# taz.de -- Zwei Regionalwahlen in Spanien: Podemos geht unter | |
> Im Galicien fliegt die Linksalternativen aus dem Parlament, im Baskenland | |
> verlieren sie die Hälfte ihrer Mandate. Die Sozialisten legen leicht zu. | |
Bild: WählerInnen stehen am Sonntag Schlange mit Mindestabstand im baskischen … | |
Madrid taz | [1][Spaniens Ministerpräsident Pedro Sánchez] geht geschwächt | |
in die am Montag beginnenden Verhandlungen über die europäischen | |
Hilfsprogramme für den wirtschaftlichen Wiederaufbau nach der | |
Covid-19-Krise. Zuerst musste er vergangene Woche mit ansehen, wie seine | |
Wirtschaftsministerin [2][Nadia Calviño] bei der Wahl des Eurogruppenchefs | |
durchfiel. Und jetzt droht seiner Koalitionsregierung nach den | |
Regionalwahlen am Wochenende in den beiden nordwestlichen Autonomien | |
Galicien und dem Baskenland eine interne Krise. | |
Zwar konnten Sánchez' sozialistische PSOE in beiden Regionen ihr Ergebnis | |
leicht verbessern. Doch der kleinere der beiden Koalitionspartner, die | |
linksalternative Unidas Podemos (UP), brach völlig ein. | |
So waren die Mareas, ein Bündnis rund um die UP des Politikprofessors Pablo | |
Iglesias vor vier Jahren in Galicien mit 14 der 75 Abgeordneten im | |
Regionalparlament hinter der konservativen Partido Popular (PP) von | |
Regierungschef Alberto Núñez Feijóo noch zweitstärkste Partei gewesen. Doch | |
am Sonntag verloren die Linksalternativen alles. Sie sind künftig nicht | |
mehr im Parlament vertreten. | |
Feijóo, der die Wahlen angesichts der Covid-Krise vorgezogen hatte, um vom | |
Unmut mit der Regierung in Madrid zu profitieren, gewann einmal mehr. Seine | |
PP hat im neuen, wie im alten Parlament 41 Abgeordnete (48 Prozent). Der | |
linke Nationalistische Galicische Block (BNG) erbte die Stimmen der | |
linksalternativen Marea und ist mit 19 Abgeordneten (23,8 Prozent) Nummer | |
2. Die Sozialisten von Sánchez sind einmal mehr Dritte mit 15 Abgeordneten | |
(19,4 Prozent).Totalverlust | |
## Nationalisten gewinnen im Baskenland | |
Ähnlich sieht es im Baskenland aus. Dort verlor Podemos fünf der bisher elf | |
Abgeordneten (8 Prozent). Siegreich ist einmal mehr die Baskisch | |
Nationalistische Partei (PNV) von Regierungschef Iñigo Urkullu mit 31 der | |
75 Abgeordneten (39,1 Prozent). Die PNV gewann drei Sitze hinzu. | |
Nummer 2 ist die linksnationalistische EH Bildu, die fünf Sitze | |
hinzugewann. Sie hat jetzt 22 Abgeordnete (27,8 Prozent). Sie beerbte | |
Podemos. Die Sozialisten, die wohl auch weiterhin in Koalition mit der PNV | |
regieren werden haben zehn Sitze statt bisher neun (13,6 Prozent). | |
Der zweite große Verlierer ist das Bündnis aus PP und rechtsliberalen | |
Ciudadanos mit fünf Abgeordnete (6,8 Prozent). Die PP alleine hatte vor | |
vier Jahren noch neun Sitze. Erstmals zieht ein Abgeordneter der | |
[3][rechtsextremen VOX] (2 Prozent) ins baskische Parlament ein. | |
## Pablo Iglesias kneift vor der Öffentlichkeit | |
UP-Chef Iglesias traute sich in der Wahlnacht nicht vor die Kameras. Er | |
begnügte sich mit einer Kurznachricht auf Twitter, in der er von einer | |
„durch nichts schön zu redenden Niederlage“ sprach und „Selbstkritik“ | |
ankündigte. | |
Doch wie die aussehen kann, ist unklar. Denn es war Iglesias, der nach | |
einem Zusammengehen der Linksalternativen mit der Vereinigten Linken (IU) | |
und breiten Teilen der der Kommunistischen Partei eine breite | |
Säuberungswelle in der Partei veranlasste. | |
Im Baskenland ließ er die gesamte Führung und einen Großteil der Kandidaten | |
auswechseln. Und in Galicien führte sein autoritärer Stil dazu, dass die | |
Mareas zerfielen. Die neue Formation Galicia en Comun konnte nicht Fuss | |
fassen. Ähnlich schlechte Ergebnisse hatte UP bereits bei den Regional- und | |
Kommunalwahlen vergangenen Frühsommer unter anderem in der Region Madrid | |
eingefahren. | |
Das erste große Problem, vor der Iglesias nun steht: Eine seiner besten | |
Frauen im Koalitionskabinett, Arbeitsministerin Yolanda Díaz, kommt aus den | |
Mareas. Ohne Hausmacht ist sie so gut wie zum Abschuss durch | |
Unternehmerverbände und Opposition freigegeben. | |
Der [4][Podemos]-Mitgründer Jorge Lago, der für den in den Anfangszeiten | |
erfolgreichen Diskurs verantwortlich, aber später des Amtes enthoben wurde | |
und die Partei verließ, ist einer von vielen, die „die ideologische, | |
identitäre und sentimentale Bindung“ an die Kommunisten für die herbe | |
Niederlage verantwortlich machen. „ Die Idee bei der Gründung von Podemos | |
war es, etwas anderes zu sein. Ende des Zyklus“, urteilt er. | |
13 Jul 2020 | |
## LINKS | |
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## AUTOREN | |
Reiner Wandler | |
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