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# taz.de -- Situation in deutschen Kitas: Zu wenig Personal, zu viele Kinder
> Eine Studie der Bertelsmann-Stiftung legt Schwächen bei der
> Kinderbetreuung in Deutschland offen. Es gibt große regionale
> Unterschiede.
Bild: Brauchen mehr und besser ausgebildete ErzieherInnen: Kinder in einer Kita…
Berlin taz/dpa | Viele [1][Kitas] in Deutschland haben zu wenig Personal,
um alle Kinder gut zu versorgen, insbesondere ausgebildete Betreuer*innen
fehlen. Zu diesem Ergebnis kommt die Bertelsmann-Stiftung in ihrem
[2][„Ländermonitoring Frühkindliche Bildungssysteme“]. Durch die Mängel
steige „das Risiko einer niedrigeren Bildungsqualität“ befürchten die
Autor*innen. Gewerkschaften fordern als Reaktion auf die Ergebnisse bessere
Arbeitsbedingungen und mehr Lohn für Betreuer*innen.
Laut der Studie, die am Dienstag veröffentlicht wurde, kommen in Krippen
auf ein*e Betreuer*in durchschnittlich etwa vier, in Kindergärten fast neun
Kinder. Nötig für eine angemessene Betreuung wäre laut Studie aber ein
Verhältnis von etwa eins zu drei beziehungsweise eins zu sieben.
Insbesondere in den ostdeutschen Bundesländern ist die Realität davon weit
entfernt. Während Krippen in Baden-Würtemberg und Bremen im Schnitt fast
den Idealwert von drei Kindern pro Betreuer*in erreichen, sind es in
Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen etwa doppelt so viele Kinder, um die
sich ein*e Betreuer*in im Schnitt kümmern muss.
„Der Personalschlüssel übersetzt sich eins zu eins in die Qualität der
Betreuung“, warnt Björn Köhler, Vorstandsmitglied Jugendhilfe und
Sozialarbeit der [3][Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW)]. Es sei
„ein großes Problem“, dass sich am Wohnort entscheide, wie gut die Bildung
ist, die ein Kind erhält, so Köhler.
Nicht immer ist es aber der Osten der Republik, der schlechter abschneidet.
Zum Beispiel bei der Gruppengröße in den Kitas – auch die ist relevant für
die Qualität der Betreuung. Laut Bertelsmann-Stiftung sollten Gruppen
maximal zwölf jüngere oder 18 ältere Kinder umfassen. Im Westen werden laut
Studie zwei Drittel der Kinder in Gruppen betreut, die über diesen Vorgaben
liegen. Im Osten ist lediglich ein Drittel der Kinder betroffen.
## Es braucht mehr Geld
Die Kita-Beschäftigten im Osten sind außerdem besser ausgebildet: In den
ostdeutschen Bundesländern sind über 80 Prozent der Kita-Beschäftigten
ausgebildete Betreuer*innen, im Westen sind es nur knappe 65 Prozent. Bei
den restlichen Beschäftigten handelt es sich um Assistenzkräfte.
Was also muss passieren, damit mehr und besser ausgebildete Erzieher*innen
in den Kitas landen – und zwar flächendeckend? Köhler fordert ein
Bundesgesetz, das deutschlandweit eine Betreuungsquote festschreibt.
Außerdem ist er überzeugt: „Das Gehalt muss steigen.“ Köhler verweist
darauf, dass angehende Erzieher*innen für ihre Ausbildung teils bezahlen
müssen – statt wie andere Azubis bezahlt zu werden.
Seine Kollegin, die stellvertretende Verdi-Vorsitzende Christine Behle
betont, dass weiterhin auf die Qualifikation der Betreuenden geachtet
werden müsse: „Wir verstehen die Notlage, in den Kitas Personal zu
gewinnen. Diese darf aber nicht dazu führen, dass fachliche Standards auf
Dauer abgesenkt werden.“
Bundesfamilienministerin Franziska Giffey wies die Kritik an der Qualität
der Kitas am Dienstag zurück. „Es ist nicht richtig, derart gravierende
Zweifel an einer kindgerechten Betreuung in den Kitas zu säen“, erklärte
die SPD-Politikerin. In den Kitas leisteten jeden Tag Erzieherinnen und
Erzieher hervorragende und kindgerechte Arbeit. „Diese lässt sich nicht nur
am Betreuungsschlüssel festmachen“, betonte Giffey. Sie verwies zudem auf
die rund 5,5 Milliarden Euro, die den Ländern über das sogenannte
Gute-Kita-Gesetz für Qualitätsverbesserungen und weniger Gebühren zur
Verfügung gestellt werden.
25 Aug 2020
## LINKS
[1] /Regelbetrieb-in-mehreren-Bundeslaendern/!5702043
[2] https://www.bertelsmann-stiftung.de/de/themen/aktuelle-meldungen/2020/augus…
[3] /Expertin-zu-Digitalisierung-an-Schulen/!5686324
## AUTOREN
Frederik Eikmanns
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