# taz.de -- Abwrackprämie in Spanien: Milliarden für Diesel- und Benziner | |
> Spaniens Autoindustrie bekommt, was die deutschen Autobauer gern hätten: | |
> Prämien für Fahrzeuge mit Verbrennungsmotoren. | |
Bild: Greenpeace kritisiert Spaniens Auto-Kaufprämie für Verbrenner | |
MADRID taz | In Spanien stehen die Zeichen nach dem Covid-19-Lockdown auf | |
Schadensbegrenzung. Mit großem finanziellem Aufwand soll jetzt die | |
Automobilindustrie unterstützt werden. Sie stellt mit 2,8 Millionen | |
produzierten Fahrzeugen pro Jahr zehn Prozent des Bruttoinlandsprodukts und | |
60 Prozent der Industrieproduktion. In der spanischen Automobilindustrie | |
arbeiten knapp 90.000 Menschen, mehr als das Doppelte kommt bei den | |
Zulieferern dazu. 3,75 Milliarden Euro lässt sich die Linksregierung unter | |
Pedro Sánchez ihren Plan für die Automobilindustrie kosten. | |
Spanien ist der zweitgrößte Kfz-Hersteller in Europa. Doch mit einem | |
Problem: Seit dem Verkauf von Seat an Volkswagen in den 1980er Jahren hat | |
Spanien keine eigenen Marken mehr. Damit hängt alles davon ab, die | |
ausländischen Automobilkonzerne Volkswagen, Renault, Ford, Daimler, PSA und | |
Nissan zu umgarnen, wenn diese Krisenszenarien entwerfen und | |
Produktionskapazitäten abbauen wollen. | |
Neben Hilfen für die Forschung neuer Technologien, Subventionen bei der | |
Errichtung von Infrastruktur für Elektromobilität, der Erneuerung des | |
öffentlichen Fuhrparks, gibt es seit Ende vergangener Woche [1][die | |
höchsten Abwrackprämien], die Spanien je gesehen hat. Wer ein Auto mit mehr | |
als zehn Jahren verschrottet, je nachdem, ob er ein Diesel-, Benziner-, | |
Hybrid- oder gar Elektrofahrzeug kauft, wird zwischen 1.600 und 5.000 Euro | |
Abwrackprämie erhalten. Die Hälfte bezahlt der Staat, die andere Hälfte | |
steuern die Autofirmen per Rabatt bei. Der Neuwagen darf nicht mehr als | |
35.000 Euro kosten. Wenn es ein Elektrofahrzeug ist, sind 45.000 Euro die | |
preisliche Obergrenze. Auch für Lieferwagen und Kleinlastwagen gibt es ein | |
Hilfsprogramm. | |
[2][Die Prämien sollen den Markt animieren.] Das ist bitter nötig. Die | |
Branche befürchtet, dass 2020 rund 700.000 Fahrzeuge weniger verkauft | |
werden als im Vorjahr. Bis zu zehn Prozent der Arbeitsplätze bei | |
Herstellern und Zulieferern stünden auf dem Spiel. Da der Absatzrückgang | |
nicht nur Spanien betrifft, strukturieren die Automobilkonzerne ihre | |
Produktion um und zentralisieren sie in weniger Werken. | |
## Umweltschutzverbände kritisieren die Entscheidung | |
Mit Nissan hat bereits die erste Firma ihren Rückzug aus Spanien | |
beschlossen. Die Lieferwägen, die in Barcelona produziert werden, sollen ab | |
2021 in Frankreich vom Band gehen, die Pick-ups in Südafrika. | |
Während das Hilfspaket von der Industrie positiv aufgenommen wird, sind | |
Spaniens Umweltschutzorganisationen empört. „Wir fordern, dass die | |
öffentlichen Gelder für nachhaltige Beförderungsmittel ausgegeben wird und | |
nicht für Automobile“, erklärt Ecologistas en Acción. | |
21 Jun 2020 | |
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## AUTOREN | |
Reiner Wandler | |
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