben sich verantwortungslos
verhalten, und das ist sehr bedauernswert.“
Deutschland hat aber ebenfalls ein Interesse daran, Spanien in der akuten
Krise zu helfen. Denn wenn ein so großer EU-Staat über längere Zeit ein
Infektionsherd ist, wird es sehr schwierig werden, ein Übergreifen auf
Deutschland zu verhindern. Mit Reiseverboten könnte man es theoretisch
versuchen, aber der politische und wirtschaftliche Preis ist einfach zu
hoch.
## Geostrategisch wichtig
Deutschland muss Spanien auch deshalb helfen, weil beide Länder
wirtschaftlich voneinander abhängig sind. Ein großer Teil der deutschen
Exporte wird von spanischen Kunden bezahlt. [3][Aber Spaniens Wirtschaft
liegt wegen der Coronakrise am Boden]. Die wichtige Tourismusbranche wird
sich wegen der deutschen Reisewarnung erst einmal nicht erholen können. In
Spanien gibt es bereits Sorgen, dass Deutschland nun seine Grenzen für
Reisende aus Spanien schließt. Wenn aber Spaniens Unternehmen wegen des
Kampfes gegen die steigenden Infektionszahlen noch weiter in die Knie
gehen, wird das auch dazu führen, dass die Bundesrepublik weniger dorthin
verkauft.
Zudem könnte sich die soziale Krise in Spanien weiter verschärfen. Die
sowieso schon sehr hohe Arbeitslosigkeit wird wohl noch steigen. Wenn das
so weitergeht, könnte das Land irgendwann instabil werden, immer mehr
Spanier würden auswandern. Das können wir als Europäer nicht ignorieren.
Auch geostrategisch ist jetzt massive Hilfe für Spanien geboten. Denn wenn
Deutschland und die anderen reichen EU-Länder untätig bleiben, werden
möglicherweise Konkurrenten wie China und Russland die Chance nutzen. Das
haben wir schon bei der ersten Coronawelle gesehen, als Deutschland verbot,
medizinisches Gerät zu exportieren. China flog damals
öffentlichkeitswirksam Schutzmasken nach Spanien.
Die Frage kann also nur noch lauten: Wie genau sollte Deutschland helfen?
„Wir können unseren Beitrag leisten, indem wir Spanien unbürokratisch die
Hilfe zur Verfügung stellen, die wir beschlossen haben im Rahmen der
europäischen Hilfsprogramme“, empfiehlt Lauterbach. Die EU will Spanien 140
Milliarden Euro überweisen. „Was wir aber auch brauchen, ist, dass wir den
Spaniern beispielsweise Testkapazität und Masken zur Verfügung stellen.“
Zudem müsse Deutschland helfen, das Testverfahren zu beschleunigen.
Wenn Deutschland jetzt nicht nur auf die eigenen Infektionszahlen in diesen
Wochen guckt, dann würde das auch eine klare Botschaft senden: dass
endgültig Schluss ist mit deutschem Egoismus in der Coronakrise.
17 Aug 2020
## LINKS
[1] /Warnung-vor-Reisen-nach-Spanien/!5707401
[2] /Entgrenzung-in-der-Coronakrise/!5699678
[3] /Reisewarnung-fuer-Spanien/!5702494
## AUTOREN
Jost Maurin
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