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# taz.de -- Die Linkspartei sucht neue Vorsitzende: Wer folgt Kipping und Riexi…
> Eine weibliche Doppelspitze – oder doch lieber ein gemischtes Doppel? In
> der Linken bringen sich mögliche Kandidat:innen für den Vorsitz in
> Stellung.
Bild: Auch bei der Linken möglich: zwei Frauen als Chefinnen – Janine Wissle…
Berlin taz | Es war einer der letzten gemeinsamen Auftritte der beiden
Linkspartei-Vorsitzenden [1][Bernd Riexinger] und [2][Katja Kipping]. Beide
hatten am Wochenende ihren Rückzug bekannt gegeben. Am Montag traten sie in
der Parteizentrale noch einmal zu zweit vor die Kameras. Zur spannendsten
Frage, wer ihnen nachfolgt, mochten sie sich nicht äußern. Nur so viel
wünschte sich Riexinger: Die Nachfolger bräuchten eine hohe Fähigkeit zum
Integrieren.
Abseits der Scheinwerfer wird längst fleißig sondiert und taktiert. Die
neue Doppelspitze – dass es ein Duo wird steht zumindest fest –, die auf
dem geplanten Parteitag Ende Oktober gewählt wird, muss nicht nur die
Partei einen, sie wird auch das Erscheinungsbild nach außen prägen und den
Ton zur Bundestagswahl setzen. Wie stellt sich die Linke auf: Als moderat
radikale Mitregierungspartei [3][oder als radikale Kritikerin der
Regierenden?]
Es ist kein Geheimnis, dass sich Kipping, die in den letzten Monaten immer
energischer die historische Möglichkeit eines Mitte-links-Bündnisses
betonte, eine Nachlassverwalter:in wünscht, die das rot-rot-grüne Projekt
zum Erfolg führt.
Eine solche Kandidatin wäre die Thüringer Linken-Chefin Susanne
Hennig-Wellsow. Die linke Pragmatikerin hat [4][ein solches Dreierbündnis
in Erfurt bereits zweimal eingefädelt] und [5][managt es zurzeit sogar mit
Duldung der CDU]. Ein weiteres Plus: Als einzige der potenziellen
Kandidat:innen haben sie und ihr Landesverband Regierungserfahrung.
## Viele Gespräche – wenig Konkretes
Wie alle anderen Bewerber:innen in spe hält sich Hennig-Wellsow aber noch
bedeckt. Sie gibt lediglich preis, sie führe Gespräche. Im Übrigen habe sie
in Thüringen genug zu tun – diese Woche stehen wieder Haushaltsberatungen
an. Tja, der Regierungsstress.
Zwischendurch macht Hennig-Wellsow aber auch mal Abstecher zu ihren
Kolleg:innen. Die Runde der ostdeutschen Landesvorsitzenden traf sich am
vergangenen Montag und wird auch Ende dieser Woche noch einmal
zusammenkommen. Der Eindruck aus Teilnehmerkreisen: „Sie will es.“
Als aussichtsreiche Co-Vorsitzende wird [6][Janine Wissler aus Hessen]
genannt. Die beiden Frauen könnten die erste weibliche Doppelspitze in der
Geschichte der Linkspartei bilden und dabei alle Anforderungen der schwer
auf Proporz bedachten Partei erfüllen: Ost und West, linker Flügel und
Reformer. Wissler und Hennig-Wellsow verbindet nicht nur ihre derzeitige
Stellung als Fraktionsvorsitzende in einem Landtag. Sie haben auch an einem
Strang gezogen, als die Linke sich parteiintern in der Migrationsdebatte
aufrieb.
Sie setzen jedoch ganz unterschiedliche Akzente: So betonte Hennig-Wellsow
[7][auf der Strategiekonferenz im März], die Linke müsse Verantwortung
übernehmen. Wissler hingegen erntete auf der gleichen Veranstaltung
Beifallsstürme als sie rief: „Es rettet uns kein höheres Wesen und auch
kein linker Minister.“
## Der Realo und die Trotzkistin
Auch Wissler gibt bislang keinen Mucks von sich, soll aber viele Gespräche
führen. Unter anderem mit Jan Korte. Der Parlamentarische Geschäftsführer
der Bundestagsfraktion hatte bislang kein Interesse an dem
nervenaufreibenden Posten des Parteichefs, obwohl er in den Augen vieler
das Zeug dazu hätte. Er ist redegewandt mit Hau-drauf-Qualitäten und denkt
strategisch. Der Realo Korte und die Trotzkistin Wissler hatten Anfang 2019
auch schon mal ein gemeinsames Strategiepapier verfasst. Titel: „Die Kämpfe
verbinden.“
Auf Nachfrage der taz äußert sich Korte nicht. Genauso wenig wie Matthias
Höhn. Der Ostbeauftragte der Bundestagsfraktion wird ebenfalls als
potenzieller Parteivorsitzender genannt, wenn auch unter Vorbehalt. Sollte
Höhn nämlich Parteichef werden, könnte Korte im schlimmsten Fall sein
Bundestagsmandat verlieren. Denn beide kommen aus dem Landesverband
Sachsen-Anhalt und ob von dort wieder sechs Leute über die Liste in den
Bundestag einziehen, ist fraglich.
Ein möglicher Anwärter auf einen Spitzenposten ist auch Ali Al Dailami. Der
Mitarbeiter der Fraktionsvorsitzenden Amira Mohamed Ali genießt nicht nur
deren Rückhalt, sondern auch das Vertrauen des Kreises um Sahra
Wagenknecht. Als weiterer Kandidat aus dem linken Lager fällt auch immer
wieder der Name von [8][Fabio De Masi. Der Finanzexperte der Fraktion]
treibt derzeit die Bundesregierung im Fall Wirecard vor sich her und ist
regelmäßig in den Medien. Ob er sich auch das Amt des Parteivorsitzenden
zutraut? „Ich habe ein gesundes Selbstvertrauen. Aber Lust wäre etwas
übertrieben“, antwortet De Masi.
Die Fraktion der Linken trifft sich in dieser Woche zur Klausur, eine gute
Gelegenheit für Gespräche aller Art. Sie rechne damit, dass es bald ganz
offizielle Kandidaturen gebe, sagte Kipping am Montag. Sie wird es ja
wissen.
31 Aug 2020
## LINKS
[1] /Linken-Parteichef-Bernd-Riexinger-hoert-auf/!5710599
[2] /Katja-Kipping-ueber-ihre-Zukunft/!5706455
[3] /Strategiekonferenz-der-Linkspartei/!5666699
[4] /Ministerpraesidentenwahl-in-Thueringen/!5669597
[5] /Zwischenbilanz-R2GC-in-Thueringen/!5687093
[6] /Linken-Politikerin-zu-Merkel-und-Hessen/!5546345
[7] /Strategiekonferenz-der-Linkspartei/!5666699
[8] /Linken-Politiker-ueber-Konjunkturpaket/!5696244
## AUTOREN
Anna Lehmann
## TAGS
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