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# taz.de -- Nach Militärputsch in Mali: Mission auf Eis gelegt
> Die EU stoppt ihre Militärausbildung in Mali, zieht aber nicht ab. Die
> Soldaten waren ohnehin lange inaktiv.
Bild: Vorerst ist die Ausbildungsmission der Bundeswehr in Mali gestoppt
Cotonou/Berlin taz | Die EU stoppt [1][aufgrund des Militärputsches]
temporär ihre Missionen in Mali – einen Unterschied macht das aber nicht.
„Sie sind immer noch da, und sie werden die Arbeit sobald wie möglich
wieder aufnehmen“, sagte der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell am Mittwoch
in Berlin nach einem Treffen der EU-Verteidigungsminister. Aufgrund der
Coronapandemie ist die EU-Trainingsmission für Malis Streitkräfte „EUTM
Mali“ allerdings schon seit Anfang April ausgesetzt.
Aufgrund der Kontakte zwischen Soldaten sei die Sicherheit nicht
gewährleistet, hieß es damals. Dann wurde auch noch ein EU-Soldat positiv
getestet, und ein Großteil des Personals verließ das Land. Für EUTM sind
laut Bundeswehr derzeit noch 75 Soldat*innen in Mali; Ausbildung betreiben
sie derzeit nicht, mit Ausnahme einer laufenden zweiwöchigen
„Basisausbildung in der taktischen Sanitätsversorgung“; ebensowenig die
Polizeiausbildungsmission EUCAP Sahel Mali.
So hatte es wenig mit der Realität zu tun, dass Ende Mai der Bundestag der
[2][Ausweitung der deutschen Beteiligung an EUTM Mali] zustimmte. Künftig
sollten statt 350 bis zu 450 Soldat*innen entsendet werden. Auch will man
nicht mehr nur in Mali ausbilden, sondern auch in Nachbarländern.
Nun liegen diese Planungen auf Eis – dank des Sturzes des malischen
Präsidenten Ibrahim Boubacar Keïta am 17. August ausgerechnet durch die
Armee, die seit sieben Jahren [3][von der EU-Mission eine Grundausbildung
erhält], an der laut Borrell 90 Prozent der malischen Soldaten teilgenommen
haben. Bundesverteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer bestätigte
am Mittwoch ferner: „Dass einige der führenden Köpfe der Putschisten auch
Ausbildung in Deutschland und in Frankreich genossen haben, das ist
bekannt.“
## Internationale Ausbildung der Putschisten
Nach einem Bericht haben zwei der Putschisten einst in Deutschland
studiert, einer an der Bundeswehruniversität München. Ausbildung in höheren
Rängen gab es auch anderswo: In Russland haben Juntamitglieder Malick Diaw
und Sadio Camara studiert, und Frankreich und die USA arbeiten mit Malis
Spezialkräften, deren Kommandeur Assimi Goita jetzt Malis Militärjunta
führt.
Goita soll auch einen Kurs in Terrorbekämpfung am George C. Marshall Center
in Garmisch-Partenkirchen belegt haben, eine Partnerinstitution
Deutschlands und der USA. Die USA haben ihre Zusammenarbeit mit Malis
Streitkräften in Reaktion auf den Putsch ausgesetzt, doch traf sich die
US-Botschaft in Bamako am Donnerstag als erste mit der Militärregierung.
[4][Deutschlands militärische Zusammenarbeit mit Mali] war am Mittwoch
Thema im Auswärtigen Ausschuss des Bundestages. Alle internationalen
Instanzen haben den Putsch verurteilt – aber eine Wiedereinsetzung des
gestürzten Präsidenten ist vom Tisch, seit dieser diese Woche gesagt hat,
er wolle das gar nicht. Es geht jetzt nur um seine Freilassung und den
Übergang zu einer zivilen Neuordnung.
Der erste Schritt erfolgte am Donnerstag: Keïta kam in Bamako frei.
[5][Juntachef Goita] erklärte, man wolle nun den gemeinsamen
Antiterrorkampf mit den ausländischen Truppen fortsetzen. Frankreichs
Generalstabschef, General Lecointre, rief die EU dazu auf, ihr
Trainingsprogramm wiederaufzunehmen: „Man muss in der Lage sein, eine
politische und eine militärische Realität voneinander zu unterscheiden.“
## Deutsche Soldaten „wohlauf“
Doch das Mandat von EUTM Mali sieht die Unterstützung der „legitimen
Autoritäten“ vor – das schließt eine förmliche Zusammenarbeit mit einer
Militärjunta aus. „Es ist eine Frage des Prinzips“, sagt Politikexperte
Issaga Kampo in Bamako.
Und die deutschen Soldaten in Mali? Drei Tage nach dem Putsch gab die
Bundeswehr bekannt, sie seien „wohlauf“. Ihre Lager würden sie vorerst
jedoch nicht verlassen, sondern in Koulikoro 60 Kilometer außerhalb der
Hauptstadt Bamako sowie in Bamako selbst bleiben.
Die 900 deutschen Soldaten bei der UN-Mission (Minusma) in Gao, weit weg
von Bamako, machen weiter, als sei nichts geschehen. „Die deutschen
Soldaten der Minusma in Gao führen ihren Auftrag derzeit unverändert fort“,
erklärt das Einsatzführungskommando der Bundeswehr.
27 Aug 2020
## LINKS
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[5] /Anfuehrer-der-Militaerjunta-in-Mali/!5708407
## AUTOREN
Katrin Gänsler
Dominic Johnson
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