# taz.de -- Terrormiliz in Nigeria: Boko Haram ermordet NGO-Mitarbeiter | |
> Die Terrormiliz hat fünf Helfer*innen internationaler Organisationen | |
> getötet. Das Blutvergießen im Nordosten Nigerias nimmt seit Monaten zu. | |
Bild: Ein vor Boko Haram Geflüchteten Lager in Maiduguri in der Region Borno, … | |
COTONOU taz | Die [1][nigerianische Terrormiliz Boko Haram] hat sich | |
zurückgemeldet. Mit der Nachricht, dass sie fünf Mitarbeiter*innen der | |
internationalen Hilfsorganisationen International Rescue Committee (IRC) | |
und Action against Hunger ermordet hat, hat sie erneut weltweit | |
Aufmerksamkeit bekommen und demonstriert, dass sie weiterhin [2][den | |
Nordosten Nigerias destabilisieren kann]. | |
Die Hinrichtungen waren mit einem kurzen Video bekanntgemacht worden. Laut | |
einer Übersetzung der Onlinezeitung Premium Times heißt es darin auf | |
Haussa, der am weitesten im Norden Nigerias verbreiteten Sprache: „Eure | |
Arbeitgeber nutzen euch nur aus, um ihre Ziele zu erreichen. Sie | |
interessieren sich aber nicht für euch. Wenn ihr entführt werdet, kümmert | |
sie das nicht.“ Die Mitarbeiter*innen waren im Juni entführt worden. | |
Das IRC hat die Ermordung der beiden Kolleg*innen scharf verurteilt. Auch | |
Christos Christou, internationaler Präsident von Ärzte ohne Grenzen, | |
schreibt in einer Pressemitteilung: „Wir bei Ärzte ohne Grenzen sind | |
erschüttert, diese schreckliche Nachricht zu hören.“ Die Organisation | |
fordert alle Konfliktparteien auf, den Zugang zu Bedürftigen in der | |
Bevölkerung zu sichern. | |
Dass Boko Haram für die Hinrichtungen verantwortlich ist, betonte Präsident | |
Muhammadu Buhari kurz nach Veröffentlichung des Videos. Man wolle alles | |
tun, bis auch das letzte Mitglied „vernichtet“ ist und die Täter*innen vor | |
dem Gesetz zur Verantwortung gezogen werden. | |
## Gefährliche Monate für Nigerias Armee | |
In den vergangenen Wochen hatte die nigerianische Armee immer wieder | |
vermeldet, dass es den Streitkräften gelungen sei, Menschen aus der | |
Geiselhaft Boko Harams zu befreien und Terrorist*innen zu töten. Demnach | |
müssten Hunderte gestorben sein. | |
Besonders erfolgreich waren sie eigenen Angaben zufolge [3][rund um den | |
Tschadsee], der ein wichtiger Rückzugsort der Terrormiliz ist. Staatliche | |
Strukturen existieren dort nicht mehr. Auch nichtstaatliche Organisationen | |
können die Gebiete nicht erreichen, um beispielsweise Binnenflüchtlinge mit | |
Nahrung, Notunterkünften und Medizin zu versorgen. | |
Die US-amerikanischen Denkfabrik Council on Foreign Relations (CFR) | |
zweifelt jedoch an den Erfolgsmeldungen. Vor allem für Soldat*innen seien | |
die vergangenen zwei Jahre so gefährlich wie nie zuvor gewesen. Anfang Juli | |
waren an einem Tag 37 Soldat*innen in einen Hinterhalt geraten und von den | |
Terrorist*innen ermordet worden. | |
Auch nach Einschätzung der Beraterfirma SBM Intelligence mit Sitz in der | |
Hafenmetropole Lagos nimmt die Gewalt nicht ab. Von April bis Juni zählte | |
sie 2.732 Ermordungen im Land, davon 1.053 Zivilist*innen. Mit 941 Opfern | |
bleibt Borno, wo Boko Haram ihren Ursprung hat, am stärksten von Gewalt | |
betroffen. | |
Einen negativen Trend beobachtet außerdem die Internationale Organisation | |
für Migration (IOM). In der dritten Juliwoche zählte sie 1.826 neue | |
Binnenflüchtlinge in Borno, sowie im Norden des Nachbarbundesstaats | |
Adamawa. Nur 270 Menschen hatten dagegen die Flüchtlingsunterkünfte und | |
Gastkommunen verlassen. Auch hier sind die Landkreise im äußersten | |
Nordosten sowie [4][an der Grenze zu Kamerun besonders betroffen]. | |
Nach Angaben des Flüchtlingshilfswerks der Vereinten Nationen (UNHCR) sind | |
rund um den Tschadsee weiterhin 2,5 Millionen Menschen auf der Flucht. | |
24 Jul 2020 | |
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## AUTOREN | |
Katrin Gänsler | |
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