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# taz.de -- Corona-Regeln an Bremer Schulen: Schulen lüften durch
> Inzwischen können die meisten Schulen ihre Fenster zum Lüften öffnen.
> Aber Forscher bemängeln, dass Lehrer*innen nicht genug sensibilisiert
> seien.
Bild: Überall sind die Regeln ein bisschen anders. Aber eines gilt immer: Lüf…
Bremen taz | Eine gute Woche nach Schulstart sind die technischen Probleme
beim Lüften der Klassenzimmer immer noch nicht vollständig behoben. Doch
[1][anders als vergangene Woche] weiß die Verwaltung nun immerhin, wie viel
noch zu tun ist: Ende August waren lediglich 33 von 168 Reparaturen an
Bremer Schulen noch nicht behoben, sagt Peter Schulz, Sprecher von
Immobilien Bremen (IB).
„Die entsprechenden Aufträge sind jedoch erteilt, eventuell benötigte
Ersatzteile bestellt.“ Und in zwölf Räumen in drei Schulen ist es laut
Schulz kurzfristig nicht möglich, die Mängel zu beheben, weil dafür
umfangreichere Sanierungsmaßnahmen nötig wären. „In allen Räumen ist
allerdings ein Lüften über geöffnete Türen möglich.“ Mitte Juli war von …
Bildungssenatorin bereits eine Liste an IB weitergeleitet worden, „die in
29 von 143 Schulen in Bremen mit Hunderten von Fenstern 168 Mängelfälle
aufwies“, sagt Schulz.
Ziel ist es, in allen Räumen ein Lüften mit mindestens zwei Fensterflügeln
zu ermöglichen. Bis vor kurzer Zeit ließen sich viele aber nur auf Kipp
stellen.
Dass das nicht genügt, hatten Forscher*innen des damals noch an die Bremer
Uni angegliederten Instituts für interdisziplinäre Schulforschung (ISF)
[2][bereits 2006 herausgefunden]. An fünf Bremer Schulen beobachteten sie
zwei Tage lang den normalen Unterricht; inklusive Messung der Luftqualität
und des Lärmpegels sowie Aufmerksamkeitstests mit den Schüler*innen. Dann,
drei Wochen später, das gleiche Spiel – nur mit einer je fünfminütigen
Lüftungspause vor und nach einer 45-Minuten-Stunde sowie einer
zweiminütigen Lüftung nach 25 Minuten.
„Richtig kräftig“ natürlich, sagt [3][Mit-Autor Gerhart Tiesler], „nicht
auf Kipp.“ Das Ergebnis: Die Luft war messbar besser, die
Konzentrationsfähigkeit der Schüler*innen höher. „Im Mittel wurde so eine
Viertelstunde qualitativ hochwertigerer Unterricht dazugewonnen.“ Die zwei
Minuten Pause wurden allemal wieder rausgeholt. Doch die Studie habe im
Ausland weit mehr Anklang gefunden als im Inland, sagt Tiesler.
Die Bremer Unfallkasse, die für dich Sicherheit der Schüler*innen
verantwortlich sei, habe damals gesagt: Das wissen wir alles, das brauchen
wir nicht. Und in den Schulen seien die Ergebnisse daher gar nicht
angekommen. Seitdem habe sich nichts verbessert, so der Vorwurf von
Tiesler. Er hat regelmäßig Kontakt zu Schulen. „Die technischen
Voraussetzungen sind eine Katastrophe.“ Und Lehrer*innen hätten nach wie
vor Angst, Unterrichtszeit zu verlieren. „Dabei hat die Studie genau das
Gegenteil bewiesen.“ Neben dem Lernerfolg gehe es spätestens jetzt aber
eben auch schlicht um die Gesundheit der Schüler*innen.
Dass sich nichts verändert habe, stimme nicht, sagt die Sprecherin der
Bildungssenatorin, Annette Kemp. „Während des Projektes Care4Air des
Gesundheitsamtes Bremen wurden ab 2011 in Unterrichtsräumen die
Luftqualität gemessen.“ Es habe regelmäßig Schulungen gegeben. Im Bremer
Belüftungskonzept für die Schulen zur Coronapandemie steht zudem, dass
alle 45 Minuten eine 15-minütige Lüftungspause eingelegt werden muss. Und
daran, dass das funktionieren kann, arbeitet IB eben zurzeit. Alle 45
Minuten lüften? Reiche nicht, sagt Tiesler und verweist auf seine
Ergebnisse.
Zusätzlich hat die Bildungsbehörde 250 Luftgüteampeln – CO2-Messgeräte –
bestellt, „die kurzfristig geliefert werden sollen“, so Kemp. Die Ampeln
würden dann durch die Räume in den Schulen wandern. Schon im Projekt
Care4Air seien sie genutzt worden, nun habe das [4][Umweltbundesamt eine
Empfehlung] für diese Geräte herausgegeben.
Dass die Behörde so ackern muss, um ausreichendes Lüften möglich zu machen,
überrascht [5][Barbara Schüll, Landesvorstandssprecherin der Gewerkschaft
Erziehung und Wissenschaft Bremen], nicht. Wegen der Schuldenbremse sei bei
Schulsanierungen so viel gespart worden, dass es jetzt „ein Kraftakt“ sei,
das aufzuholen. „Ich beneide die Bildungssenatorin nicht darum, das nun
lösen zu müssen.“
4 Sep 2020
## LINKS
[1] /Lueften-als-Schutz-vor-Corona/!5704033
[2] https://praeventionsportal.de/betriebsart/downloads/Frische_Luft_fuer_frisc…
[3] https://www.isf-bremen.de/institut/das-team/
[4] https://www.umweltbundesamt.de/sites/default/files/medien/2546/dokumente/ir…
[5] https://www.gew-hb.de/landesvorstand/geschaeftsfuehrender-landesvorstand-de…
## AUTOREN
Alina Götz
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