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# taz.de -- Strengere Coronaregelungen: Schulen und Kitas haben Priorität
> Die Sorge vor einem zweiten Lockdown nimmt zu. Minister Jens Spahn will
> Bildungseinrichtungen, Handel und Wirtschaft unbedingt offen halten.
Bild: Jens Spahn möchte beim nächsten Lockdown abgestufte Regelungen
Berlin taz | Als Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) sich am
Montagvormittag aus dem Münsterland, seinem Wahlkreis, per Videokonferenz
zur „Coronalage und Testbilanz“ an die Presse wandte, da hatte er vor allem
für die Millionen Kindergarten- und Schulkinder in Deutschland eine gute
Nachricht: „Dass [1][Kitas und Schulen] wieder im Regelbetrieb sein können
und dies auch bleiben, das hat für mich Priorität“, sagte der Minister. Die
Kinder hätten während der monatelangen, pandemiebedingten Schul- und
Kitaschließungen „gelitten“, auch für ihre Eltern sei die Situation
„belastend“ gewesen; dies solle sich nicht wiederholen.
Sollte es [2][angesichts steigender Infektionszahlen] demnächst neue
Einschränkungen geben, dann sollten diese jedenfalls nicht zulasten der
Kinder gehen, teilte Spahn mit: „Wir müssen abstufen, welche Lebensbereiche
Priorität haben.“ Offene Kitas und Schulen stünden hier an erster Stelle.
Auf Platz zwei rangieren dem Minister zufolge Wirtschaft und Handel; auch
sie sollen im Falle einer zweiten Welle „soweit es geht geöffnet“ bleiben.
„Das ist auch die Grundlage für ein stabiles Gesundheitswesen“, betonte
Spahn. Die Regierung habe aus den ersten Erfahrungen mit der Pandemie aus
dem Frühjahr gelernt. Wenn in Geschäften Abstand gehalten und Masken
getragen würden, dann sei die dortige Infektionsgefahr gering. „Mit dem
Wissen von heute würden wir den Einzelhandel wohl nicht noch mal
schließen“, räumte er ein.
In „anderen Bereichen“ dagegen sehe er durchaus Spielraum für
Restriktionen. Schützenfeste, Feiern „mit 150 Personen“, unangemeldete
Partys unter Missachtung von Abstands- und Hygieneregeln sowie
Großveranstaltungen seien Orte, an denen „sich das Virus besonders schnell
verbreitet“. Er werde mit den Ländern beraten, welche Art von
Veranstaltungen künftig stattfinden könnten. Risiken müssten vermieden
werden, auch im öffentlichen Personennahverkehr. Hier hätten Schüler und
Berufspendler Priorität, nicht aber „Fans auf dem Weg ins Stadion“, sagte
Spahn. An die Bevölkerung appellierte er, „wachsam, aufmerksam und
ernsthaft“ zu sein, „aber auch nicht in Endzeitstimmung zu verfallen“.
## Wer kann, soll, muss sich was leisten?
Die steigenden Neuinfektionen seien „besorgniserregend“ und nur zum Teil
auf Reiserückkehrer zurückzuführen. Auch in Deutschland selbst habe das
Ausbruchsgeschehen nahezu überall zugenommen. Es gebe fast keinen Landkreis
mehr, in dem es in den vergangenen sieben Tagen keine Neuinfektion gegeben
habe.
Spahn verteidigte in diesem Zusammenhang die Entscheidung, dass Reisende,
die aus Risikogebieten nach Deutschland zurückkehren, den verpflichtenden
Coronatest nicht aus eigener Tasche bezahlen müssen. Kostenlose Tests
führten nicht nur zu einer höheren Inanspruchnahme und damit – auch – zum
Schutz Dritter. Sie entsprächen auch dem Gedanken eines solidarischen
Gesundheitssystems. „Viele sagen jetzt: Wer sich den Urlaub im Risikogebiet
leisten kann, kann sich auch den Test leisten“, sagte Spahn.
„Aber wo fängt das an, wo hört das auf? Wer Ski fährt, kann sich den
Beinbruch leisten? Und wer sich den eigenen Garten leisten kann, der kann
sich auch den Fall von der Leiter leisten?“
17 Aug 2020
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## AUTOREN
Heike Haarhoff
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